Ehrenamtliche ertrinken in Vorschriften-Flut

BITBURG/DAUN. Die Bedingungen für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehrleute werden immer schwieriger. In den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun regt sich Widerspruch gegen die Regulierungswut des Landes. Der Vorwurf: Ohne Geld lassen sich die ständig neu hinzukommenden Vorschriften nicht umsetzen.

Der Notruf kommt um 14 Uhr: Ein Wohnhaus brennt. Die Männer für den ersten Einsatz-Trupp sind schnell da. Aber sie können nicht starten, weil niemand den neuerdings erforderlichen EU-Führerschein für den Einsatzwagen hat. Endlich ist ein Fahrer da, aber die meisten Alarmierten haben nicht die nach neuesten Richtlinien erforderliche Atemschutz-Übung absolviert und dürfen deshalb nicht ins brennende Haus. Endlich ist man vor Ort, aber der spezielle Rettungs-Trupp fehlt. Währenddessen brennt es weiter Zugegeben: Dieses Beispiel ist zugespitzt. Aber es beschreibt die Befürchtungen vieler Feuerwehrleute. Nicht nur im Kreis Trier-Saarburg regt sich Widerstand gegen die Verschärfung der Auflagen bei den Atemschutz-Übungen, die dort eine etwa 250 000 Euro teuere Übungsstrecke nötig machen. Zwar stehen für die rund 7000 Freiwilligen Feuerwehrleute in den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun Übungsstrecken bereit. Aber Unverständnis und Unmut über ständig neue Vorschriften des Landes gibt es auch in der Eifel. "Wenn jeder unserer Atemschutz-Träger ein bis zweimal auf die Übungsstrecke muss, ist die hoffnungslos überlastet", sagt Berthold Reichartz, Kreis-Feuerwehrinspekteur im Kreis Bitburg-Prüm. "Es vergeht kaum einen Monat, wo nicht wieder neue Vorschriften und Regelungen den Verbandsgemeinden und Feuerwehren auf den Tisch flattern", beschwert sich auch der Dauner Kreis-Feuerwehrinspekteur Christoph Bach. Im Kreis Daun fehlen wegen eines neuen Bemessungs-Schlüssels für Feuerwehr-Zuschüsse rund 20 000 Euro. Bach kritisiert zudem, dass die Ausbildung für Gruppenführer inzwischen so hochgeschraubt sei, dass es immer schwieriger werde, in den Dörfern freiwillige Führungskräfte zu finden. Ein Problem, das auch der Hillesheimer Wehrführer Peter Weyhofen anspricht: "Die ganzen Lehrgänge läppern sich. Manchen wird das irgendwann zu viel in ihrer Freizeit. Einige bekommen auch Probleme mit ihrem Arbeitgeber, sich dafür freistellen zu lassen." Der Olzheimer Wehrleiter Bernd Hinterscheid hält zwei Atemschutz-Übungen im Jahr nicht für sinnvoll: "Irgendwann kennt man die Strecke. Dann wird es Routine." Schon jetzt fehlt den Feuerwehren das Geld für das Nötigste - etwa für die vorgeschriebenen Handfunkgeräte der Atemschutz-Träger. "Hin und wieder bringen Feuerwehren schon Geld aus ihrer Kameradschaftskasse mit ein, um nötiges Gerät zu beschaffen", berichtet Bach. "Wenn das Land immer neue Vorschriften macht, sollte auch mitbedacht werden, woher denn das Geld für die Umsetzung kommen soll. Wir sind doch keine Berufsfeuerwehr", findet Weyhofen. Und Bach betont: "Das Personal der Stützpunktfeuerwehren ist bis an die Grenzen ausgelastet." Dass man sich in Richtung einer Berufsfeuerwehr bewegt, wird in Mainz nachhaltig bestritten. "Die Feuerwehrverordnung des Landes beschreite einen Mittelweg zwischen unzureichender Ausrüstung und unverhältnismäßiger Überrüstung", betont Minister Walter Zuber. "Hoffentlich werden nicht irgendwann aus Kostengründen die Feuerwehren zusammengelegt", sagt Reichartz. Er fürchtet, dass solche erzwungenen Zusammenschlüsse zu Austritten führen. Deutlich fordert sein Dauner Kollege Bach: "Die Vorschriften-Flut muss ein Ende finden. Sonst gibt es irgendwann nur noch Schränke mit vielen Ordnern, aber keine ehrenamtlichen Feuerwehren mehr."

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