Ein Banküberfall, eine Bruchlandung und der Eifeler Dialekt - Leiter der Polizei Bitburg nimmt Abschied

Bitburg/Trier · Nach sieben Jahren hat der Leiter der Polizei Bitburg die Eifel verlassen und wird nun Chef der Trierer Inspektion. Ganz leicht fiel ihm der Abschied nicht.

Ein Banküberfall, eine Bruchlandung und der Eifeler Dialekt - Leiter der Polizei Bitburg nimmt Abschied
Foto: Andrea Weber

Den Eifeler Dialekt wird Dietmar Braun vermissen, die Wildunfälle nicht. Der ehemalige Chef der Polizeiinspektion (PI) Bitburg hat zum 1. August die Leitung der PI Trier übernommen - und damit doppelt so viel Verantwortung. Zwar ist die PI Bitburg mit 895 Quadratkilometern und 149 Ortsgemeinden flächenmäßig die größte Dienststelle in Rheinland-Pfalz, "ich habe es nicht geschafft, in jeden Ort zu kommen", sagt Braun. Dafür leben im Bereich der PI Trier mit rund 130?000 doppelt so viele Menschen. Sie ist die größte Dienststelle im Polizeipräsidium Trier. Mit 130 Mitarbeitern hat Braun ab sofort auch doppelt so viel Personal zu betreuen. In Bitburg arbeiten etwa 60 Beamte.

2009 hatte Braun die Leitung der PI Bitburg übernommen. "Es waren sieben schöne Jahre, die ich nicht missen möchte", sagt der 55-Jährige. Die internationale Zusammenarbeit, der angenehme Umgang mit den Kollegen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Lokalpolitikern und Verantwortungsträgern würden ihm fehlen. Probleme habe man offen ansprechen können "und gemeinsam haben wir immer eine Lösung gefunden." Überhaupt sei das Miteinander der Menschen in der ländlichen Eifel etwas Besonderes. "Der Dialekt ist mir nicht fremd", sagt der Wittlicher, "insofern habe ich mich da sehr wohl gefühlt." Er schmunzelt. "Das werde ich vermissen."

Der Kontakt zu den Menschen war für Braun vor rund 40 Jahren ein Grund, als 16-Jähriger Polizist zu werden. "Mich hat es gereizt, dass man nicht nur am Schreibtisch sitzt, sondern raus zu den Leuten geht." Durch einen Verwandten habe er früh Zugang zur Polizei bekommen. Der habe viel von seinem Beruf erzählt und sei eine Art Vorbild für ihn gewesen. Was die Polizei für Braun ausmacht? "Menschen helfen zu können." Nicht umsonst heiße es Freund und Helfer. Oft riefen Leute noch mal an und bedankten sich. "Das bestätigt einen in dem, was man tut", sagt Braun.

Der Kontakt zu den Bürgern habe sich vom Streifenpolizisten zum Leiter natürlich verändert. Zu größeren Einsätzen fährt Braun aber heute noch raus - wie zum Banküberfall in Oberkail Anfang Februar. Ansonsten hat er inzwischen eher administrative Aufgaben.

Skurril sei die Bruchlandung eines Flugzeugs im Mai 2011 gewesen, erinnert sich Braun. "An dem Tag waren alle in Prüm beim Rheinland-Pfalz-Tag", erzählt er, "und ausgerechnet da stürzt ein Flieger bei einer Flugschau in Bitburg ab." Er sei sofort zum Unglücksort gefahren. Den beiden Piloten sei nichts passiert, aber bei der Maschine habe es sich um einen 60 Jahre alten US-Militärjet gehandelt. "Das war eine Rarität", er lacht, "das war anscheinend die einzige noch flugfähige Maschine dieser Art in Europa".

Ernst wird der Familienvater, wenn er von tödlichen Unfällen spricht. Das nehme einen sehr mit. Erst recht, wenn Kinder betroffen seien. "Wenn man Eltern Todesnachrichten überbringen muss - das ist schlimm", sagt Braun. Inzwischen gebe es Hilfen durch Seelsorger und Psychologen, die mit in die Familien gingen. "Das hilft viel - uns und besonders den Betroffenen."

Themen, mit denen Braun in der Eifel viel zu tun hatte, sind Wildunfälle und Drogen. Von 2500 Unfällen im Jahr seien ein Drittel Wildunfälle, erklärt er. "Die haben Sie überall, wo es viel Wald gibt. Deshalb warnen wir, in der dunklen Jahreszeit langsamer zu fahren und immer bremsbereit zu sein." Drogen seien durch die Nähe zu den Benelux-Ländern verfügbarer, erklärt Braun, die Eifel sei eine der Transportrouten. "Das heißt aber nicht, dass die unbedingt in der Eifel landen." Oft würden sie auch weitertransportiert. Um Diebesgut wegzuschaffen oder Drogen reinzuschmuggeln, nutzten Straftäter meist die Autobahnen. Bei Kontrollen der A?60, für die die PI Bitburg zwischen Waxweiler und Spangdahlem zuständig ist, habe er häufig mit luxemburger und belgischen Kollegen zusammengearbeitet und einmal mit den niederländischen. "Der internationale Austausch hat mir viel Spaß gemacht", sagt Braun. Leider seien Drogenkontrollen sehr personalintensiv.

Brauns Nachfolger ist noch nicht bestimmt. Der stellvertretende Dienststellenleiter Hans-Jürgen Riemann wird den Chefposten kommissarisch übernehmen. "Die Führung der PI Bitburg bleibt in bewährten Händen", sagt Braun. Seinen Ausstand hat er noch nicht gegeben. Verabschieden will er sich aber noch. "Das mache ich nach der Bundestagswahl, jetzt in der Urlaubszeit hat das keinen Sinn - aber das ist in Planung", verspricht er und lacht.

ZUR PERSON

Dietmar Braun aus Wittlich ist seit 39 Jahren bei der Polizei. 1978 begann er als 16-Jähriger seine Ausbildung in Enkenbach-Alsenborn. Stationen seiner Laufbahn waren der Wachdienst im Mainzer Innenministerium und der Staatskanzlei, die Schutzpolizeiinspektion in Cochem, Daun und Wittlich. Von 2001 bis 2004 absolvierte er seine Ausbildung für den höheren Dienst. Es folgten ein Jahr im Lagezentrum im Ministerium und vier Jahre als stellvertretender Leiter der Verkehrsdirektion in Koblenz. Ende 2009 übernahm Braun die Leitung der Polizeiinspektion Bitburg. Der 55-Jährige lebt in Wittlich und hat drei erwachsene Töchter.

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