Drei Landräte bleiben eine Antwort schuldig

Die Nutzung des flugbetrieblichen Teils des Flugplatzes Bitburg ist ein Reiz-Thema. GmbH-Chef Michael Billen ist vom Vorschlag der Liste Streit, eine Werft ohne Nachtflug-Betrieb zu entwickeln, nicht entsetzt. Ein Minimum an Nachtflügen sei aber unumgänglich - im Genehmigungs-Verfahren geht's um 180 im Jahr.

Bitburg. Von allen Seiten hagelte es Kritik für die Liste Streit, als die Fraktion ihre Vision einer Flugplatz-Werft ohne Nachtflug-Betrieb vorstellte. Während SPD und Grüne die große fliegerische Nutzung gänzlich ablehnen und ihnen der Vorschlag nicht weit genug ging, entrüstete sich die CDU-Fraktion, dass die Liste Streit mit dem Beitritt der Stadt zur Flugplatz-GmbH auch den GmbH-Zielen zugestimmt habe - und damit der Idee eines Industrie- und Frachtflughafens. Zwar wurde der Antrag "Kein Nachtflug über Bitburg" abgeschmettert (der TV berichtete), aber die Liste Streit setzt sich dennoch weiter für ihre Alternative zwischen ganz oder gar nicht ein, einen "dritten Weg" ´. Genehmigung steht noch aus

Weit weniger entrüstet als die Fraktionen im Bitburger Stadtrat zeigt sich der Vorsitzende der Flugplatz-GmbH, Michael Billen. "Wir wollen ja vorrangig einen Industrie-Flugplatz, aber auch dafür müssen Maschinen mal die Möglichkeit haben, nachts zu landen", erklärt Billen und betont: "Man sollte Nachtflug so weit vermeiden, wie es geht." Der Frachtflug sei ohnehin nur als Ergänzung zum Industrie-Flughafen gedacht. Ob eine Werft ohne Nachtflug-Betrieb wirtschaftlich betrieben werden kann, wollte der TV von den Landräten der GmbH-Mitgliedskreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifelkreis Daun und Bitburg-Prüm wissen. Doch nur einer antwortete: Landrat Roger Graef, Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Schwerpunkte der geplanten Verkehrs-Entwicklung werden die Ansiedlung luftfahrtaffiner Industrie und die Entwicklung des Luftfrachtverkehrs. Für beide Schwerpunkte ist die Möglichkeit für einzelne Nachtflüge von Bedeutung. Das Verkehrs-Szenario bis zum Jahr 2020 geht dabei von 180 Nachtflügen im Jahr aus." Die Chancen, dass die entscheidende Instrumentenflug-Genehmigung bald vorliegt, schätzt Billen als "hoch" ein, doch zeitlich festlegen möchte er sich nicht mehr. Auch Graef betont, dass die zuständigen Behörden daran "mit Nachdruck" arbeiten und hebt die grundlegende Bedeutung der Genehmigung hervor: "Erst dadurch wird es ermöglicht, den Platz mit größeren Flugzeugen auch bei schlechter Witterung zu nutzen." Leser-Echo: Welche Visionen von der weiteren Entwicklung des Bitburger Flugplatzes haben Sie? Ist eine Werft ohne Nachtflug eine gute Idee oder Populismus? Mailen Sie uns Ihre Meinung an eifel-echo@volksfreund.de. Meinung Das lässt tief blicken Es geht um viel: eine Perspektive für 200 von 500 Hektar Flugplatz-Gelände. Der sogenannte flugbetriebliche Teil soll qualifizierte Arbeitsplätze bringen, die Lebensqualität nicht durch Lärm zerstören und dabei aber rentabel betrieben werden. Eine Herkules-Aufgabe, deren konkrete Ausgestaltung Bitburgs Zukunft maßgeblich prägen wird. Es führt also kein Weg an einer sachlichen Diskussion zur Nutzung des Flug-Areals vorbei. Je mehr Parteien, Gruppen und Bürger sich daran beteiligen, desto kreativer und umfassender die Basis für eine Entscheidung - auch im Hinblick auf die Kommunalwahl 2009, bei der jeder Richtungs-Akzente setzen kann. Welche Ideen wirtschaftlich realistisch sind, sollten Gutachten klären. Ein Problem bleibt die ausstehende Instrumentenflug-Genehmigung: Dass drei der vier Landräte der GmbH-Mitgliedskreise schweigen, lässt tief blicken. Die Genehmigung gehört im Juni auf den Tisch, sonst drohen der GmbH zur Halbjahres-Frist erneut Kündigungen - und das Land setzt sich dem Verdacht aus, bei allen Lippen-Bekenntnissen genau darauf zu spekulieren. d.schommer@volksfreund.de

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