Ein Freiluftmuseum des Kalten Krieges - Was von den Amerikanern auf dem Bitburger Flugplatz nach deren Abzug übrig blieb

Bitburg · Vor gut 20 Jahren haben die Amerikaner die Air Base bei Bitburg verlassen. Seitdem hat sich der ehemalige Nato-Stützpunkt zu einem großen Gewerbegebiet entwickelt. Ein Teil der früher überwiegend militärisch genutzten Gebäude wurden verkauft und umgebaut, andere inzwischen abgerissen. Doch viele Relikte sind nach wie vor vorhanden.

Bitburg. Ein leicht vergilbter Aufkleber auf einer rostigen Stahltür. "Liquid Oxygen" (Flüssigsauerstoff) ist darauf zu lesen. Damit warnt die U.S. Air Force davor, sich diesem Gebäude unachtsam zu nähern. Also absolutes Rauchverbot im Umkreis von 50 Fuß. Und jeder, der durch diese Tür geht, muss zudem frei von Fett und Öl sein. Denn Flüssigsauerstoff und Öl sind eine gefährliche Kombination. Ruckzuck kann alles in die Luft fliegen. Und das kann keiner gebrauchen. Auch nicht auf einem Flugplatz.
Nur wenige Meter von dem rechteckigen Gebäude aus Stahlbeton entfernt, verläuft die Bahnlinie, die den Flugplatz mit dem ehemaligen Bahnhof in der Bitburger Innenstadt verbindet. Oder vielmehr das, was von ihr noch übrig geblieben ist.Gescheiterte Visionen


Wäre der luxemburgische Projektentwickler Frank Lamparski mit seinem großen Flughafenprojekt vor ein paar Jahren zum Zug gekommen, dann möglicherweise auch mithilfe dieser Schienen. Denn der Visionär wollte den Luftraum über Bitburg nicht nur erobern, sondern auch mit dem Schienennetz der Deutschen Bahn verbinden. Ein wirklich raffinierter Plan, der aber letztlich so endete wie die Schienen auf dem Flugplatzgelände: Die hören nämlich einfach irgendwann auf. Und dann wächst Gras über die Sache.
Aus der Luft ist die Bahnschneise noch gut zu erkennen. Genau wie die vielen Gebäude, die von den Amerikanern auf dem insgesamt rund 500 Hektar großen Flugplatzgelände errichtet wurden und die nach der Schließung der Air Base an die Bundesanstalt für Immobilien übergingen. Um deren Vermarktung kümmert sich seitdem der Zweckverband Flugplatz Bitburg. Bislang wurden laut Zweckverband 219 Hektar für eine gewerbliche Nutzung erschlossen. 181 Hektar sind davon in Nutzung oder immerhin vermarktet. Seit Mitte der 90er Jahre haben Bund, Land und Zweckverband rund 30 Millionen Euro in die gewerbliche Nutzung der Anlage investiert. Es sind einige neue Straßen entstanden und Gebäude, die dabei im Weg standen, wurden abgerissen. 30 Bauwerke, vor allem ehemalige Flugzeughangars, sind verschwunden. Das ist einiges. Aber gleichzeitig auch vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, wie viele Gebäude die Amerikaner auf dem Flugplatz hinterlassen haben. Insgesamt waren das nämlich 482.Ein Stück Zeitgeschichte

 Gut 20 Jahre ist es her, dass die Amerikaner die Air Base bei Bitburg verlassen haben. Viele Relikte sind noch vorhanden, wie sie die Amerikaner hinterlassen haben. Schilder warnen noch vor flüssigem Sauerstoff. Die Bahngleise enden irgendwo im Nirgendwo. TV-Fotos (3): Uwe Hentschel

Gut 20 Jahre ist es her, dass die Amerikaner die Air Base bei Bitburg verlassen haben. Viele Relikte sind noch vorhanden, wie sie die Amerikaner hinterlassen haben. Schilder warnen noch vor flüssigem Sauerstoff. Die Bahngleise enden irgendwo im Nirgendwo. TV-Fotos (3): Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
Ein Freiluftmuseum des Kalten Krieges - Was von den Amerikanern auf dem Bitburger Flugplatz nach deren Abzug übrig blieb
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
Ein Freiluftmuseum des Kalten Krieges - Was von den Amerikanern auf dem Bitburger Flugplatz nach deren Abzug übrig blieb
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"


Einige Häuser, Hallen und Hangars wurden inzwischen komplett umgebaut und energetisch saniert - von einem Teil der knapp 180 Unternehmen, die auf dem Flugplatz ansässig sind und dort (inklusive Minijobber und Auszubildende) rund 1700 Menschen beschäftigen. Viele Gebäude sind aber nach wie vor so, wie sie die Amerikaner hinterlassen haben - wenn man mal von den Vandalismusschäden und dem, was eifrige Schrotthändler verwerten konnten, absieht.
Keines dieser Gebäude ist ein Meilenstein der Architekturgeschichte. Jedes davon aber durchaus ein Stück Zeitgeschichte.

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