Durchs Zaubertor rein in den Matsch

BITBURG. Ein Gespür für Flora und Fauna und dazu noch eine Menge Bewegung: Der integrierte Kindergarten Sankt Peter in Bitburg bietet beides.

 Pädagogisch wertvoll: Nachdem die Waldgruppe des Kindergartens Sankt Peter ausgiebig durch den Wald gelaufen ist, hüpfen sie vergnügt in die großen Pfützen vor dem Bauwagen.Foto: Anja Öttl

Pädagogisch wertvoll: Nachdem die Waldgruppe des Kindergartens Sankt Peter ausgiebig durch den Wald gelaufen ist, hüpfen sie vergnügt in die großen Pfützen vor dem Bauwagen.Foto: Anja Öttl

Noch etwas frisch ist es um acht Uhr morgens. Doch das ist für 25 Kinder des Kindergartens Sankt Peter in Bitburg kein Grund im Haus zu bleiben. Denn heute geht es in den Wald. Die Waldgruppe des Kindergartens Sankt Peter gibt es seit drei Jahren. Ursprünglich stammt diese Form des Kindergarten-Pädagogik aus Skandinavien. Anstatt in Räumen wird im Waldkindergarten zu allen Jahreszeiten in der freien Natur gespielt. Im Waldkindergarten von Sankt Peter wird eine gemäßigtere Version praktiziert: Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren werden dreimal in der Woche in der Natur betreut. Drei Erzieherinnen begleiten eine von fünf Kindergartengruppen für ein paar Stunden in den Wald. An zwei weiteren Tagen wird im Kindergarten Sankt Peter gespielt. Ziel ist es, dem natürlichen Bedürfnis der Kinder nach Bewegung entgegenzukommen. Aber auch das Bewusstsein für den Wald soll bei den Kindern geschärft werden.Alle wollen ein Eichhörnchen sein

An der Kolmeshöhe in Bitburg angekommen, sind die mit Rucksack bepackten Kinder nicht mehr zu bremsen. Bevor die mit wasserdichter Kleidung ausgestatteten Kinder auf Pfützen zustürmen und die Wiese am Waldrand erobern, sorgt die Erzieherin Carmen Ludwig für Ruhe: "Eins, zwei, drei, das Sprechen ist nun vorbei." Das Ritual kennen die Kinder und sammeln sich um Ludwig. Erst jetzt dürfen sie symbolisch durch ein Zaubertor treten und sich verwandeln. Die meisten Kinder wollen ein Eichhörnchen sein. Auf einer Wiese schließen die Kinder ihre Augen und lauschen. "Was habt ihr gehört?", will die Erzieherin wissen. "Die Vögel haben Hochzeit", sagt ein Mädchen. Der kleine Johannes hat Autos gehört. Ein anderer Junge ist sich sicher, dass das Gras rauscht. Plötzlich sind die Kinder sind ungewöhnlich ruhig. Doch wenig später rennen sie schon wieder davon. Sorgen machen sich die Erzieherinnen deswegen nicht. "Die Kinder kennen die Grenzen und halten sie auch ein", erklärt Ludwig. Wieso das so einfach klappt, will der TV wissen. "Wir versuchen den Kindern verständlich zu machen, wozu gewisse Regeln notwendig sind", sagt die Erzieherin. Und tatsächlich. An einer Weggabelung sammeln sich die Kinder und warten. Ludwig: "So, wie diese, gibt es viele Haltestellen im Wald. Die Kinder wissen genau, bis hierhin und nicht weiter. Dennoch genießen sie viel Freiheit." Der nächste Spurt der Kinder endet am beheizbaren Bauwagen. Bei schlechtem Wetter findet die Waldgruppe darin Unterschlupf. Zwischen dem 6. Dezember und 28. Februar macht der Waldkindergarten allerdings Winterpause. Auf die Frage, wo sie am liebsten spielt, kennt Kindergartenkind Franziska nur eine Antwort: "Im Wald." An diesem Tag hüpft sie ganz begeistert auf gestapelten Tannenzweigen herum. Für ihre Wald-Spielplätze haben die Kinder besondere Namen: Da gibt es das Piratenschiff, das Tippidorf, die "Baum-Stumpf-Hüpf-Weg-Straße" und das "Wald-Burg-Prinzessinnen-Schloss-Wohnzimmer". Ganz nebenbei lernen die Kleinen Wildkräuter und Blumen zu bestimmen, die sie anschließend in einem Herbarium sammeln. Was die Kinder begeistert, findet auch Yvonne Riewer, Mutter des sechsjährigen Maurice, toll: "Mir ist es egal, dass Maurice ganz mit Schlamm besudelt aus dem Waldkindergarten kommt. Spielt er zu Hause im Freien, sieht er schließlich nicht viel anders aus."

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