Duell ums Ehrenamt

IRREL. Neben Amtsinhaber Ernst Ziwes hat sich mit Matthias Schneider in letzter Minute ein weiterer Kandidat um das Ehrenamt als Irreler Ortsbürgermeister beworben.

Ernst Ziwes ist seit rekordverdächtigen 35 Jahren Ortsbürgermeister von Irrel und will es bleiben. "Bei der Ratsarbeit gibt es keine Probleme. Wir haben in der Gemeinde viel erreicht und können uns sehen lassen", lautet Ziwes' Bestandsaufnahme. In dem 1500-Einwohner-Dorf gibt es rund 750 Arbeitsplätze. Das Ortsbild hat sich in jüngster Zeit durch die "Neue Mitte" entscheidend gewandelt. CDU-Mitglied Ziwes: "Irrel war zerschnitten und ist jetzt offen. Der Kreisverkehr wird hervorragend angenommen." Der 67-jährige Sparkassendirektor im Ruhestand will laufende Maßnahmen fortführen und neue in Angriff nehmen: Ausbau von Straßen, Busbahnhof, Neubaugebiet, Verkehrsberuhigung. Die umstrittene Reaktivierung des Steinbruchs "Auf Rockelshostert" hat der Rat inzwischen einstimmig abgelehnt (der TV berichtete). "Es fehlten nur noch wenige Stellungnahmen. Deshalb haben wir sachlich darüber diskutiert und einen vernünftigen Beschluss gefasst", erklärt Ziwes (siehe Hintergrund) .Fünf Listen streben in den Gemeinderat

Nach Meinung seines Gegenkandidaten Matthias Schneider hätte diese Entscheidung viel früher fallen müssen: "Der Rat hätte grundsätzlich von Anfang an Nein zum Steinbruch sagen müssen." Das "merkwürdige Verhalten der Verantwortlichen" war der Auslöser für Schneiders Kandidatur. Der vierfache Vater war im November ganz bewusst nach Irrel gezogen, in einen "aufstrebenden, naturnahen Ort". Dort habe er jedoch "das reine Chaos" vorgefunden. Der Steinbruch mit Lärm, Schmutz und Naturzerstörung mache die ganze Planung kaputt und das Dorf familienfeindlich. Auf diesem Feld sieht Schneider ohnehin Nachholbedarf, etwa bei der Anlage und Pflege von Spielplätzen und Wanderwegen. Um zu verhindern, dass eine Situation wie der Steinbruch-Antrag wieder eintritt, will der 46-Jährige sich für Schutzgebiete um Irrel einsetzen. Der Mobilfunk-Firmenchef will die Ansiedlung von Unternehmen unterstützen, "die hierhin passen". Schneider: "Ich werde auf die Bürger zugehen und strebe eine gute Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung an, um Probleme sachorientiert zu lösen." In den Irreler Gemeinderat streben fünf Listen: Liste Ziwes, Liste Bares, Liste Haas, Liste Geisen sowie die FDP, für die allein der dreifach nominierte Thorsten Harms antritt. Von den bisher im Rat vertretenden Gruppierungen stellt sich die FWG Kläs nicht mehr zur Wahl. Während Ernst Ziwes seine Liste anführt, ist Matthias Schneider auf keiner Liste vertreten. "Ich bin offen für Gespräche mit den Listenvertretern über eine mögliche Unterstützung meiner Kandidatur", sagt Schneider. Unterdessen startet der Förderverein Fauna-Flora-Habitat Rockelshostert eine Unterschriftenaktion gegen die Reaktivierung des Steinbruchs. Vorsitzender Hans Heser begrüßt die entgegen der ursprünglichen Ankündigung vorgezogene Entscheidung des Gemeinderats. Den enormen Druck der Öffentlichkeit habe der Rat anscheinend nicht länger hinnehmen wollen. Heser: "Sollte die Genehmigungsbehörde den Steinbruch-Antrag abschmettern, werden wir uns für die Einrichtung eines Naturschutzgebiets einsetzen. Dann kann der Rat beweisen, dass er es ernst meint."

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