Eifeldorf hat einen Vogel

Brecht · Einen Pfau sieht man nicht alle Tage in der Eifel. Vergangene Woche wurde gleich zweimal einer in Brecht gesichtet. Der TV heftet sich dem Flüchtigen an die Fersen, oder besser: an die Krallen.

 Immer diese Paparazzi: Da unternimmt man einen Ausflug, und schon wird man fotografiert. Hätte Rainer Schranz ihm wenigstens vorher Bescheid gesagt, hätte der Vogel ja noch seinen Schweif aufstellen können. Aber es musste schnell gehen. Deshalb ist das Bild auch nicht ganz scharf geworden.Foto: Rainer Schranz

Immer diese Paparazzi: Da unternimmt man einen Ausflug, und schon wird man fotografiert. Hätte Rainer Schranz ihm wenigstens vorher Bescheid gesagt, hätte der Vogel ja noch seinen Schweif aufstellen können. Aber es musste schnell gehen. Deshalb ist das Bild auch nicht ganz scharf geworden.Foto: Rainer Schranz

Foto: (e_eifel )

Rainer Schranz' Traktor rumpelt über den Feldweg. Wie üblich führt sein Weg an der alten Jägerhüte vorbei, als plötzlich ein komischer Vogel aus dem Gebüsch springt. "Erst dachte ich, es ist ein Fasan", sagt Schranz. Doch dann fällt ihm der lange blau-grüne Schweif auf, den das Tier hinter sich herzieht. Kein Zweifel: Das Federvieh, das dort gemütlich Richtung Schutzhütte spaziert, ist ein Pfau. Mit Fasan lag Schranz trotzdem gar nicht so falsch. Denn die heimischen Vögel sind Verwandte der Pfauen. Aber genug der Besserwisserei und hin zum großen Fragezeichen: Wie landet ein Tier, das sonst durch den indischen Dschungel stolziert, in der Eifel? Es beginnt eine Spurensuche in dem kleinen Dorf in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land.

Inzwischen ist der Pfau in Brecht bekannt wie ein bunter Vogel. Kein Wunder: Er ist ja auch einer. Schranz hat ihn fotografiert, die Bilder seiner Frau gezeigt. Die hat in der Frauengemeinschaft von der Entdeckung ihres Mannes erzählt. "Sie kennt eine Menge Leute", sagt Schranz. Und die Leute kennen wiederum Leute, die Leute kennen, und so verbreitet sich eine Geschichte schnell in einem 250-Seelen-Ort.

Auch Bürgermeister Michel Brück will den Pfau mal schreien gehört haben: "Ich wusste gar nicht, was das ist." Er kann den Ruf des Vogels nicht so recht beschreiben. Aber dafür kann Goethe das: "Der Pfau schreit hässlich, aber sein Geschrei erinnert mich ans himmlische Gefieder." Ob er wirklich so hässlich schreit? Wir haben knallhart recherchiert: Bei Youtube erzielt der Suchbegriff "Pfau schreit" mehr als 2000 Treffer. Wer sich eins davon ansieht, hört ein Geräusch, das klingt wie irgendwas zwischen Katze und Handhupe.

Sei's drum: Inzwischen ist der Vorfall gut eine Woche her und der Trubel verflogen - anders als der Pfau. Der wurde nämlich erneut gesichtet, diesmal von Hannah Nösges. Und zwar an einem Sonntag, gegen 18 Uhr. Nösges fährt aus Richtung Bitburg nach Brecht, als sie ihn sieht. Der Pfau watschelt einen Feldweg entlang - blaue Federn im grünen Dickicht. Auch sie schießt zwei Fotos. Sie verwackeln: Zu schnell ist der Vogel wieder verschwunden.
Doch die 22-jährige Nösges hat eine Ahnung, wem er gehören könnte. Ihr Vater kennt jemanden, der jemanden kennt, der einen Mann aus Rittersdorf kennt. Und der soll sich ein solches Tier in seinem Garten gehalten haben. Weil er am Telefon nur schwer zu erreichen ist, besuchen wir ihn vor Ort.

Leider ist er, als der TV eintrifft, ausgeflogen. Seine Familie kann aber weiterhelfen: Der Mann habe gar keinen Pfau und auch sonst niemand in Rittersdorf. Die Spur verläuft im Sand.

Auch Anrufe im Eifelpark und Eifelzoo bringen keine Klarheit. Stattdessen werfen sie neue Fragen auf. "Alle Vögel sind noch da", sagt eine Mitarbeiterin in Gondorf. Und auch der Lünebacher Pfau sei noch in seinem Gehege und husche nicht durch die Brechter Wälder. Eben erst habe ein Pfleger nachgeschaut. Der Grund: In letzter Zeit riefen häufiger Leute an und erzählten, sie hätten das Federvieh gesehen - nicht nur in Brecht. Einer will es sogar am Schwarzen Mann gesichtet haben. Handelt es sich um dasselbe Tier? Wie wahrscheinlich ist es, dass zur gleichen Zeit zwei Pfauen ausbüchsen?

Vom Gipfel des Schwarzen Mannes bis nach Brecht sind es etwa 35 Kilometer. Luftlinie, versteht sich - der Vogel könnte die Strecke schließlich geflogen sein. Allerdings können die Tiere das nicht sehr gut - weder hoch noch weit. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass der Vogel es geschafft haben könnte, in so kurzer Zeit eine solche Strecke zurückzulegen.

Was sonst noch dagegen spricht: Die Tiere gelten als standorttreu. Das heißt, wenn es ihnen irgendwo gefällt, bleiben sie in der Regel dort. Weil sie nur selten ausbüchsen, werden sie deshalb meist frei und nicht im Gehege gehalten. Doch wo kommt er her, wenn er nicht entlaufen ist? Es könnte sein, dass jemand ihn ausgesetzt hat. Das würde auch erklären, warum es die Verbandsgemeinde Bitburger Land bislang nicht geschafft hat, den Besitzer ausfindig zu machen. Auf eine entsprechende Mitteilung habe sich niemand gemeldet, teilt der zuständige Sachbearbeiter mit.

An dieser Stelle stecken unsere Ermittlungen also in der Sackgasse. Aber vielleicht können Sie ja weiterhelfen. Kennen Sie jemanden, der einen Vogel hat, vielleicht sogar einen Pfau? Dann schreiben Sie uns doch eine Mail an
eifel@volksfreund.de

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