Die tollkühnen Männer in ihren blinkenden Kisten

BITBURG. (dk) Schmuckstücke der besonderen Art präsentierten die Youngtimerbesitzer den Besuchern der Bitburger Fußgängerzone.

 Die Passanten in der Fußgängerzone können nicht anders als die Youngtimer zu bewundern.Foto: Denise Kleis

Die Passanten in der Fußgängerzone können nicht anders als die Youngtimer zu bewundern.Foto: Denise Kleis

Es ist neun Uhr. Die Bitburger Fußgängerzone ist an diesem Samstagmorgen noch etwas verschlafen. Eigentlich ist wie jeden morgen, wenn da nicht ständig laute Motorgeräusche ertönen würden. Die Motorgeräusche gehören zu wahren Klassikerautos, die nach und nach in der Fußgängerzone eintreffen. Das Youngtimer-Treffen wirft eingefleischte Fans und Besitzer von diesen Prachtexemplaren schon früh aus den Betten. Um diese Uhrzeit schieben Walter Dahm und Harald Mohr inmitten von Alfa Romeos auf dem Postplatz Wache. Dahm, Besitzer eines Alfa Romeos, versucht zu erklären, was es mit den begehrten Autosenioren auf sich hat: "Ich betreibe das Hobby seit 1982. Es ist etwas ganz Besonderes, aber mit einem extremen Zeitaufwand verbunden." Die Autos müssen gehegt und gepflegt werden. "Was mich so fasziniert", erzählt Dahm mit strahlenden Augen, "dass es sich um Autos handelt, die heutzutage schwer zu finden sind." Die Autos, die hier zu sehen sind, wurden sehr günstig erworben und zu wahren Autounikaten weiterentwickelt. Die Halter solcher Fahrzeuge geben das Auto (fast) um nichts in der Welt mehr her. Die Autofreaks, die jetzt mit ihren gestriegelten Maschinen anrollen, werden direkt am Anfang der Fußgängerzone von Elmar Betzen durch das Mikro begrüßt und das Fabrikat wird vorgestellt. Betzen kennt die meisten. Es handelt sich nicht nur um Besitzer aus der Region, sondern "wir haben heute sogar jemanden hier, der extra aus Ratzeburg, Nähe Hamburg, 650 Kilometer nach Bitburg angereist ist", berichtet Betzen, Organisator des Youngtimer-Treffens. "Wir erwarten heute über 100 Autos. 70 haben sich bereits vorangemeldet. Letztes Jahr waren es etwa 100 Autos." Das fünfte Youngtimer-Treffen unterscheidet sich deutlich von den früheren, denn die Veranstalter haben sich einiges ausgedacht: Fachkennerquiz, Verlosung und eine Videovorführung über - natürlich - Autos aus den 70ern. "Ich wünsche mir für heute, dass die Leute zufrieden sind und jedem das Treffen gefällt." Und dieser Wunsch scheint dem vierfachen Youngtimerbesitzer in Erfüllung gegangen zu sein. Jeder, der die Fußgängerzone betritt, wirft einen flüchtigen, intensiven oder kritischen Blick auf die vielen Schmuckstücke entlang der Einkaufsstraße. Die Halter nutzen den Tag, um sich untereinander besser kennen zu lernen und tauschen in "Benzingesprächen" nicht nur sich, sondern auch Ersatzteile aus. Das Treffen ist unabhängig von Marken, alle sind vertreten. "Ich investiere in der Woche ungefähr zehn bis 15 Stunden in mein Auto. Seit 30 Jahren betreibe ich dieses Hobby", erzählt Everhard Schiffer, ein begeisterter Fahrer eines Mercedes Oldtimer aus Mechernich.An der Theke erstes Auto erstanden

Und dabei ist er eher zufällig an diese Leidenschaft gekommen: "Mein erstes Schmuckauto habe ich an einer Theke gekauft. Der Mann hatte kein Geld und verkaufte mir seinen Wagen für 3500 Mark." Ab da ging es los, die günstige Investition entwickelte sich zu einem großen Hobby. "Jährlich investiere ich etwa 2000 Euro in mein Auto. Allerdings fällt dieses Jahr eine Restauration an, die mindestens 10 000 Euro kostet", erklärt Schiffer. Das Hobby ist aber auch im Verbrauch kostspielig, denn auf 100 Kilometer verbraucht sein Auto 19 Liter. Es gibt allerdings auch Leute auf diesem Treffen, die regelmäßig Rallyes fahren. Da wird doch tatsächlich die schon ältere Autogeneration, die hier in Bitburg noch blinkt und blitzt, in ihrer Technik auf ihre alten Tage gefordert. Reiner Köppen, Mitglied in einem Rennteam, mag es nicht, wenn "Autos in Vitrinen" gesperrt werden. "Autos müssen leben, gefahren werden und wenn sie kaputt sind, werden sie eben wieder repariert", klärt Köppen auf. "Wir nehmen an Rennen in ganz Europa teil. Diese Rennen laufen ganz normal ab: mit Boxenstop, Fahrerwechsel, Tanken und Zeittraining." Bei den Rennen schätzt Köppen besonders die Kameradschaft und die Liebe zu den Autos.

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