Die Vereinigung aller Länder und Unsicherheiten

Seit 17 Jahren wird in Deutschland jedes Jahr am 3. Oktober der "Tag der Deutschen Einheit" gefeiert. Doch abgesehen davon, dass an diesem Tag schulfrei ist: Was hat es mit dieser deutschen Einheit überhaupt auf sich? Der TV hat dazu junge Menschen in Trier und Bitburg befragt.

 Die Deutschlandfahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin: Heute wird gefeiert – aber was? Foto: dpa

Die Deutschlandfahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin: Heute wird gefeiert – aber was? Foto: dpa

Trier/Bitburg. "Das ist doch der Tag, an dem die Länder sich mit Deutschland vereinigt haben", sagt die zwölfjährige Gymnasiastin, die mit zwei Klassenkameradinnen vor dem Dreikönigshaus in der Trierer Fußgängerzone steht. Mit einer Frage nach der Bedeutung des 3. Oktobers hat sie nun gar nicht gerechnet. Die drei überlegen eine Weile, sind sich einig, dass an diesem Tag etwas gefeiert wird, und wissen halt nur nicht so recht, was. In der Schule hatten sie diesen Einheits-Tag auf jeden Fall noch nicht, versichert das ratlose Trio. Da seien jetzt die Römer auf dem Stundenplan, was auch der Grund für ihren Aufenthalt in Trier ist. Erst auf Spurensuche in der Innenstadt und dann ab ins Landesmuseum zu Kaiser Konstantin und den anderen. Und vom römischen Reich bis zum geteilten Deutschland ist es schließlich noch ein Stück. "Kann es sein, dass das in Berlin ist?", fragt eines der Mädchen zurück. Immerhin: Auch wenn sie das Gefragte nicht beantworten können, so sind die drei Schülerinnen dennoch an der Antwort interessiert.Die vier Jungs im Alter von zwölf bis 14 Jahren, die derzeit am Trierer Marktkreuz sitzen, ihr Fast-Food-Frühstück in den Händen halten und ebenfalls einer Exkursion angehören, wissen da schon eher, was es mit diesem 3. Oktober auf sich hat. "Klar, da hat mein Bruder Geburtstag", sagt einer, merkt aber recht schnell, dass dieses Ereignis für einen Großteil der rund 82 Millionen Bundesbürger möglicherweise eher zweitrangig ist (einen herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle dennoch)."Da ist doch die Mauer gefallen", fällt es einem der Jungs wieder ein, und dann beginnt das Pokern um die Jahreszahl. "Irgendwann in den 80ern", meint einer, "Ne, ich glaube 1998", sagt ein anderer, "schreiben Sie bloß nicht, dass wir das Datum nicht gewusst haben", fordert ein unsicherer Dritter. Und auf die Frage, was diese Mauer in Berlin wohl getrennt haben könnte, geht das Raten von vorne los."Die Wiedervereinigung der DDR mit der Bundesrepublik", antwortet wenig später in der Brotstraße eine 23-Jährige spontan und verunsichert damit den Autor dieser Zeilen, der bis dahin nach zahlreichen Erklärungsversuchen und Ausflügen ins historische Nirvana gar nicht mehr mit einer richtigen Antwort gerechnet hatte.Mit diesem Erfolgserlebnis also ab nach Bitburg. Haltestelle: Zentraler Omnibus-Parkplatz. Ein 17-jähriger Berufsschüler wartet auf den Bus. "Natürlich, da wurde das Brandenburger Tor geöffnet", antwortet er auf die Frage nach der Bedeutung des Tages der Deutschen Einheit. Das habe er in der Schule bereits gehabt, "und eigentlich schon viel zu oft". Und was wurde da vereint? "Die DDR und die Bundesrepublik", fügt er hinzu. Das Mädchen neben ihm schweigt und nickt. Sie scheint unsicher, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit noch für eine spaßige Antwort zu haben - doch lassen wird das. Zwei Siebtklässler laufen in Richtung Bus. Zwei kurze Fragen, zwei richtige Antworten. Und dann noch abschließend: Wurde das in der Schule schon behandelt? "Nein, das wissen wir so", sagt einer der beiden. Dann rennen sie weiter.Die beiden 14- und 15-jährigen Schüler, die wenig später durch die Fußgängerzone schlendern und ebenfalls befragt werden, haben etwas mehr Zeit. Dafür aber keine Ahnung. Absolut keinen Schimmer. Noch nicht einmal eine Idee, was es mit diesem Tag der Deutschen Einheit wohl auf sich haben könnte. Das Einzige, was ihnen dazu einfällt, ist die Feststellung: "Hauptsache, wir haben frei." Da sind sich die beiden Neuntklässler einig, bilden sozusagen eine Einheit - na gut, das lassen wir dann mal durchgehen.

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