Ein Fisch vor der Höhle des Löwen

Die Vorzimmerlöwin ist eine Fische-Frau. Der Landrat hingegen Löwe. Roger Graef Feuer, Verena Metzen Wasser. Eine astrologisch sehr spannende Konstellation im Herzen des Eifelkreises Bitburg-Prüm.

 Verena Metzen ist die „Vorzimmer-Löwin“ von Landrat Roger Graef. TV-Foto: Katharina Hammermann

Verena Metzen ist die „Vorzimmer-Löwin“ von Landrat Roger Graef. TV-Foto: Katharina Hammermann

Bitburg. "Da habe ich öfter mal eine erdende Funktion", sagt Verena Metzen amüsiert. Den impulsiven Landrat, Sternzeichen Löwe, müsse sie als Fische-Frau schon mal "auf den Boden zurückholen". Unangenehme Besuche sind die Ausnahme

Ebenso wie aufgebrachte Besucher, die die Klinke zur Tür von Landrat Roger Graef schon in der Hand halten, um ihm mal zu erzählen, wie sie es finden, dass man ihnen den Führerschein abgenommen hat. Solche Besuche bleiben die Ausnahme. Dennoch könne man den Alltag in einem Vorzimmer nicht planen, sagt Metzen.Als Sekretärin des wichtigsten Mannes im Kreis sitzt sie im Zentrum des Geschehens. Alle, die mit dem Landrat sprechen wollen, landen erst einmal bei ihr. In heißen Phasen können das sehr viele sein. "Als es um die Sparkassen-Fusion ging, stand das Telefon nicht still", erinnert sie sich. Dies sei jedoch noch nichts im Vergleich damit, was passiert, wenn es im Kreis zu einer Katastrophe kommt. Obwohl erst 29, ist Metzen schon seit sieben Jahren im Vorzimmer. Daher erinnert sie sich noch gut an die Aufregung, die die Schweinepest im Jahr 2001 auslöste: Die Kreisverwaltung musste die Tötung tausender Tiere organisieren, Sperrzonen anlegen, besorgte Bürger und Landwirte beraten. Da war nicht an normale Arbeitszeiten zu denken. Ähnlich viel Aufregung gab es, als im September 2006 bei Oberkail eine F 16 abstürzte. Ohnehin sei das mit dem Dienstschluss nicht so genau zu nehmen, sagt Metzen: "Wenn der Landrat einen braucht, dann muss man da sein."Sie mag ihre Arbeit - nicht nur, weil sie selbstständig arbeiten kann, sondern auch, weil sie viel mit Menschen zu tun hat. Für ihre Kollegen ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin. Denn bevor die zu Gesprächen mit dem Chef gehen, kann sie sie informieren, was vorzubereiten ist oder welche Akten sie mitbringen sollten. An dieser Schnittstelle muss sie auch öfter mal vermitteln: zum Beispiel dann, wenn Kollege A. es einfach nicht schafft, die Rede bis zum Tag X fertigzustellen, auf die der Landrat schon so sehnlich wartet. Dann heißt es, einen Kompromiss zu suchen. "Oft ist mein Zeitmanagement gefragt", sagt Metzen. Genau genommen permanent, denn sie koordiniert die Termine des Landrats - und das können bis zu zehn am Tag sein. Da muss alles passen. Einmal habe sie Graef eine Woche zu früh zur Einweihung eines Kunstwerks nach Schönecken geschickt. Und Löwe-Männer, so heißt es, werden - auch wenn das nicht lange anhält - mürrisch, wenn etwas schief läuft. "Nach der 20-minütigen Rückfahrt hatte er sich schon wieder abreagiert", sagt Metzen. So viel zu den Pannen. Lachend erinnert sie sich an eine lustige Begebenheit: nämlich an die Reaktion ihres Chefs, nachdem sie sich, frisch verheiratet, zum ersten Mal mit neuem Namen meldete. "Wer bitte sitzt denn da in meinem Vorzimmer", muss er empört gefragt haben. Erstaunlich, dass er sie nicht dennoch erkannt hat, denn Verena Metzen, die in ihrer Freizeit als Sängerin der Tanzband "Fun" auftritt, hat eine außergewöhnliche Stimme - tief und sonor. Laut trägt sie etwas vor, das sie mal gelesen und sich eingeprägt hat: "Eine gute Sekretärin durchschaut ihren Chef und weiß, welche Anforderungen in naher Zukunft auf sie zukommen." Es seien die Jahre, die das mitbringen, sagt Metzen. Glaubt man der Astrologie, könnte es auch etwas Anderes sein: "Fische-Frauen haben ein geradezu unheimliches Talent, mit Menschen umzugehen, besonders mit einflussreichen, wichtigen Leuten", heißt es in einer Beschreibung des Sternzeichens. Wie dem auch sei: Inzwischen weiß Verena Metzen, was der Landrat lesen möchte, wenn sie für ihn Texte formuliert. Weiß, worauf er Wert legt. Und schmunzelt dennoch darüber, dass Roger Graef sich schon jetzt den Kopf über das Motiv für die Weihnachtspostkarten des Kreises zerbricht.

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