"Ein Fest für alle"

BITBURG. Singen, Tanzen und guter Stimmung sein - das "Folklore-Festival macht Laune. Doch bis dahin ist es hinter den Kulissen jedesmal ein weiter Weg. Der TV hat bei Gisela Frese, Verwaltungsangestellte bei der Stadtverwaltung Bitburg und Mitorganisatorin des Folklorefestivals, nachgefragt.

Frese ist seit 1971 in die Planung des Europäischen Folklorefestivals eingebunden und seither zuständig für die Einladung und Versorgung der teilnehmenden Musik- und Tanzgruppen - dieses Jahr 33 Gruppen mit insgesamt 1316 Teilnehmern.Wie haben Sie die Entwicklung des Festes miterlebt? Frese : Als ich anfing, nahmen noch insgesamt 2500 Menschen in 77 Gruppen teil. Damals wurden allerdings in den Ostblockstaaten Folkloregruppen noch massiv gefördert. Mit dem Ende des Kalten Krieges ist dort die staatliche Förderung zusammen gebrochen. Es ist mittlerweile häufig eine Kostenfrage, ob die Gruppen kommen können.War der "eiserne Vorhang" denn nicht oft ein Hindernis ? Frese : Man war schon jedes Mal stolz, wenn man mal eine Gruppe aus Bulgarien, Polen oder Rumänien präsentieren konnte.Hat sich sonst noch was in den Jahren verändert ? Frese : Anfang der 70er war das Publikum viel zurückhaltender. Heute gehen die Besucher richtig mit und zeigen ihre Begeisterung ganz offen. Bei den Gruppen ist es so, dass sie häufig Nachwuchsprobleme haben. Das Freizeitangebot ist heutzutage viel größer als damals, und die Leute haben immer weniger Zeit für Vereine.Bibop-Festival, 80er-Jahre-Show, Karibische Nacht - Kann man das "Grenzlandtreffen" denn überhaupt noch als Folklorefest bezeichnen? Frese : Es ist seit längerem ein Anliegen von uns, beim Folklorefestival, neben den Musik- und Volkstanzgruppen, auch etwas für junge Leute anzubieten. Schließlich soll es ja ein Fest für alle sein.TV: Was kostet ein solches Fest die Stadt überhaupt ?Frese : Insgesamt kommen auf die Stadt Kosten von 139 000 Euro zu. Nach Abzug der Einnahmen aus Spenden, Abgaben des Vergnügungsparks und Verpachtungen bleibt ein Defizit von rund 94 000 Euro. Das ist von vorne herein eingeplant. Man kann eine Veranstaltung in dieser Größenordnung, zu der Besucher keinen Eintritt bezahlen müssen, gar nicht ohne Minus planen.TV: 94 000 Euro Defizit - lohnt sich das Fest für die Stadt ? Frese : Als Hauptveranstaltung im Jahr ist es eine sehr gute Werbung. Das Folkloretreffen ist in aller Welt ein Begriff.TV: Läuft denn dieses Jahr bei der Planung alles glatt? Frese : Es geht nie ohne Probleme. Es sind jedes Mal tausend Dinge zu regeln. Zwar sind die meisten Gruppen hoch professionell. Da genügen ein paar Briefe, und die Sache ist geritzt. Allerdings gibt es auch Gruppen, die zum ersten Mal teilnehmen. Da können im Einzelfall schon mal 27 E-Mails nötig sein.Das Gespräch führte TV-Mitarbeiter Christian Bohrofen.

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