Ein Ausbau wider Willen?

Biersdorf · Die Firma eifel-net plant, Biersdorf mit schnellem Internet zu versorgen. Doch der Gemeinderat will nicht mit dem Unternehmen zusammenarbeiten. Ein Grund: Die Politiker aus Biersdorf wollen lieber Glasfaser statt Funk.

Biersdorf Glasfaserkabel durchziehen die Eifel wie Adern. Sie pumpen Millionen von Daten durch die Leitungen. Ohne Wartezeiten können die Internetnutzer sich im Netz Filme ansehen. Websites bauen sich in Sekundenschnelle auf, runtergeladene Medien landen in wenigen Minuten auf dem Rechner - dem Breitbandausbau sei Dank (der TV berichtete mehrfach).
Von dem wollen jetzt auch die Biersdorfer profitieren. Noch schlagen sich die Einwohner des Ortes mit Übertragungsraten von nicht mal einem Megabit (Mbit) pro Sekunde durch. Zum Vergleich: Mit Glasfaserkabeln wären dort Geschwindigkeiten von rund 30 Mbit pro Sekunde möglich. Und der Ausbau wäre gerade jetzt in greifbarer Nähe.
Um genau zu sein: nur wenige Meter entfernt. Denn im Augenblick verlegt auch ein Hotel am Stausee Glasfaserkabel. "Die führen direkt an unserem Verteilerkasten vorbei", sagt Ortsbürgermeister Arnold Kootz. Da wäre es doch ein Leichtes, das ganze Dorf an die Breitbandleitung anzuschließen, oder? Da hat der Gemeinderat die Rechnung wohl ohne die Firma eifel-net gemacht. "Die blockieren alles", sagt Kootz. Der Grund: Das Unternehmen will den Ort selbst mit schnellem Internet versorgen. Scheinbar hat der Provider bei der Bundesnetzagentur zuerst "seinen Hut in den Ring geworfen", wie Kootz es ausdrückt. Und wer zuerst kommt, mahlt, beziehungsweise verlegt zuerst. Das Geschäftsmodell der Firma: Die Orte ans Netz anschließen, die bisher blinde Flecken auf der Deutschlandkarte waren.
Dabei setzt eifel-net allerdings nicht auf Glasfaser, sondern auf eine sogenannte Richtfunkverbindung. Das sei aber nicht zukunftsfähig, meint Gemeinderatsmitglied Christian Carus, der sich für das Gremium mit technischen Fragen auseinandersetzt. Ein weiteres Problem sieht er in den Tarifen, die eifel-net anbietet. Die hätten eine Drosselung. Das heißt: Wer viel surft, also viel Datenvolumen verbraucht, wird - ähnlich wie bei manchen Mobilfunkverträgen- mit langsamen Übertragungsraten abgestraft. Wegen dieser und anderer Gründe hatten die Biersdorfer schon 2013 darauf verzichtet, mit eifel-net zusammenzuarbeiten. Jetzt könnte es passieren, dass sie gezwungen werden, den Provider an ihre Leitungen zu lassen. In Euskirchen, wo die Firma eifel-net sitzt, ärgert man sich derweil über die Biersdorfer. Seit 2016 warte das Unternehmen nun auf die Zustimmung zum Ausbau, lässt Geschäftsführer Michael Bergeritz wissen. Jetzt habe man erneut einen Antrag gestellt. Bald soll der Ausbau beginnen - den die Biersdorfer, glaubt man dem Unternehmen, schon ungeduldig erwarten. Es seien schon "einige Beschwerden" von Bürgern eingegangen, die "kein Verständnis für die zeitliche Verschleppung" hätten. Der Gemeinderat dagegen behauptet, dass die Dorfbewohner nicht wollen, dass eifel-net bei ihnen ausbaut. Bergeritz weist jede Kritik zurück. Den Biersdorfern sei eifel-net schlicht zu teuer: "Man wohnt auf dem Land, zahlt niedrige Mieten, möchte aber den DSL-Anschluss zum Preis der Großstadt haben", sagt er. Der Ausbau sei entsprechend teurer, weil seine Firma ohne staatliche Förderung agiere. Gespräche zwischen Gemeinde und Geschäftsführer haben offenbar zu keinem Ergebnis geführt. Die Euskirchener sagen, sie würden sich den Zugang zu den Leitungen zur Not einklagen. Kootz sagt, er will weiter dafür kämpfen, sein Dorf ans Glasfasernetz anzuschließen.Extra: DIE VOLLE BANDBREITE


Die Grundversorgung wäre gesichert: In 158 Gemeinden, und damit in rund 95 Prozent der Haushalte, im Eifelkreis Bitburg-Prüm können die Bürger mit Übertragungsraten von mehr als sechs Megabit in der Sekunde surfen. Doch der Breitbandausbau, der den Kreis bislang rund fünf Millionen Euro gekostet hat, ist noch lange nicht abgeschlossen. Bald sollen 85 Prozent der Rechner noch flotter im Netz unterwegs sein - mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/S. Die Aufträge dafür wurden kürzlich an die Telekom vergeben. Land, Bund und Kreis sollen sie insgesamt rund 24 Millionen Euro kosten. Die Biersdorfer glaubten lange, dass sie von diesem Projekt mit dem Namen "Next Generation Access" (kurz NGA) abgehängt werden - im Vergleich zu den anderen Gemeinden. Doch es wird weiter verhandelt.

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