Durst statt Genuss

BITBURG. (man) Parallel zum Trierer Straßen-Fest in Bitburg präsentierten am Wochenende erstmals mehr als 20 Weingüter von Mosel und Saar ihre Weine in der Trierer Straße und der Fußgängerzone.

 Jazz und Wein: Dieser Genießer lässt es sich gut gehen.Foto: Marco Neises

Jazz und Wein: Dieser Genießer lässt es sich gut gehen.Foto: Marco Neises

"Nein", sagt Winzer Jürgen Gibbert, "heute ist kein Konkurrenzkampf mit dem Bier." Das begründet er mit einer alten Winzer-Weisheit. "Bier trinkt man gegen den Durst und Wein zum Genuss." Doch wenn Gibbert von seinem Weinstand aus über die beiden leeren Stehtische die Bitburger Geschäftsstraße hinaufblickt, scheint es, als seien die Leute nur durstig. An den meisten Weinständen bei der Bitburger Wein- und Sektgala ist kaum Betrieb - die Biergärten aber sind voll besetzt. Es ist Samstag-Nachmittag, und es ist heiß. Sicherlich ist das ein Grund, warum wenig Wein getrunken wird. Am Freitagabend habe sich der Andrang ebenfalls sehr in Grenzen gehalten, resümiert der Mosel-Winzer aus Briedel bei Zell. Dass die Standflaute an den Eifeler Trinkgewohnheiten liegt, glaubt Gibbert weniger: "Einige Stände im Zentrum hatten gestern Abend ordentlichen Betrieb." Sein Stand und viele andere seien jedoch zu weit ab vom Schuss, und die mehr als 20 Weinstände in der Trierer Straße und Fußgängerzone zu weit verstreut. Gibberts Vorschlag fürs nächste Mal: "Es wäre gemütlicher und geselliger, alle Weinstände zusammen in einem Rondell auf dem Beda-Platz zu postieren." Dass Bitburg als Bierhochburg der falsche Ort für eine Wein- und Sektgala ist, glaubt der Winzer nicht - im Gegenteil: "Die Idee, in Bitburg so etwas zu organisieren, ist richtig gut." Die Eifel sei für ihn und die meisten seiner Kollegen als Wein-Absatzgebiet in der Tat ein Niemandsland. "Gerade deshalb haben wir Winzer unsere Stände hier aufgebaut. Wir wollen Werbung machen und die Leute für den Wein interessieren." Das Weingut Rainer Scholtes aus Detzem ist neben den Biertischen des Bitburger Hofs in der Trierer Straße platziert. Auch dort tummeln sich am Samstagnachmittag nur wenige Weintrinker aber viele Biertrinker. Doch trotz Mittags-Flaute berichtet ein Helfer am Stand: "Am Freitagabend war hier die Hölle los. Bis drei Uhr nachts haben uns die Leute den Stand fast leer getrunken." Von dort bis hinauf zum Postplatz sind die Winzer überwiegend zufrieden - vor allem mit dem verkaufsstarken Freitagabend. Die meisten Stände jenseits dieses Zentrums beklagen jedoch, wie Jürgen Gibbert am Ende der Trierer Straße oder Winzer Günter Bechtel aus Klüsserath am oberen Ende der Fußgängerzone, "einen insgesamt sehr ruhigen Verlauf." Winzer Karl-Heinz Griebeler in seiner Steillage in der Fußgängerzone auf die Frage, woran das geringe Interesse an seinen Weinen liegt: "Vielleicht doch am Bitburger Bier?"

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