Ein Dorf, eine Leidenschaft: Wolsfelder Bergrennen nimmt Ort in Beschlag

Wolsfeld · Fahrerlager, Rennstrecke und Tausende Zuschauer: Das Bergrennen nimmt ganz Wolsfeld in Beschlag.

Wenn sich auf den nassen Wiesen an der Nims noch der letzte Morgentau verflüchtigt, sich das erste kurze Aufkreischen hoch gezüchteter Motoren mit dem letzten Hahnenschrei vermengt und geschäftiges Treiben in Hofeingängen, vor Garagen, in engen Seitenstraßen beginnt, Menschen in baumwollener, feuerfester Unterwäsche und Steppanzügen mit vielen bunten Abzeichen und Sponsoren-Aufnähern aus ihren Wohnmobilen krabbeln, dann weiß man in Wolsfeld: Es ist Pfingsten. Und Pfingsten ist in Wolsfeld nicht nur ein Hochfest der katholischen Kirche, sondern vor allem auch Termin des Bergrennens - und das seit 55 Jahren.

Die Bewohner des Orts, die mehr als 150 Rennfahrer und die paar Tausend Zuschauer auf den Eifeler Naturtribünen gehen in jedem Jahr an Pfingsten eine Allianz miteinander ein. Elzbieta Szykowski ist mit ihrer Familie unmittelbar davon betroffen. Sie bewohnen das letzte Haus links in der Holsthumer Straße, knapp 100 Meter nach dem Start. Da drehen die Motoren am meisten auf, haben die Fahrer noch nicht herunter geschaltet, schießen ein paar Zentimeter am Bürgersteig vor der Eingangstür des schmucken Einfamilienhauses vorbei die 1,64 Kilometer nach Wolsfelderberg hinauf.

Ein wenig verlegen ist die Dame mit dem kurzen blonden Haarschopf dann doch, als wir sie auf die Rennerei ansprechen, aber dann meint sie gönnerhaft: "Na ja, einmal im Jahr geht das schon. Ist doch okay."
Jeder ist irgendwie mit dem Bergrennen verbunden, ob als Helfer in einem der Vereine des Orts, die den Parkplatzdienst, die Kassen, die Thekenbewirtung im Festzelt für den Sommernachtsball oder andere Dienste übernehmen.
Das Bergrennen bringt Besucher. Das nutzt beispielsweise Daniela Kreten, die einen kleinen Flohmarkt vor ihrem Haus aufgebaut hat - direkt am Weg, der vom Ort hinauf auf den ersten großen Zuschauerpunkt in der "Bit-Kurve" führt. "Spiele, Bücher oder was auch immer. Es sammelt sich so vieles an. Und beim Rennen ist eine gute Gelegenheit, einiges los zu werden."

Thomas Görgen steht als erster Sicherheitsposten ausgangs des Startes. Als er die rote Flagge als Zeichen der gesperrten Strecke schwenkt und es aus dem Äther seines Walkie-Talkie quakt: "Fahrzeug Nr. 18 brennt. Fahrer ist ausgestiegen und in Sicherheit", müssen die Rettungskräfte ran.
Mitglieder der DRK-Ortsvereine Südeifel und Bitburg sowie Sanitätsrat Dr. Horst Werner als medizinischer Einsatzleiter, fahren entgegen der Strecke Richtung Wolsfelderberg. Ihnen folgt Alois Hoffmann im schweren Magirus Deutz der Freiwilligen Feuerwehr.

Eine Viertelstunde vergeht, dann die Info an die Posten: "Auto hängt am Haken." Der Abschleppdienst hat den Havaristen aufgeladen, wird ihn später ins Fahrerlager schaffen. Für den Piloten ist das Rennen vorbei.
Nicht dagegen für viele Bürger aus Wolsfeld, die es sich an diesem nicht mehr ganz so heißen Tag vor ihren Haustüren in aufgeklappten Campingstühlen bei Gegrilltem und einem kühlen Getränk bequem gemacht haben. Man kennt sich mittlerweile. Zwischen vielen Fahrern und Einheimischen entwickelt sich ein fachkundiger Plausch über das Auto, das Rennen, die Bedingungen an diesem Tag.

Pfingsten ist eben nicht nur Pfingsten, sondern vor allem Rennen in Wolsfeld. Aber auch das ganz normale Feiertags-Leben geht weiter, macht keinen Halt vor dem "großen Preis der Südeifel." Um punkt halb zwölf läuten die Kirchenglocken. "Das Hochamt ist aus", verweist eine Dame am Straßenrand darauf, dass in diesen Tagen nicht nur Rennen gefahren wird. Göttlicher Beistand ist gefragt in diesen Tagen in der Südeifel. Auf und neben der Strecke.
Weiterer Bericht heute im Sport auf Seite 17

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