Extremsport statt Musik: Joey Kelly erzählt im TV-Interview, wie eine Wette sein Leben veränderte

Echternach · Immer das Ziel vor Augen haben: Warum das wichtig ist, erzählt Joey Kelly am Donnerstag, 7. Mai, in Echternach. Im TV-Interview verrät der frühere Musiker, dass er dafür keine E-Gitarre braucht. Sondern Turnschuhe.

 In Siegerpose: Sportler und Musiker Joey Kelly vor der New Yorker Freiheitsstatue. Foto: dpa

In Siegerpose: Sportler und Musiker Joey Kelly vor der New Yorker Freiheitsstatue. Foto: dpa

Foto: Thomas Stachelhaus (g_kultur

Joey Kelly findet man heute nicht mehr im Scheinwerferlicht. Sondern bei einem Lauf durch die Sahara, im Kajak auf dem Yukon-River oder auf dem Rad bei einem Rennen quer durch die USA. Der 42-Jährige, der in den 90er Jahren mit der Kelly Family berühmt wurde, hat die Musik gegen den Extremsport eingetauscht. Wenn er heute noch mal die Bühne betritt, dann höchstens, um einen seiner Vorträge zu halten - wie auch am Donnerstag, 7. Mai, im Echternacher Trifolion.

Unter dem Titel "No Limits" erzählt er von seinem Lebensweg als Unternehmer und Ausdauersportler. Mit TV-Redakteurin Eileen Blädel hat er vorab gesprochen: darüber, warum ein Leben ohne Ziele sinnlos sei - egal, wie lange es dauere, bis man sie erreicht hat.

Zuletzt sind Sie 441 Kilometer durch die Wüste gelaufen. Abgesehen davon, dass das furchtbar anstrengend sein muss: Wird es nicht auch mal langweilig?
Joey Kelly: Nein, gar nicht. Ich finde das spannend. Natürlich ist es anstrengend. Aber wenn man das Glück hat, ein Land wie - in diesem Fall - Namibia zu Fuß erleben zu dürfen, dann ist das der absolute Wahnsinn.

No Limits - keine Grenzen: Gibt es die für Sie tatsächlich nicht?
Kelly: Doch, klar gibt es Grenzen - die, die man sich selbst setzt. Dabei kann man viel mehr schaffen, als man sich selbst zutraut.

Muss man erst einen Marathon hinter sich gebracht haben, um den Glauben an sich selbst zu finden?
Kelly: Dafür gibt es viele Wege. Aber ich glaube, ein Marathon schadet nicht. Ich lerne meine körperlichen Grenzen kennen, ich muss kopfstark sein und auch schon beim Training zuvor diszipliniert - und all diese Dinge brauche ich auch, um meine beruflichen Ziele zu erreichen. Deshalb funktioniert der Vergleich Arbeit und Marathon für mich.

Es wird erzählt, bei Ihnen habe alles mit einer Wette angefangen ...
Kelly: Ja, vor fast 20 Jahren. Da habe ich gewettet, dass ich einen Triathlon schaffe. Hab ich auch - ich bin als Drittletzter ins Ziel.

Wären Sie auch Extremsportler geworden, wenn Sie ganz anders aufgewachsen wären?
Kelly: Es war ein ungewöhnlicher Weg für uns: Wir spielten auf der Straße - auch in Trier - und schafften dann den maximalen Erfolg. Ohne diesen Weg gegangen zu sein, würde ich heute wohl etwas ganz anderes machen. Der Sport war damals der perfekte Ausgleich zu meinem Beruf. Die Leidenschaft brennt heute noch.

Wo sind Sie mal undiszipliniert?
Kelly: Da gibt es bestimmt eine Reihe von Dingen. Aber: Ich finde es gar nicht anstrengend, diszipliniert zu sein. Aus dem Erfolg ziehe ich Kraft. Was ich gerne mache, mache ich. Disziplin ist kein Talent. Das kann jeder lernen.

Sie nehmen immer wieder an TV-Shows teil und sind Dauergast bei Stefan Raab. Gehört da vielleicht die größte Portion Disziplin dazu?
Kelly: Alles sollte man nicht ganz so ernst nehmen, aber der Wettkampf-Charakter bei den Shows hat seinen Reiz: Bei der Wok-WM zum Beispiel tritt man gegen drei Olympiasieger an. Und Stefan ist ja auch ein Wettkampftyp. Das macht einfach Spaß. Solange ich eingeladen werde, gehe ich da hin.

Machen Sie privat noch Musik?
Kelly: Nein, mache ich nicht. Ich habe früher lange genug Musik gemacht. Und das war schön. Es hat Spaß gemacht in der Familie, wir waren verrückt und authentisch - aber es war wohl nie meine Berufung. Ich sehe keinen Sinn darin, jetzt solo Musik zu machen und anderen Leuten das anzutun.

Aber von den langen Haaren haben Sie sich nie wirklich getrennt ... Wieso nicht?
Kelly: Ich finde lange Haare einfach schön.

Was ist Ihre bislang härteste Herausforderung?
Kelly: Der Wüstenlauf durch das amerikanische Death Valley, 217 Kilometer nonstop. Das ist der härteste Ultra, den es gibt. Den habe ich zwei Mal gemacht. Und ich möchte demnächst noch mal hin. Ich will meine Zeit verbessern. Ziele habe ich viele, beruflich und privat. Ohne Ziel zu leben ist sinnlos.

Und was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Kelly: Ein 100-Kilometer-Lauf auf Zeit - gegen ein Pferd. Das Pferd war vor mir im Ziel. Für das Tier gab es Pflichtpausen - fürs Trinken. Und jedes Mal hab ich das Pferd in der Pause überholt. Und dann kam es von hinten wieder an. Das war bitter.

Der Vortrag "No Limits" von Joey Kelly ist am Donnerstag, 7. Mai, 20 Uhr, im Trifolion. Im Rahmen der Horizonte-Reihe sprechen dort am Donnerstag, 21. Mai, 20 Uhr, Wolf Singer und Manfred Osten über "Die Willensfreiheit - ein Irrtum?". Karten gibt es im TV-Service-Center Trier.Extra

Joey Kelly wurde am 20. Dezember 1972 in Spanien geboren. Bekannt wurde er als Mitglied der Kelly Family, die in den 70er und 80er Jahren als Straßenmusiker durch Europa und Nordamerika reiste, nach den ersten Erfolgen in den Niederlanden und Belgien ihre eigene Plattenfirma "KEL-Life" in Deutschland gründete und 1994 mit dem Album "Over the Hump" den kommerziellen Erfolg schaffte. Nach dem Tod des Vaters trat die Band nicht mehr in ihrer ursprünglichen Besetzung auf. Die Mitglieder widmeten sich eigenen Projekten - und Joey Kelly dem Extremsport. Er ist mit Tanja Niethen, ehemaliges Mitglied der Band Bellini, verheiratet, hat zwei Söhne und eine Tochter. Joey Kelly absolvierte bislang mehr als 45 Marathons, 30 Ultra-Marathons und mehr als zehn Wüsten-Ultra-Läufe sowie mehr als 100 Halbmarathons, Kurdistanz-Triathlons und Kurzdistanz-Wettkämpfe. Mit acht Ironman-Triathlons innerhalb eines Jahres hält er den Rekord. eib

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