Eifeler Luchs auf Brunos Spuren

AHRWEILER/BITBURG. Aufregung über den angeblichen Abschuss eines Luchses in Nordrhein-Westfalen. Dieser soll 14 Strauße einer Remagener Straußenfarm getötet haben. Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (LUWG) klärt auf, wie die Verbreitung des Luchses in der Eifelregion aussieht und wie man mit vermeintlichen Luchsrissen umgehen sollte.

Nach Bär "Bruno" haben es die Jäger jetzt offenbar auf Luchs "Lothar" abgesehen. Hintergrund ist der mysteriöse Tod von 14 Straußen in der Remagener "Straußenfarm Gemarkenhof". Angeblich deutet alles auf einen Luchs hin. Seit Ende der 1990er-Jahre liegen aus Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden rheinland-pfälzischen Gebieten der Eifel vereinzelt Hinweise auf Luchsvorkommen vor. Von Luchsen im Hunsrück gibt es bisher noch keine Spur. In der Eifel werden drei bis fünf Tiere vermutet. Von vier weiteren Tieren im Pfälzer Wald geht man aus. "Die genaue Anzahl nachzuweisen, ist sehr schwierig, denn der Luchs ist ein nachtaktives und sehr scheues Tier", sagt Herbert Kiewitz vom LUWG. Der Luchs genießt ganzjährig Schonung und unterliegt dem strengen europäischen Schutzregime der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die ihn ebenso wie den Braunbären als "Art von gemeinschaftlichem Interesse" einstuft. Parallel zu den allgemeinen Schutzbemühungen wird immer wieder über die Frage einer aktiven Wiederansiedlung nachgedacht. Dazu errichtete das nordrhein-westfälische Umweltministerium einen Arbeitskreis. Hinzugezogen wurde auch der behördliche Naturschutz aus Belgien und das LUWG. Eine aktive Wiederansiedlung durch die Aussetzung von Luchsen wurde vom Arbeitskreis nicht befürwortet und diese Frage für fünf Jahre zurückgestellt. Stattdessen wurde empfohlen, zunächst eine natürliche Zuwanderung durch eine bessere Vernetzung potenzieller Lebensräume zu erreichen. Für das grenzüberschreitende Luchsberaternetz "Eifel", das auch die Kreise Bitburg-Prüm und Daun abdeckt, wurden in enger Abstimmung mit dem LUWG und der Forstdirektion Malmedy, Belgien, seit Juni 2005 ehrenamtliche Luchsberater benannt. Dabei handelt es sich um Jäger, Förster und Mitarbeiter biologischer Stationen. Die Luchsberater wurden in Schulungen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie sehen ihre Aufgabe als Ansprechpartner für die Bevölkerung, der Luchsmeldungen entgegen nimmt und überprüft. Nicht nur direkte Sichtbeobachtungen werden als Hinweis gewertet, sondern auch gerissene Beutetiere, Lautäußerungen oder Fährten. Eine Begehung vor Ort ist zweckmäßig, um Bestätigung für das Vorkommen des heimlichen Jägers zu bekommen und zusätzliche Erkenntnisse über das Verhalten des Luchses zu einzuholen. Laut Kiewitz geschah dies mittlerweile in Remagen und widerlegte den Verdacht gegen den Luchs. Die Gerüchte, dass "Lothar" bereits geschossen wurde, sind laut Kiewitz mittlerweile ebenfalls verstummt. Ein Abschuss oder auch nur der Fang eines Luchses wären nur mit Genehmigung der zuständigen Jagdbehörde möglich. Für den Fall wirtschaftlicher Verluste durch Luchsrisse hat das Land Rheinland-Pfalz einen Entschädigungsfonds eingerichtet. Um Gelder aus diesem Fonds zu bekommen, muss der betroffene Halter den Riss melden und von einem der Luchsberater begutachten lassen. Vor einer Begegnung mit einem Luchs braucht sich ein Wanderer übrigens nicht zu fürchten. Die Chance, das scheue Tier aus nächster Nähe anzutreffen, ist äußerst gering. Das Landesamt bittet, Hinweise an die Luchsberater oder an das LUWG zu melden.

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