Ein Dorf in Angst und Schrecken

Geschockte Erwachsene und weinende Kinder: Ein Kampfjet, der am Dienstagabend fünf Mal im Sturzflug auf Nattenheim zugerast ist, hat die Einwohner des Eifelorts extrem verunsichert.

Nattenheim. "Das war wie Krieg", sagt eine Augenzeugin. Sie habe sich bedroht gefühlt. Ganz offensichtlich ist sie damit nicht alleine. Denn wie die Bitburger Polizei bestätigt, haben zahlreiche Nattenheimer am Dienstagabend den Notruf gewählt, nachdem ein Kampfjet über ihrem Ort überaus ungewöhnliche Manöver geflogen hatte.

Wie die Zeugen übereinstimmend berichten, hat am Dienstag um 18.30 Uhr eine amerikanische F 16 Kurs auf den nahe Bitburg gelegenen Eifelort Nattenheim genommen und ist dabei im Sturzflug sehr tief hinabgestiegen. 50 bis 100 Meter, schätzt der Nattenheimer Michael Zeimens, höher sei der Jet nicht geflogen.

Die Erde habe gebebt, die Fensterscheiben und das Geschirr in den Schränken vibriert, und ein Kerosinregen sei niedergegangen, als das Flugzeug dann unmittelbar über dem Ort den Nachbrenner zündete, um wieder steil in die Höhe zu schießen. Daraufhin habe der Kampfjet Loopings gedreht. Aufgeregte Nachbarn, einige von ihnen mit weinenden Kindern im Arm, hätten auf der Straße gestanden und völlig irritiert verfolgt, wie der Pilot diese "Scheinangriffe" fünf Mal wiederholte, berichtet Zeimens.

"Der Fluglärm war kopfzerschmetternd. Wir hatten nicht Hände genug, um unseren kleinen Kindern die Ohren zuzuhalten", sagt auch Sandra Scholtes, die um diese Zeit mit fünf Kindern im Garten spielte und erschreckt beobachtete, wie das Flugzeug auf sie zuraste. "Der ist direkt auf die Leute zugeflogen", bestätigt eine weitere Frau, die beim ersten Anflug Angst hatte, der Jet stürze ab. "Das kann kein normales Manöver gewesen sein."

Daran glaubt auch Zeimens nicht. Er mutmaßt, dass der Pilot eine "private Flugshow" abgeliefert habe, und überlegt, wie einige andere Nattenheimer auch, Anzeige zu erstatten. Die Bitburger Polizei hat den Vorfall den amerikanischen Sicherheitsbehörden gemeldet. Diese wollen nun den Verursacher ermitteln, sagt Friedel Jäger, Chef der Bitburger Polizei.

Mit dem Vorfall konfrontiert, verwies das amerikanische Geschwader darauf, dass es derzeit, wie im TV angekündigt, auch nachts fliege - als Teil des normalen Flugtrainings, in zugewiesenem Luftraum. Das Geschwader werde nun Flüge überprüfen, die in Zusammenhang mit den Beschwerden stehen könnten.

Die Polizei empfiehlt, sich in solchen Fällen an das Bürgertelefon der deutschen Luftwaffe zu wenden, was ein Nattenheimer tatsächlich getan hat. Ob der Pilot gegen Vorschriften verstoßen hat, konnte die Luftwaffe jedoch nicht feststellen. Denn ihre Radardaten zeugten zwar davon, dass tatsächlich ein amerikanisches Flugzeug fünf Mal über den Ort geflogen ist. Sie gaben allerdings keine Auskunft über die Flughöhe. Eine Auskunft, die entscheidend wäre: Militärische Flugzeuge dürfen nach 17 Uhr nicht tiefer als 150 Meter fliegen.

"Das war ein böser Spuk", sagt Zeimens. Dass es mehr war als das, beweisen jedoch noch zwei Tage danach ein ölig-schmieriger Film auf den Autoscheiben der Nattenheimer.Ihre Meinung in Kürze: Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie schon einmal ähnliche Erfahrungen mit Kampflugzeugen gemacht? Ihre Mail wird nur veröffentlicht, wenn uns Name und Anschrift vorliegen.

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