Drei Mal ein Grab für zwei

Trier-Nord · Archäologen des Rheinischen Landesmuseums Trier haben auf dem früheren Kasernengelände Castel Feuvrier an der Zurmaiener Straße einen Friedhof aus dem vierten Jahrhundert entdeckt. Extrem ungewöhnlich: Drei der 30 bislang freigelegten Gräber waren doppelt belegt.

 Christopher Schmitt und Johanna Martin (rechts) reinigen einen der fünf freigelegten Sandstein-Särge. TV-Foto: Roland Morgen

Christopher Schmitt und Johanna Martin (rechts) reinigen einen der fünf freigelegten Sandstein-Särge. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier-Nord. Wo nicht nur sprichwörtlich der Hund begraben liegt, haben die Landesmuseums-Archäologen schon im Frühjahr erfahren. Da legten sie das Skelett eines Vierbeiners frei, der in einer Holzkiste beigesetzt worden war. Ein ungewöhnliches Relikt aus der Nachkriegszeit, als zwischen Zurmaiener Straße und Moselufer die französische Kaserne gebaut wurde, die dem Areal noch heute seinen Namen gibt: Castel Feuvrier.
Weitaus ungewöhnlicher ist allerdings das, was außerdem zum Vorschein kam. Reihenweise legte das Museums-Team römische Gräber frei, bislang insgesamt 30. Bei dreien handelt es sich um Doppelbestattungen.
Ein Grab für zwei: Das kommt in der Römerzeit gelegentlich vor. "Aber auf einem einzigen Friedhof gleich drei Mal - das ist mir völlig neu", staunt Stadtarchäologe Joachim Hupe (50). Seit Februar untersucht das Landesmuseum das Gelände des 2014 abgerissenen Kasernenkomplexes. Die Erwartungen der Wissenschaftler wurden übertroffen. Hupe: "Einen planmäßig belegten römischen Friedhof zu entdecken ist ein echter Glückstreffer." Erst recht in diesem Umfeld. Die Fundstelle befindet sich nur einen halben Kilometer vom nördlichen Gräberfeld Triers, einem "regulären" Großfriedhof, entfernt. Auf dem Feuvrier-Gelände fanden im vierten Jahrhundert Menschen ihre letzte Ruhe, die eng miteinander verbunden waren. Hupe: "Es waren wohl Bewohner des nahe gelegenen Guthofs." Auf den Grundmauern dieser vorstädtischen Villa mit landwirtschaftlichem Anwesen entstand im siebten Jahrhundert die Benediktinerabtei St. Marien. Vom Klosterbering hat nur ein Ökonomiegebäude überdauert, in dem sich heute das Exzellenzhaus befindet. Die Klosterkirche stand nebenan auf dem Gelände des Freibads Trier-Nord.Ziegel und Keramik

 Ungewöhnlich: In diesem Sarkophag und zwei weiteren Gräbern gab es Doppelbestattungen. Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier/Ulrich Spies

Ungewöhnlich: In diesem Sarkophag und zwei weiteren Gräbern gab es Doppelbestattungen. Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier/Ulrich Spies

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"


Zu den ältesten Siedlungsspuren auf dem Gutshof-Areal gehört ein 1970 entdeckter Töpferofen aus der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts.
Wie groß der Friedhof war, ist noch unklar. Möglicherweise kommen bei der noch bis Ende September dauernden Grabung weitere Bestattungen zum Vorschein. Bislang deuten sich nach den Worten des technischen Grabungsleiters Ulrich Spies (53) aber "eher Siedlungsreste an. Im Moment stehen vor allem Ziegel und Keramik auf der Fundliste."
Doch auch die 30 bislang entdeckten Gräber sind aussagekräftig und dokumentieren - abgesehen von den Doppelbestattungen - den Wandel, aber auch die Bandbreite der Bestattungssitten. Urnengräber werden abgelöst durch Körperbestattungen in Holzladen, als sich das Christentum durchgesetzt hatte, wurden die Verstorbenen mit dem Kopf nach Osten Richtung Sonnenaufgang beerdigt. Die Führungsschicht in Sarkophagen.
Die fünf Sandsteinsärge, die das Museumsteam freigelegt hat, bleiben auf dem Gelände. Sie zieren die Grünanlagen des Neubauprojekts des Investors Porta Nova, der in den nächsten Jahren auf dem Feuvrier-Areal ein großes Bauprojekt realisiert. Unter anderen entstehen 140 Wohnungen in elf Häusern, ein 160-Betten-Hotel und am Moselradweg eine Gaststätte.

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