Eifeler Arbeitgeber wollen ihre Leute in der Region halten

Speicher/Prüm · Die Arbeitgebermarke Eifel hat sich neu ausgerichtet. Ziel soll aber weiterhin sein, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Deswegen geht man jetzt andere Wege.

 Alexander Seitz von der Firma Seitz Stahl- und Metallgestaltung aus Speicher freut sich über die Auszeichnung als Eifel-Arbeitgeber. TV-Foto: Stefanie Glandien

Alexander Seitz von der Firma Seitz Stahl- und Metallgestaltung aus Speicher freut sich über die Auszeichnung als Eifel-Arbeitgeber. TV-Foto: Stefanie Glandien

Foto: (e_eifel )

Die Hauptschulen wurden geschlossen, der demografische Wandel schreitet voran und dann lockt noch das nah gelegene Luxemburg mit gut bezahlter Arbeit - kurz: Die Eifeler Arbeitgeber haben es nicht einfach, ihre Leute zu halten, beziehungsweise neue Fachkräfte zu finden.

War man früher froh, wenn Sohn oder Tochter einen Ausbildungsplatz ergattert hatten, haben die Schulabgänger heute die Qual der Wahl - so viele Möglichkeiten und Angebote gibt es mittlerweile. Und sie entscheiden immer später, welchen Weg sie einschlagen wollen. "Nur" in Brot und Lohn zu stehen, reicht vielen heute nicht mehr. Da muss schon mehr geboten werden. Arbeitgeber müssen sich etwas anderes ausdenken.

Dort setzt die Arbeitgebermarke Eifel an, die zur Regionalmarke Eifel gehört. Im Mai 2014 wurden neben den Eifel-Produzenten und den Eifel-Gastgebern als dritte Säule die Eifel-Arbeitgeber unter das Dach der Qualitätsmarke genommen. Ziel ist, Mitarbeiter zu gewinnen, zu motivieren und zu halten.

Voraussetzung ist, dass sich die Unternehmen von einem neutralen Prüfer nach bestimmten Konzepten zertifizieren lassen. "Wir hatten anfangs einen Mordserfolg", sagt Markus Pfeifer, Geschäftsführer der Regionalmarke Eifel. 16 Unternehmen unterzogen sich innerhalb der vergangenen drei Jahre dem Prozedere, doch dann ist das Interesse abgeflaut. Den Grund sieht Pfeifer darin, dass "wir den Unternehmen unsere Konzepte übergestülpt haben". Die Arbeitgeber mussten ein zusätzliches System anwenden, um bei der Marke mitmachen zu können. Das war aufwendig und vielen auch zu teuer. Nun gibt es einen Neustart der Arbeitgebermarke. Denn das Grundproblem, der Fachkräftemangel, besteht weiterhin.

Im Kern bleibt es bei den drei bisherigen Kriterien: Das Unternehmen muss mit der Region verbunden sein, es muss ausbilden und sich nach Qualitätssystemen der Regionalmarke Eifel zertifizieren lassen. "Neu ist, dass wir gucken, was die Firma bisher gemacht hat und bewerten das dann", erklärt Pfeifer. Diese Arbeit übernehmen neutrale Berater des RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.) Rheinland-Pfalz. Anhand von Checklisten beurteilen diese den Betrieb, beraten, suchen Schwachstellen und organisieren Arbeitskreise. "Wir wollen Tipps geben und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Durch die Unternehmensentwicklung stärken wir im Prinzip auch die Region", sagt Pfeifer.

Die Menschen in der Eifel zu halten - das ist ein wichtiges Ziel für Landrat Joachim Streit. Darum suche der Kreis auch den Schulterschluss mit den Unternehmen. "Bei der Arbeitgebermarke geht es nicht darum, möglichst viele aufzunehmen, sondern die Besonderen." Eifel-Arbeitgeber zu sein, sei nicht nur eine Auszeichnung - es symbolisiere auch, dass die Mitarbeiter dort eine Perspektive haben, sagt Rolf Dahm, Vorstandsvorsitzender von RKW Rheinland-Pfalz.

Für die Firma Seitz Stahl- und Metallgestaltung aus Speicher mit rund 70 Mitarbeitern einer der Gründe, nach dem Neustart als erstes Unternehmen am Pilot-Check zum Eifel-Arbeitgeber teilzunehmen. Alexander Seitz, der zusammen mit seiner Schwester im elterlichen Betrieb eingestiegen ist, erklärt, warum: "Das Eifel-Emblem ist immer populärer geworden. Ich habe beim Einkaufen selbst darauf geachtet, denn ich denke, die Produkte sind dann besser und stammen aus der Region." Er hofft, dass auch andere so denken und den Schluss ziehen, dass auch ein Eifel-Arbeitgeber besser ist als andere.

Was das Unternehmen Seitz unter anderem auszeichnet, beschreibt er so: "Wir sind familiengeführt, haben flache Hierarchien, bei uns wir Platt geschwätzt, es gibt flexible Arbeitsmodelle und es herrscht ein gutes Klima. Außerdem wird der Lohn pünktlich gezahlt." Alles Kriterien, die den Mitarbeitern wichtig sind, wie eine interne Umfrage ergab. Außerdem werden Kommunikation und Information groß geschrieben. So hat die Firma Seitz eine eigene App entwickelt auf der zum Beispiel Geburtstage, Termine, Baustelleneinteilungen oder Feiern und Ausflüge mitgeteilt werden.

Joachim Streit erhofft sich, dass die Eifel-Arbeitgeber sich später untereinander befruchten. Netzwerke sollen gebildet werden - auch mit dem Eifelkreis, den regionalen Banken und dem RKW. "Die Eifel wird als Landmarke noch weiter ausgebaut", sagt er.KommentarMeinung

Arbeitgeber haben viel zu bieten
"Qualität ist unsere Natur" ist der Leitspruch der Regionalmarke Eifel. Immer mehr Verbraucher orientieren sich an dem Marken-Logo. Gut, dass auch die Arbeitgeber mit ins Boot genommen wurden. Denn auch da weiß der Eifeler, was er bekommt: ein in der Eifel verwurzeltes Unternehmen, eine familiäre Atmosphäre und eine gesicherte Zukunft.

Und einen Arbeitgeber, dem seine Mitarbeiter wichtig sind. Und es zeigt, dass nicht nur die Global Player viel zu bieten haben, sondern auch die kleineren, mittelständischen Unternehmen in der Heimat. Loben muss man aber auch die Verantwortlichen der Regionalmarke Eifel. Denn sie haben ihr Konzept neu auf den Prüfstand gestellt und nachjustiert, sodass auch kleinere Unternehmen mitmachen können. s.glandien@volksfreund.deExtra: REGIONALMARKE EIFEL


Das Logo der Regionalmarke Eifel soll ein Zeichen sein, an dem besondere, geprüfte Qualität aus der Eifel direkt erkennbar wird. Die Zertifizierungen als Eifel-Arbeitgeber, Eifel-Gastgeber und Eifel-Produzent erfolgen nur dann an Betriebe und Unternehmen, wenn kontrollierte Qualität und Regionalität nachgewiesen werden können.

Insgesamt gibt es 200 Markennutzer. Eingeführt wurde die Regionalmarke Eifel im Rahmen eines Förderprojekts 2002. Zwei Jahre später wurde die Regionalmarke Eifel GmbH gegründet. Eine Informationsveranstaltung zur neuen Arbeitgebermarke Eifel gibt es am Donnerstag, 26. Oktober, um 19 Uhr im Konvikt in Prüm.

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