Eifeler Original mit Humor und Lebensfreude

BIRGEL. "Wortgewandtes Unikum mit Herz und Humor" könnte die Kurzbeschreibung zu Christel Busch lauten. Die 87-Jährige Birgelerin verkörpert eine Mischung aus Zeitgeist und Nostalgie. Humorlose und nur Hochdeutsch sprechende Zeitgenossen haben bei ihr keine Chance.

"Ech koofe keen Hozzebännele" (Strumpfbänder), sagt die Seniorin neckisch durch das "Schürpsche" (Türfenster), bevor sie die Haustür öffnet. Christel Busch zeigt den Weg in die gute Birgeler Stube. Ehemann Karl überwacht mit aufgesetzter Pokermiene vom Sofa aus das TV -Interview. "Hä follischt net immer, dann jitt et och at ens Sproch", sagt Christel nach 55 Jahren Ehe. Dabei verrät ihr Mann, dass er gar nicht glauben kann, "dat so en schühn Frau de ming is". Mit Unschuldsmiene meint der 91-Jährige: "So en Modell met so vill Flesch drop."Der neckische Schlagabtausch ist herzerfrischend. Christel Busch war jahrzehntelang nicht aus dem Birgeler Karneval wegzudenken. Witze erzählen liegt ihr im Blut: "Das habe ich von meiner Mutter geerbt. Meine zwei Brüder sind genauso." Lachend erinnert sich die gebürtige Obereherin an ihre erste Büttenrede in Birgel: "Das war 1953 und die erste Rede überhaupt im Saal. ,Der doofe Lambert‘ hieß sie." Christel Busch schrieb alle Reden selbst. Seit einigen Jahren kann sie wegen Herzattacken nicht mehr aktiv dabei sein: "Ich wäre gerne 20 Jahre jünger, dann würde ich viele Feste feiern und oft zu Konzerten zum Beispiel in die Kölnarena fahren."So wie einige jüngere Freundinnen, die sie auch in der Reha-Klinik in Bernkastel-Kues besuchten. Kaum im Zimmer, zeigte Christel Busch ungefragt die Wundnaht nach einer Hüftoperation mit dem Spruch: "Hier schaut mal, ich habe mich auf meine alten Tage noch tätowieren lassen." Über ihre Krankheiten redet sie nicht gerne. Lapidar wischt sie alle Fragen vom Tisch: "Wenn alles so gut funktionieren würde wie mein Mundwerk, wäre es gut."Der Blick für das Dorfleben hat sich im Laufe der Jahre immer mehr geschärft. Allerdings ist die Beteiligung am Getratsche für sie ein Tabu. Ihre Erklärung: "Unter jedem Dach ist ein Ach. Und wo nichts ist, da wohnen keine Menschen." Beim Besuch ihrer Küche wird jeder Gast in die Zeit vor 50 Jahren zurück versetzt. Christel Busch kocht noch immer auf einem Kohleherd, blitzblank poliert mit Wachs und Zeitung. Unter dem Stuhl am Fenster stehen zwei kupferne Wärmflaschen. Sie folgt dem Blick und verrät: "Jo, do kreet jeder von uss ovends zwei Liter heeß Wasser drinn und dann kütt do een afjeschnitte Been vahn Karl senger ahler Unnerbotz dröm. Dann sin die noch morjens wärm." Ungläubiger Blick. Ist das ernst gemeint? Da ruft Ehemann Karl vom Sofa aus: "Un in minger is en schwer Fünef, doh kunn ech immer ahn dat Kupferbläch." Also doch: Nostalgie pur.Bewährte Rezepte aus alten Zeiten

Das Motto "Wat fröher joht wor, is och höck noch joht" spiegelt sich auch im Speiseplan wider. Christel Busch kennt viele bewährte Rezepte, die heute in Landfrauen-Kochbüchern wieder entdeckt werden. Beispielsweise Schrompers- und Heffeköjelcher, Knöddele, enjelescht Heringe oder "Quer-durch-d´r-Jarde-Sopp". Ihre drei Enkel lieben vor allem die Kartoffelsuppe. Die Familie ist ihr ganzer Stolz: "Ming Jonge sin janz tüschtich, och wenn se fröher jett verdräht wohre." Christel Busch genießt die Unterhaltung mit ihren Lieben. Kenntnisse übers aktuelle Tagesgeschehen holt sie sich vor allem aus dem TV . Sie meint: "Morgens die Zeitung zu lesen, ist das Schönste. Ich lese alles, sogar die Kontaktanzeigen." Auch zum Schluss des Interviews treibt sie der Schalk: "Wenn ich in der Zeitung bin, passt die garantiert unter keiner Tür durch."

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