Eifel ist nicht gleich Eifel

DAHNEN. Dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum im luxemburgischen Teil der Eifel-Ardennen-Region stehen Bevölkerungsrückgang und Arbeitslosigkeit auf deutscher und belgischer Seite gegenüber: So lautet das Fazit einer Konferenz der Carrefour, einer in Bitburg ansässigen Verbindungsstelle der Europäischen Union.

 Mehr als Geste und Symbolik: Die Fahnen und der Gedenkstein am Dreiländereck sollen der Grundstein für eine gemeinsame Zukunftsentwicklung der Region sein.Foto: Arnold Kleis

Mehr als Geste und Symbolik: Die Fahnen und der Gedenkstein am Dreiländereck sollen der Grundstein für eine gemeinsame Zukunftsentwicklung der Region sein.Foto: Arnold Kleis

Grenzlage,dünne Besiedlung, schlechte Anbindung an die europäischenVerkehrsnetze und schwierige naturräumlichen Bedingungen derlandwirtschaftlichen Produktion: Die Gemeinden derdeutschsprachigen Eifel-Ardennenregion teilen zahlreiche Sorgenund Probleme. Vertreter der drei Nationen diskutierten im Rahmen der Carrefour-Konferenz über "Bevölkerungsentwicklung und Zukunftsstrategien für die Eifel". Dabei wurden gravierende Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Teilen von Luxemburg, Deutschland und Belgien deutlich. So ist besonders die deutschsprachige Eifel von Bevölkerungsrückgang und Überalterung betroffen.

Carrefour rural Rheinland- Pfalz ist eine Informationsverbindungsstelle der Europäischen Union, die sich mit der Entwicklung im Eifel-Ardennen-Raum befasst und zu diesem Thema Diskussionsforen und Planungshilfen anbietet.

Während Christian Muschwitz vom Tourus-Institut ein eher düsteres Zukunftsbild für die deutsche Eifel zeichnete, blickten die Luxemburger Vertreter Jean Claude Sinner und Petra Groen, beide Mitarbeiter im Innenministerium, fast euphorisch in die Zukunft und sprachen von einer positiven Bevölkerungsentwicklung, einem kräftigen Wirtschaftswachstum und einer kaum vorhandenen Arbeitslosigkeit (2,7 Prozent) im Distrikt Diekirch.

Obwohl auch im luxemburgischen Teil der Eifel-Ardennen-Region die Geburtenrate sehr niedrig ist, wächst die Bevölkerung kontinuierlich: Von 53 535 Einwohnern im Jahr 1970 auf 68 132 im vergangenen Jahr. Auch die Altersentwicklung der Bevölkerung zeigt - im Gegensatz zu den anderen Regionen - eine positivere Tendenz. Dieser Umstand ist einzig dem Zuzug ausländischer Bürger zuzuschreiben: 27 Prozent der Einwohner sind Ausländer. Eine Fortsetzung dieses Trends werde erwartet, so die Luxemburger.

Für die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens sprach der Historiker Dr. Carlo Lejeune. Er berichtete für den belgischen Raum von ähnlichen Problemen wie Christian Muschwitz für den deutschen Raum. Rückläufige Infrastruktur und fehlende Arbeitsplätze seien nicht gerade Gründe, mit denen junge Familien zum Bleiben oder gar Neuansiedeln motiviert werden könnten, analysierte Lejeune. Doch "Klagen und Jammern nutzt nichts, packen wir es an".

Lejeune und Muschwitz stellten fest: "Wir müssen die Konkurrenz mit den europäischen Metropolen aufnehmen, um weitere Abwanderungsströme zu verhindern. Gemeinsam müssen Infrastruktur und Arbeitsplätze in den Dörfern erhalten und, wo möglich, neue geschaffen werden."

Spätestens hier traten bei den spärlich vertretenen Kommunalpolitikern und Interessierten aus der Region Unmut und Zweifel auf. Die Architektin Sabine Strunk aus Lichtenborn, die auch in der Dorfentwicklung tätig ist, sprach an, was viele dachten: "Die Ansätze sind gut, doch wer und vor allen Dingen wie sollen sie umgesetzt werden?"

Ein möglicher Grund für die eher dürftige Besucherzahl mag trotz hochrangiger Podiumsbesetzung und interessanter Themen die etwas ungewöhnliche Einladungsform gewesen sein: Von jedem Besucher wurden zehn Euro Eintritt verlangt.

Die nächsten Carrefour-Veranstaltungen: 29. April: "Kultur 2000 und Co. - Kulturförderung der EU und andere Wege der Projektförderung" in Irrel (halbtags); 5. Juni: "Lasst den Laden im Dorf - zwei Dorfläden in der Eifel" in Irrel (abends); 7. Juli: "Gemeindeentwicklungen mit Bürgerinnen und Bürgern" in Irrel.

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