Die tödliche Grenze

BRANDSCHEID. Nach drei Jahren Pause arbeitet der Theaterverein "Schwarzer Mann" am neuen Stück. Die Schmugglergeschichte "Verlorene Jugend" wird in den Ebenen Film, Theater und Erzählkunst aufgeführt.

"Kamera ab!", heißt es schon seit November 2002. Da drehten die 18 Darsteller des Theatervereins mit mehr als 30 Statisten auf dem belgischen Truppenübungsplatz Elsenborn. "Das mussten wir, weil einige Szenen im Schnee spielen", erklärt Lambert Lehnertz. Original Zöllneruniformen aus den 50er Jahren ersteigerte der Verein bei einer Börse im Internet. "Direkt nach den Dreharbeiten haben wir sie weiterverkauft", verrät Lehnertz. Waffen - wie Maschinenpistolen oder Kaliber 38 - stellte das Museum Elsenborn zur Verfügung.Mit den Filmaufnahmen werden die Rückblenden für das Theaterstück auf einem Seitenteil der Bühne dokumentiert. Ebenso wie bei dem furiosen Erstlingswerk, einem Antikriegsstück von Alfred Andersch, das die Laienspieltruppe vor drei Jahren aufführte (der TV berichtete). Das Team um Manfred Klein, der Drehbuchautor, Regisseur und Kameramann ist, hält an der ungewöhnlichen Form der Präsentation auf drei Ebenen fest. Diesmal steht eine emotional geladene Schmugglergeschichte auf dem Programm. Unter dem Titel "Verlorene Jugend - Wir sind die Vergangenheit der Zukunft" hat Klein zwei Jahre lang detailliert recherchiert.Geschäfte mit dem "braunen Gold"

Die Geschichte spielt 1951, als der Schmuggel mit Kaffee an der Grenze blühte. "Mokka Türc" ging damals tonnenweise illegal - unter Röcken, in Rucksäcken oder in Fahrzeugen - über die Grenze. Das Geschäft mit dem "braunen Gold" gehört auch zum Alltag dreier Geschwister, zweier Männer und mehrerer Zöllner - den Hauptdarstellern. Allerdings ist die "grüne" Grenze auch eine blutige. Menschen sterben bei Schusswechseln in den Wäldern der Westgrenze. Davon bleibt auch die fiktive Theaterfamilie nicht verschont.Für die Filmaufnahmen geht die Laienspielgruppe an authentische Schauplätze. Beispielsweise zu einem Bunker bei Harspelt. Die Dreharbeiten verlaufen nicht immer reibungslos, etwa als 15 Leute sich in einem kleinen Raum drängen. Lehnertz erinnert sich: "Wir waren geschockt, als plötzlich eine Fledermaus über uns hinweg flog."Klein und Peter Drespa, Darsteller und Regieassistent, gelten in der Truppe als Perfektionisten. Klar, dass die Tetra-Paks Eistee, die die 20 Pfund Kaffee im Rucksack darstellen sollen, ausgetauscht werden müssen. Grund: Bei jeder Bewegung der Schmuggler gluckst die Flüssigkeit im Rucksack. Als im dichten Wald auf dem Schwarzen Mann gedreht wird, müssen sich die Darsteller mit einer Mückenplage herumschlagen. Trotz etlicher Stiche geht es weiter. Lehnertz muss den Berg hoch gehen und dabei seinen Text deutlich sprechen. Beim letzten Wort, laut Drehbuch "übernehmen", soll er stehen bleiben. Dann passiert es: Schweißtriefend schlägt er sich die Mücken aus dem Gesicht. Das hätte er nicht tun dürfen. "Also noch Mal von vorne", fordert der Regisseur. Berg runter und wieder rauf - trotz Hitze, trotz Mücken. Bei einer Szene erwischt "Zöllner" Robert Fuchs das Richtmikrofon. Tontechniker, Bühnenbauer und Requisiteur Josef Sohns spüren es schmerzhaft im Trommelfell.Die Dreharbeiten dauern noch etliche Wochen. Die Uraufführung "Verlorene Jugend - Wir sind die Vergangenheit der Zukunft" ist für den 31. Oktober im Saal Kausen in Brandscheid geplant.

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