Die Turnmutter aus Pronsfeld

PRONSFELD. Trudel Michel ist immer für die Gemeinde da gewesen. Ob als Turnmutter, Nikoläusin oder Kappensitzungs-Moderatorin, sie war und ist in vielen Ämtern ehrenamtlich unterwegs.

Für Trudel Michel ist alles, was sie ehrenamtlich geleistet hat, gar nicht der Rede wert. "Wenn man etwas will, dann geht das auch", sagt sie. So hat die vierfache Mutter es geschafft, sich trotz Haushalt und Mitarbeit in der Tierarztpraxis ihres Mannes Alexander auch für die Dorfgemeinschaft einzusetzen. Als ihre Kinder den Kindergarten besuchten, wunderte sich die sportliche Mutter, dass dort in Sachen Bewegung nichts getan wurde. Daraufhin bot sie einmal in der Woche Kinderturnen an. Erfolgreich: Die Turnstunden kamen so gut an, dass die Gruppe wegen der zahlreichen Anmeldungen geteilt werden musste. "Ich habe als Kind viel Sport getrieben und finde wichtig, dass Kinder sich bewegen", sagt die gebürtige Nohfelderin. Doch nicht nur den Kindern gefiel der Sport-"Unterricht" bei Trudel Michel. Während eines Bastelabends für Weihnachten fragten deren Mütter, ob sie nicht auch Lust hätte, eine Gymnastikgruppe für Erwachsene zu gründen. Und das hatte sie. Spontan meldeten sich zehn Frauen, und die Turngruppe "Hoch das Bein" war geboren. Das ist jetzt 38 Jahre her. Da die Frauen aber nicht nur gern turnten, sondern auch kreativ waren, bastelten sie viele Jahre lang für den Basar der Lernbehinderten der damaligen Albert-Schweitzer-Schule in Prüm und nahmen so 3000 bis 4000 Mark für die Schule ein. Auch beim Sportfest waren die Turnfrauen eine Größe, mit der man rechnen musste.Unvergessen sind auch die Wanderungen mit Kind und Kegel, die ihr Finale bei Spießbraten im Steinbruch und später in der Grillhütte hatten. Aktiv sind die Turnfrauen noch heute: Jedes Jahr stehen sie beim Lustigen Prümtal, dem Radfahrsonntag, mit ihrem Kuchenstand in Pronsfeld. Sie war Lektorin und pflegte auch Wildschweine

Doch damit war Trudel Michels Engagement in der Gemeinde noch nicht erschöpft. So war sie unter anderem vier Jahre lang Mitglied im Pfarrgemeinderat und 13 Jahre lang Lektorin. Auch den Nikolaus hat sie schon mal gespielt. Kein Wunder, dass Ortsbürgermeister Winfried Richards zuerst die Frau für alle Fälle anrief, als eine Moderatorin für die Karnevalssitzung gesucht wurde. "Mehr als in die Hose gehen kann es nicht, dachte ich mir und habe zugesagt", erinnert sich Trudel Michel. Ihre Moderation ging nicht in die Hose, sondern ins Zwerchfell und war so gut, dass sie noch fünf weitere Male die Tanzgruppen und Jecken ankündigte. Und das alles, während es zu Hause alles andere als ruhig zuging. "25 Stunden am Tag klingelte das Telefon meiner Tierarztpraxis", sagt ihr Mann Alexander Michel. Sie sei nicht nur Ansprechpartnerin seiner Klienten gewesen, sondern habe ihm auch sonst viel geholfen. Bei der Schreibarbeit, bei Impfungen, bei der Reinigung der Kanülen und sogar bei Ferkelgeburten. Unterstützt im Haushalt wurde sie von Hauswirtschaftslehrlingen, von denen sie zwei ausgebildet hat. Das Leben als Tierarztfrau brachte es mit sich, dass auch der ein oder andere Vierbeiner und geflügelte Gefährte zu Gast war. Neben Haustieren wie Zwerghase, Schildkröte und Meerschweinchen waren auch eine Dohle, ein Wildschwein und ein Rehkitz mit dabei. Heute genießt Rauhaardackel Tobie die volle Aufmerksamkeit. Mittlerweile freuen sich Trudel und Alexander Michel ihres Rentnerdaseins - doch keine Frage, alle zwei Wochen heißt es dennoch: "Hoch das Bein."

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