Drohbrief gegen Bürgermeister-Anwärter

LISSENDORF. Die Lissendorfer Ortsbürgermeisterwahl wird gut sechs Wochen vor dem Urnengang von einem handfesten Skandal geschüttelt. In einem anonymen Drohbrief wird der Bewerber Lothar Schun (FWG-Liste Leuwer) aufgefordert, seine Kandidatur zurückzuziehen. Hintergrund: Unbewiesene sexuelle Anschuldigungen, die 15 Jahre zurückliegen.

Lothar Schun steht vor schwierigen Wochen und Monaten. Dem 53-jährigen Kommunalpolitiker flatterte am Montag per Post ein Computer geschriebener Drohbrief ins Haus, in dem er aufgefordert wird, seine Ortsbürgermeister-Kandidatur zurückzuziehen. Für den Fall, dass dies nicht geschehe, würden die Bürger der gesamten Gemeinde schriftlich und auf dem Postweg über einen Vorfall informiert, der 1988 passiert sei. In dem in Großbuchstaben verfassten Brief, der mit "Lieber Lothar" überschrieben ist, heißt es am Ende: "Wenn Du bis zum 06.05.2004 deine Kandidatur zurückziehst, so wird dein kleines Geheimnis bewahrt! It's up to you!"Schun schaltet Anwalt ein

Die in dem Drohbrief enthaltenen Vorwürfe beziehen sich auf einen Vorfall sexueller Art, der sich vor 15 Jahren ereignet haben soll. Schun war bereits seinerzeit auf juristischem Weg erfolgreich dagegen vorgegangen. In einem gerichtlichen Vergleich vom 12. September 1989 heißt es, "dass die Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Vorfall vom 17.11.1988 nicht aufrecht erhalten werden". Der Drohbrief erfüllt nach Auffassung der FWG Leuwer den Tatbestand der Nötigung nach Paragraph 240 Strafgesetzbuch. Schun hat inzwischen einen Anwalt konsultiert und Strafanzeige erstattet. Für Lothar Schun sind die Anschuldigungen nach wie vor aus der Luft gegriffen. "Ich finde dies feige und niederträchtig", sagte der Beschuldigte am Mittwochabend im Gespräch mit dem TV . Natürlich gebe es Leute, mit denen man sich schon einmal gezankt habe. "Aber, wem passiert das nicht?", fragte Schun. Dass er allerdings Feinde im Dorf habe, könne man nicht sagen. Lothar Schun, der am Dienstagabend seine Listen-Kollegen über den Brief informiert hat, ist sich deren Rückendeckung sicher. Alle stünden hinter ihm, alle würden sein offensives Vorgehen in dieser Sache gutheißen. "Ich bin unschuldig und deswegen gehe ich so damit um", gab sich Schun kämpferisch. Dennoch: "Die Sache hat mich schockiert. Seit 30 Jahren bin ich in der Kommunalpolitik und habe schon einiges erlebt. Das hier hat mich doch massiv getroffen." In dem anonymen Briefeschreiber sieht Lothar Schun derweil einen "Straftäter". Um wen es sich dabei handelt, kann sich Schun, der auch für den Kreistag Daun und für den Verbandsgemeinderat Obere Kyll an jeweils aussichtsreicher Position kandidiert, nicht erklären. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einer von den Mitbewerbern so etwas nötig hat." In seiner Strafanzeige schreibt Schun, dass er niemanden verdächtige. "Ebenso habe ich keine Vermutung darüber, ob politische Gegnerschaft oder persönlicher Hass dahinter steckt." "Ich lasse mich nicht erpressen", lautet die Devise Schuns, der nicht daran denkt, seine Kandidatur zurückzuziehen. Denn: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, die Vorwürfe sind juristisch nicht haltbar." Deshalb werde er den anstehenden Wahlkampf sachbezogen und ohne persönliche Angriffe gegen seine Mitbewerber im Interesse der Ortsgemeinde führen. Nach TV -Informationen bewerben sich neben Lothar Schun mit Otmar Spohr (Liste Spohr) und Helmut Michels (CDU) zwei weitere Kandidaten um das Ortsbürgermeisteramt in Lissendorf. Ob der amtierende Bürgermeister Karl Weber erneut antreten wird, steht noch nicht fest. Die Bewerbungsfrist endet am Montag, 3. Mai, 18 Uhr.

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