Die große Kraft der kleinen Bakterie

Ohne Chemie und ohne Gestank: Das Jugendfreizeitzentrum in Fischbach-Oberraden setzt auf Kraft der Mikroorganismen. Der Einsatz sogenannter "Effektiver Mikroorganismen" hält mittlerweile Einzug in alle Lebensbereiche. Im Jugendfreizeitzentrum Fischbach-Oberraden haben die kleinen Bakterien mittlerweile sämtliche chemischen Reinigungsmittel ersetzt. Und Betreiberin Hildegard Kamper kann wieder frei durchatmen.

Fischbach-Oberraden. Für Hildegard Kamper sind die Zeiten, in denen sie die Sanitärraume ihrer Einrichtung mit gemischten Gefühlen betreten und unangenehmen Gerüchen verbunden hat, vorbei. "Wenn man früher dort rein gegangen ist, konnte einem schlecht werden", sagt Kamper, Betreiberin des Jugendfreizeitzentrums in Fischbach-Oberraden, "doch das ist jetzt vorbei". Nachdem der Einsatz chemischer Reinigungsmittel im Kampf gegen die Parkhausklo-Atmosphäre ohne die gewünschte Wirkung blieb, setzt die Betreiberin jetzt auf die Kraft "Effektiver Mikroorganismen" (EM).

"Bei einer Toilette, die tagtäglich von vielen Kindern genutzt wird, entwickelt sich natürlich ein unangenehmer Geruch", sagt Pit Mau, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung regenerativer Mikroorganismen, deren Ziel darin besteht, "möglichst viele Menschen über die außerordentliche Wichtigkeit von nützlichen und regenerativen Mikroorganismen zu informieren". Ein weiteres Ziel des gemeinnützigen Vereins mit Sitz in Bremen ist die praktische Anwendung dieser Organismen. Und was die Arbeit dieser Multimikrobenmischung in den Toiletten der Jugendeinrichtung betrifft, so beschreibt Mau das in wenigen Worten: "Die fressen den Schmutz, so einfach ist das."

Und weil das so einfach ist, setzt Hildegard Kamper die Bakterien im gesamten Haus ein, reinigt damit die Oberflächen, besprüht Räume und sorgt damit für ein besseres Raumklima. "Hier gibt es keine chemischen Reinigungsmittel mehr", sagt Brigitte Ewen aus Weidingen, eine der mittlerweile zahlreichen EM-Berater, die über die scheinbar unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten der Mikroorganismen beraten und die dafür notwendigen Mittel auch vertreiben.

Auf den nicht zu stillenden Heißhunger der kleinen Organismen setzt auch Gerd Wolsfeld aus Fischbach. Er ist EM-Berater und Maler in einer Person und setzt in beiden Fällen auf die Kraft der Milchsäure- und Fotosynthesebakterien. So lasse sich damit beispielsweise auch Schimmel an kalten, schlecht isolierten Wänden dauerhaft beseitigen, sagt Wolsfeld. Und auch im Verein "Ruhiges Radental", dem Wolsfeld angehört, gebe es bereits Überlegungen, die Effektiven Mikroorganismen im Naturerlebnispfad Fischbach-Oberraden einzusetzen.

"Es hört sich nach einem Wundermittel an, ist es aber nicht", stellt Brigitte Ewen klar. "Es ist nur das, was die Natur uns gibt, und wir gucken es uns einfach ab." Extra Effektive Mikroorganismen Entdeckt wurden die Effektiven Mikroorganismen (EM) in den siebziger Jahren von dem japanischen Agrarwissenschaftler und Hochschullehrer Teruo Higa. Dabei handelt es sich um eine Multimikrobenmischung aus hauptsächlich Milchsäure- und Fotosynthese-Bakterien sowie Hefen und fermentaktiven Pilzen, von denen viele wiederum auch für die Herstellung von Lebensmitteln wie beispielsweise Joghurt, Sauerkraut oder Bier verwendet werden. Ursprünglich als Alternative zum Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft entwickelt, werden die Effektiven Mikroorganismen heute weltweit in den Bereichen der Umwelt und Industrie oder aber auf dem Gebiet der Gesundheit eingesetzt. Infos zu EM gibt es auf der Homepage des in Deutschland 2001 gegründeten Vereins unter www.emev.info.

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