"Ein Angriff auf das Ehrenamt"

IRREL. (iz) Die Irreler Feuerwehr wehrt sich gegen die Vorwürfe der unterlassenen Hilfeleistung und der "Geldmacherei" (der TV berichtete). Die Aussagen von Rentner Josef Gruben, der sich weigerte, die Rechnung für die Rettung nach einem Unfall zu bezahlen, seien falsch.

"Fahrzeug in Kurve ins Schleudern geraten, eine Person im Fahrzeug, Fahrzeug wurde gesichert und Person befreit": So liest sich die Geschichte des Unfalls, den Rentner Josef Gruben aus Bitburg am 13. August 2004 auf der K 20 bei Irrel mit seinem Van verursacht hat, im Kurzbericht der Freiwilligen Feuerwehr Irrel. Zum Eklat kam es, als Gruben eine Rechnung über 834 Euro ins Haus flatterte - der Preis für seine Rettung. Denn Gruben hatte die Rettungskräfte nicht selbst alarmiert und sah deshalb nicht ein, die Rechnung zu zahlen (der TV berichtete). Das Einsatzleitfahrzeug (ELW) mit zwei Leuten wurde in Echternacherbrück nicht mehr gebraucht. Die Wehrmänner fuhren in Richtung Irrel zurück und kamen an der Unfallstelle vorbei. "Auf der Straße standen bereits einige Autos", sagen Joachim Ziwes, Wehrführer der Feuerwehr Irrel, und Vorstandsmitglied Alfred Geisen. "Die Wehrleute haben sich ein Bild von der Lage verschafft und erkannt, dass der Fahrer sich nicht aus dem Fahrzeug befreien konnte." Einer der beiden Feuerwehrleute habe einen Notruf abgesetzt: "Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person". Es habe nur fünf bis sechs Minuten gedauert, bis die Irreler Kollegen von ihrem Einsatzort in Echternacherbrück mit ihrem Löschfahrzeug (LF 8) und dem Rüstwagen (RW 1) zur Stelle waren. "Als die Kollegen eintrafen, war der Unfallfahrer immer noch in seinem Wagen", erklären die Feuerwehrleute. Anders als der Rentner später sagte, habe er sich nicht alleine befreien können, sagen die Helfer. Ihre Darstellung: Der Van von Josef Gruben musste mit der Seilwinde des RW 1 gesichert werden. Deshalb stand der Einsatzwagen quer über der Straße, eine Vollsperrung war in der engen Kurve nötig. "Also eine sehr personalintensive Maßnahme", sagt Geisen. Von der Rettungsleitstelle Trier alarmiert, erreichten Polizei, Rettungswagen und Notarzt den Unfallort. Mit der Seilwinde wurde der Wagen wieder auf die Räder gestellt, denn es bestand laut Feuerwehr die Gefahr, dass "Betriebsstoffe wie Öl und Benzin auslaufen könnten". Das Unfallopfer sei befreit und von DRK-Sanitätern ins Krankenhaus gebracht worden. Josef Gruben bleibt bei seiner Version: Angeblich unverletzt habe er versucht, selbstständig durch die offene Beifahrertür zu klettern. "Unverhofft" habe ihm ein Feuerwehrmann geholfen. "Ich bin einfach nur mit meinem Auto im Graben gelandet, und ein einziger Herr hat mir die Tür aufgehalten - ohne Einsatz von schweren Gerätschaften, geschweige denn einer gesamten Feuerwehrtruppe", sagt Gruben. Feuerwehrleute: "Das ist eine Frechheit"

Er weigert sich weiterhin, die Rechnung zu zahlen - auch nachdem sie von der Verbandsgemeinde von 834 auf 591 Euro korrigiert wurde. Zudem erwägt er eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen den Feuerwehrmann, der zuerst am Unfallort war und den Notruf abgesetzt hatte. Er habe nicht angehalten, so Grubens Vorwurf. "Das ist eine Frechheit", sagen die Wehrleute Ziwen und Geisen. Die Männer hätten ihr Möglichstes getan, dem Verunfallten zu helfen. "Sie schafften es aber nicht, den Eingeklemmten ohne technische Hilfsmittel zu befreien", sagen Ziwes und Geisen. "Die Behauptungen sind ein Angriff auf unser Ehrenamt", beschweren sich die Wehrleute. Der Wehrmann, der den Notruf abgesetzt habe, sei bis zum Einsatzende - also rund 90 Minuten - am Unfallort gewesen. Da sei Gruben schon längst im Krankenhaus gewesen. Bei so vielen Augenzeugen wäre ohnehin irgendein Notruf an die Irreler Wehr getätigt worden, glauben die Wehrleute. Und bei einem Unfall mit eingeklemmter Person wäre die Wehr mit der gleichen Personalstärke und der gleichen Ausrüstung ausgerückt wie nach dem Notruf des Kollegen. Zudem verdiene die Feuerwehr nichts bei ihren Einsätzen. Die Ausfertigung der Rechnung sei Verwaltungssache.

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