Eifel 2030: Landkreis startet Modellprojekt zur Sicherung der Versorgung und Mobilität

Bitburg/Prüm · Fahren 2030 im Eifelkreis noch Linienbusse? Wie kann die Eifel für junge Menschen als Heimat und Arbeitsort attraktiver werden? Im Rahmen eines Modellprojekts plant der Eifelkreis seine Zukunft.

Eifel 2030: Landkreis startet Modellprojekt zur Sicherung der Versorgung und Mobilität
Foto: Moeris Christian

Einfach in den Tag hinein leben und sich so durchwurschteln: Das ist keine kluge politische Strategie, um die Zukunft des Eifelkreises bis 2030 und darüber hinaus zu gestalten. Deshalb möchte der Kreistag die Versorgungssicherheit im Eifelkreis für das "nächste halbe Jahrhundert" auch nicht dem Zufall überlassen. Dazu wurde 2015 ein Ausschuss zur Kreisentwicklung gegründet (der TV berichtete). Die Mitglieder haben auf ihrer jüngsten Sitzung nun erstmals konkrete Themen und Handlungsfelder diskutiert, welche für den Fortbestand des Eifelkreises von Bedeutung sein könnten. Diese ersten 30 Vorschläge stammen von den Ämtern der Kreisverwaltung. Sie haben dem Ausschuss die Problemfelder aufgelistet, welche die Politik ihrer Meinung nach anpacken müsste, um die Versorgung und die Mobilität im Eifelkreis langfristig sicherzustellen.

"Doch Beschlussreife hat davon noch nichts. Aber wir sind auf dem Weg zu einem Kreisentwicklungskonzept und nehmen dabei jetzt Fahrt auf", sagte Landrat Joachim Streit zur Eröffnung der Sitzung. Der Eifelkreis sei die erste Kommune im Land, die mit einem Kreisentwicklungskonzept eine solch langfristige Planung angehe. Streit: "Der Erste bekommt auch Fördergeld. Denn das Land erhofft sich von diesem Modellprojekt Erkenntnisse für die Entwicklung des ländlichen Raums." Im Kreisausschuss, in dem auch Bürgermeister der Verbandsgemeinden und Städte vertreten sind, wurde das Modellprojekt diskutiert. Dazu hat der Trierische Volksfreund weitere Stimmen gesammelt.

Joachim Kandels, Bürgermeister Stadt Bitburg: "Ein Handlungsfeld, das wir anpacken müssen, um Kosten zu senken, ist die kommunale Zusammenarbeit wie zum Beispiel bei der Beschaffung und auch bei der Vergabe von Aufträgen. Mein Vorschlag wäre eine zentrale Vergabestelle."

Josef, Junk: Bürgermeister VG Bitburger Land: "Ich bin, wie viele andere auch, positiv überrascht, was die Ämter und die Verwaltung da schon vorbereitet haben. Das sind hehre Ziele. Wir haben viel Arbeit vor der Brust, wobei einige Projekte wie der Breitbandausbau ja auch schon laufen. Wir müssen unbedingt darauf schauen, dass wir Prioritäten setzen."

Manfred Rodens, Bürgermeister VG Speicher: "Grundsätzlich halte ich es für gut, die Themen Mobilität und Versorgung gebündelt anzupacken. Wir müssen die Bevölkerung für das Projekt begeistern. Die Verwaltungen können das alleine nicht stemmen."

Moritz Petry, Bürgermeister VG Südeifel: "Die Kreisfinanzen kann man, entgegen dem Vorschlag der Verwaltung, meiner Meinung nach nicht als Entwicklungsziel definieren. Denn sie gehen in den anderen Themenfeldern auf."

Mathilde Weinandy, Bürgermeisterin Stadt Prüm: "Man weiß bei vielen Dingen nicht, was letztlich dabei rauskommt. Aber schon eine Bestandsaufnahme macht Sinn und man muss schauen, was man machen kann. Gerade für den ländlichen Raum ist es wichtig, sich zu bemühen."

Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm: "Die Fülle an Ideen ist erschlagend. Damit es nicht bei einem Wunschkonzert bleibt, muss man schauen, welche echten Projekte dabei herauskommen. Wir müssen abwägen: Was können wir umsetzen und was sind Wunschgedanken."

Andreas Kruppert, Bürgermeister VG Arzfeld: "Wenn wir die ärztliche Versorgung und die Pflegestruktur betrachten, stehen wir im ländlichen Raum vor großen Herausforderungen. Zunächst ist es wichtig, die Problemfelder herauszuarbeiten und möglichst frühzeitig anzupacken. Dafür ist das Projekt genau richtig."

Finanzierung: "Fest steht, dass es zur Umsetzung der strategischen Ziele keine zusätzliche Millionen geben wird", sagte Streit. Die gesteckten Ziele seien - en passant - im regulären Betrieb mit zu finanzieren und umzusetzen.

Zeitplan: Bis zum Herbst will der Ausschuss erste Ziele, Handlungsempfehlungen und auch ein Leitbild für die Zukunft des Eifelkreises festlegen. "Wir müssen sagen, wo wir hinwollen und prioritäre Ziele definieren, die wir dann gemeinsam angehen", sagte Helmut Berscheid, Leiter des Amtes für Kreisentwicklung, der die Ideen aus der Verwaltung präsentiert hat. In einem nächsten Schritt sollen sich die Ortsbürgermeister und auch die Bürger einmischen. Reichlich Gelegenheiten dazu bieten sich auf den Regionalkonferenzen, die im März und April in den Verbandsgemeinden stattfinden sollen.

INFO ENTWICKLUNGSZIELE
Der Ausschuss will strategische Entwicklungsziele, die untergeordnet eine Vielzahl konkreter Handlungsfelder und Maßnahmen beinhalten sollen, definieren. In einem Entwurf finden sich erste strategische Entwicklungsziele: Ländliches Leben vitalisieren, Standort Eifel stärken, Sensibler Umgang mit natürlichem und kulturellem Erbe sowie "Wir stellen eine geordnete Finanzentwicklung sicher".

Meinung
Christian Moeris
Die Zukunft hat viele Gesichter

Bei allem Respekt für das Engagement des Kreisausschusses und der Verwaltung muss man sagen, dass mit dem Modellprojekt nicht der erste Moment in der Geschichte der Kommunalpolitik gekommen ist, in dem sich mal jemand Gedanken über die Zukunft machen würde. Denn die Ortsgemeinde-, Stadt- und Verbandsgemeinderäte machen sich - wie man in diesem Zusammenhang auch erwähnen sollte - seit jeher für die Entwicklung und Zukunft der Eifel stark - wie auch viele Ehrenamtliche in den Vereinen. c.moeris@volksfreund.de

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