Durcheinander wie ein Puzzle

BITBURG-PRÜM. (eku) Über Alzheimer informieren und Berührungsängste abbauen. Das war das Ziel der Aktionen des Roten Kreuzes Bitburg-Prüm zum Welt-Alzheimertag, der am Sonntag in Bitburg und Prüm begangen wurde.

"Ich habe das Gefühl, als ob ich in die Dunkelheit davon gleite", sagt Iris. Ängstlich und verzweifelt ist die Schriftstellerin, als ihr bewusst wird, dass sie langsam das Gedächtnis verliert. "Ich habe den Eindruck, du bist durcheinander wie ein Puzzle", sagt ihr Lebensgefährte John, der nach 40 gemeinsamen Jahren mit ansehen muss, wie die Krankheit Alzheimer ihre Erinnerung und ihr Wesen unwiederbringlich auslöscht. Am Ende des Films ist es bedrückend still im Skala-Kino in Bitburg. Leises Schniefen und gerötete Augen sind die Zeichen dafür, dass Iris' Schicksal niemanden unberührt gelassen hat. Die einen, weil sie selbst betroffen sind wie Iris, die anderen, weil sie Pflegen und irgendwann Abschied nehmen müssen wie John. Und wieder andere, weil sie vorher nicht wussten, was es bedeutet, an Alzheimer erkrankt zu sein, wie es das Leben der Betroffenen und ihrer Begleiter verändert, wie hart der Weg bis zum Ende für beide Seiten sein kann. "Es geht darum, einerseits die Belange der Kranken besser verstehen und darauf eingehen zu können und andererseits umfassendes Verständnis für die Angehörigen aufzubringen", sagte Margret Brech, Leiterin des Bereichs soziale Aufgaben und Wohlfahrtspflege beim DRK Bitburg, bereits vor Filmbeginn in ihrer Begrüßungsrede. Das Motto des Welt-Alzheimertages "Alzheimer kennt keine Grenzen" übersetzte sie mit "Es kann jeden treffen". In Rheinland-Pfalz seien es zurzeit 49 000 Patienten, ohne die Frühbetroffenen. Grund genug, der Krankheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den Welt-Alzheimertag für Austausch und Information zu nutzen. So hatte das Rote Kreuz Bitburg-Prüm in Zusammenarbeit mit verschiedenen Pfarreien bereits morgens die Gottesdienste genutzt, um Alzheimer dort zu thematisieren. Als weitere Plattform sollten nach der Filmvorführung die Kino-Foyers in Bitburg und Prüm genutzt werden. "Der Film wird mich so schnell nicht loslassen", sagt Marie-Luise Franzen, die im Skala mit andern über ihre Eindrücke spricht. Dass John mit der Pflege von Iris absolut überlastet war, bestärkt die Bitburgerin in ihrem Vorhaben, in der DRK-Helfergruppe mitzuwirken und Angehörige durch ihren Einsatz zu entlasten. "Ich möchte, dass Menschen wie John für ein paar Stunden mal nicht an Alzheimer denken müssen", sagt auch Claudia Fries, die sich ebenfalls ab Anfang Oktober ausbilden lassen will. Warum? Weil Alzheimer keine Grenzen kennt. Wer ebenfalls die Helfer-Ausbildung mitmachen möchte, kann sich am Donnerstag in Prüm, Café Kaiser, am Stadtwald 5, und am Freitag in der Bitburger Sozialstation, Limbourgs Garten, Erdorferstraße 9, jeweils 19 Uhr, über die Details informieren. Infos bei Margret Brech, Telefon 06561/602030 oder bei Cordula Bielemeier, Telefon 06551/959019.

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