Dramatische Oper vor farbenfroher Kulisse

Üttfeld · Bald ist es soweit: Am Freitag, 1. Juli, ist die Premiere der Musical-Oper "Der Wind auf der Heide" in Prüm (der TV berichtete). Die Künstlerin Irene Balter aus Üttfeld arbeitet zurzeit mit Hochdruck an der Gestaltung zweier "Gypsy-Waggons", wie die klassischen Zigeunerwagen in England genannt werden.

Dramatische Oper vor farbenfroher Kulisse
Foto: (e_eifel )

Üttfeld. Der Fußboden ist übersät mit Farbdosen, Tellern, auf denen Farben gemischt werden, Tüchern und Pinseln. Im Atelier von Irene Balter wird im Augenblick rund um die Uhr gearbeitet. "Seit zweieinhalb Wochen bin ich fast ununterbrochen im Atelier zugange. Ich habe fast alle meine sozialen Kontakte schleifen lassen", sagt die freischaffende Künstlerin und lacht.
Christopher Meux, ehemaliger Musiklehrer am Regino-Gymnasium Prüm, hat sein drittes großes Bühnenwerk komponiert. In "Der Wind auf der Heide" geht es um die Romani, wie in England das fahrende Volk genannt wird. Für das Bühnenbild bemalt Irene Balter zwei "Gypsy-Waggons". So nennt man die klassischen Zigeunerwagen in England, wo das Stück spielt.
Warum seine Wahl auf die Üttfelderin gefallen ist, erklärt Meux so: "Irene hat keine Scheu vor Größe und Farbe. Ihre Bilder leuchten." Und in der Tat - wer sich im Atelier der gelernten Apothekenhelferin umsieht, erblickt fast ausschließlich großformatige Werke von kräftiger Farbe. Der Auftrag hat Irene Balter gereizt. Und: "Ich bin nicht farbenscheu." Ihr Nachbar, ein Schreiner, hat die Rahmenkonstruktion für die beiden Wagen gebaut. Die Front aus Sperrholzpappe bemalt sie nun mit Acrylfarben. Die Arbeit macht ihr Spaß. Die Gypsy-Wagen, auch Vardos genannt, sind meist sehr bunt. Sie wurden in England ab dem frühen 19. Jahrhundert bis noch lange ins 20. Jahrhundert benutzt und sind mittlerweile Sammlerobjekte. Die Fabrikation und Bemalung steht in einer langen handwerklichen und künstlerischen Tradition; es ist eine eigene Sparte der Volkskunst. "Zunächst waren die Gypsies zu Fuß unterwegs. Sie arbeiteten handwerklich oder als Erntehelfer. Wenn sie zu etwas Wohlstand gekommen waren, haben sie sich ein Pferd und einen Karren gekauft und ihr Zelt oder kleines Häuschen darauf montiert", sagt Christopher Meux. Im Laufe der Zeit wandelten sich die schlichten Gefährte zu kostbaren Objekten mit Fenstern aus Bleiglas und Gravuren.
Ungeahnte Aktualität


Zwei Jahre lang hat der Komponist für sein Werk recherchiert. Thematisiert wird die Stellung von Außenseitern in der Welt. In diesem Fall ist es ein fahrendes Volk mit eigener Kultur. Durch die momentane Flüchtlingsdebatte hat das Thema an ungeahnter Aktualität gewonnen. "Wir zeigen kurz, wie die Gypsies im Mittelalter durch Europa kamen. Im Mittelpunkt steht aber eine Familiengeschichte, die im 19. Jahrhundert spielt. Dann ändert sich die Welt durch den Holocaust." Klingt ernst - ist es auch. Aber es gebe neben dem Dunklen viel Heiteres, sagt Meux. "Das ist kein schwieriges Stück, es gibt viele volksliedähnliche Nummern", sagt der gebürtige Brite. Der setzt nicht nur bei der Kulissengestaltung auf einheimisches Talent - auch bei seinen Darstellern findet man "alle möglichen Leute aus der Umgebung", sagt Meux.
Und die Gypsy-Wagen erleben zurzeit ein Comeback. So heißt in den USA, Großbritannien und Frankreich der neuste Trend: "Glamping" - zusammengesetzt aus glamourös und Camping. Im französischen Roulette kann man Urlaub in einem bunt bemalten Zigeuner-Wagen buchen und durch dessen gläsernes Dach in den nächtlichen Himmel schauen.
Extra

Vorführungen in der Karolingerhalle in Prüm: Freitag, 1. Juli, 19 Uhr, Samstag, 2. Juli, 19.30 Uhr - an beiden Tagen zu Preisen von 27/22/18 Euro - sowie am Sonntag, 3. Juli, 17 Uhr, für 25/20/16 Euro. Schüler, Studenten, Auszubildende, Arbeitslose und Asylsuchende zahlen einen ermäßigten Eintritt von sechs Euro. Dann zieht die Aufführung weiter nach Luxemburg, ins Amphitheater Berdorf. Termine: Freitag, 26. August (19 Uhr), Samstag, 27. August (19 Uhr), Sonntag, 28.August (17 Uhr). Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, Neustraße 91, unter der TV-Tickethotline 0651/7199996 sowie unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" text="www.volksfreund.de/tickets" class="more"%>. Mehr zum Musical unter www. neues-musiktheater.de sn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort