Die Wahl der kleinen Unterschiede

PRÜM. Die Prümer haben wirklich die Wahl: Vor rund 200 Zuschauern im Konvikt präsentierten sich beim TV -Forum am Freitag vier unterschiedliche, aber stets faire Bürgermeister-Kandidaten.

Dass die Kandidaten einander nichts geschenkt hätten, kann man kaum sagen: Fairness bestimmte den Abend, wie viele Zuhörer meinten. Und immerhin verteilte FWG-Mann Marzellus Boos selbst hergestelltes Kleingebäck an seine Konkurrenten und das große Publikum. Ob damit die Frage geklärt werden konnte, wer in Prüm die besseren Plätzchen hinkriegt, sei dahingestellt. Als Indiz muss eine Stimme aus dem Wahl-Volk genügen: "Die sä mirr ze tröschen!"Zwischen Parkhaus und Hahnplatz

Die Podiumsrunde, moderiert von Manfred Reuter und Marcus Hormes, war indessen alles andere als trocken. Bestimmende Themen: Teichplatz-Parkhaus, Hahnplatz, Behörden-Abzug und Verkehrssituation. Das Parkhaus stehe nun einmal da, "und durch schlecht reden wird es nicht besser", meinte Mathilde Weinandy (CDU). Walter Braus hingegen, im ruhigen Gewissen, mit seiner Prümer Bürger-Bewegung immer gegen den Großbau gewesen zu sein, legte nach: "Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit das Parkdeck sehe, könnte ich mich umdrehen und wieder nach Hause gehen." Es habe ja "durchaus Positives gegeben" in der Rats-Arbeit der vergangenen Jahre, fand Marzellus Boos, allerdings sei vieles, wie die Hahnplatz-Gestaltung, "nicht zu Ende gebracht worden": "Wir haben fünf oder sechs Hahnplätze, je nachdem, wo man steht." Während die anderen Kandidaten angesichts der Finanzlage hier eine Politik der kleinen Schritte - nach der Einrichtung eines Kreisverkehrs am Bahnübergang - bevorzugen, setzt Boos auf große Lösungen. Die allerdings müssten erst in einem "Leitbild für die Stadt" festgelegt werden. "Es wird immer über den Hahnplatz gesprochen", sagte Markus Fischbach (SPD), "aber es gibt noch andere Plätze in Prüm." Beim Thema Zufahrt zum Postferiendorf gab sich der mit 38 Jahren jüngste Kandidat pragmatisch: "Wenn hier weiter gebaut wird, muss eine andere Zufahrt her, auch wenn sie dann über den Tettenbach führt." Gegen die Umsiedlung des Kulturamts ist wohl nichts mehr zu machen - sogar von Drohungen gegen protestierende Mitarbeiter ist inzwischen die Rede. Ein Beispiel dafür, wie zusammen mit 100 Arbeitsplätzen auch "das Menschliche" verloren gehe, urteilte Mathilde Weinandy über die Vorgehensweise der Landesregierung. Entsprechend anders werde ihre Politik als Bürgermeisterin sein: Sie versprach Zusammenarbeit "auch über Parteigrenzen hinweg", setzte auf ihre "Mutterfunktion" und will "alle Menschen mitnehmen". Womit wir bei den Vorzügen wären, mit denen die Kandidaten für sich warben: Er wolle Prüm profilieren, sagte Marzellus Boos, als Wohnstadt, als Familienstadt, als Kulturstadt und touristisches Zentrum. Und entwarf dabei eine höchst optimistische Vision für das Jahr 2020. "Das ist vielleicht gewagt, aber wir sollten in diese Richtung gehen und es mit mir als Bürgermeister anpacken." Walter Braus versprach, die Grundversorgung, besonders bei Lebensmitteln, in die Innenstadt zurück zu holen. Und setzte sich ein für "eine Verkehrsregelung, die die Besucher nicht verprellt". Denn "es geht nicht an, dass uns Stadtplaner und Investoren etwas aufs Auge drücken, was wir nicht wollen." Ein "lebenswertes Prüm" ist auch das Ziel von Markus Fischbach. Und es sei Zeit für die Jüngeren, Verantwortung zu übernehmen: "Jetzt müssen wir ran und in unserem Laden arbeiten." Am Schluss war es fast wie beim "Herzblatt": Der Wähler muss sich nun entscheiden zwischen der landespolitisch erfahrenen Stadtmutter, die aufs Menschliche setzt, dem visionären Hobby-Bäcker mit dem großen Leitbild vor Augen, dem jugendlichen Prümer Jung, der sich seiner Verantwortung stellt, und dem erfahrenen Pragmatiker, bei dem die Parkhäuser nicht in den Himmel wachsen.

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