Ein Haus, geschliffen wie ein Diamant

Scharfbillig · Schönheit in Stein: So lautet der Titel einer Ausstellung, die derzeit im Kreismuseum zu sehen ist. Im Mittelpunkt: zehn vorbildlich sanierte eifeltypische Häuser. Der TV stellt sie in einer Serie vor. Heute: der Himmeroder Klosterhof in Scharfbillig.

 Das Anwesen der Hüttels von außen.

Das Anwesen der Hüttels von außen.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Scharfbillig Es steht da und sieht einladend aus - das Haus von Dr. Richard Hüttel und seiner Frau Dr. Barbara Mikuda-Hüttel. Ein Zaun aus Rundholzstäben fasst den Garten ein, indem es einiges zu entdecken gibt: von Stauden, über einen kleinen Teich, eine Terrasse, die an heißen Tagen einen kühlen Platz bietet, bis hin zu einem Nussbaum und kleinen Wegen aus Natursteinen, die im Haus schon einmal eine Verwendung hatten. Das ist ein wichtiges Prinzip, dass die Hüttels durchgängig beachtet haben - Ausrangiertes umzuwidmen und so viel wie möglich zu bewahren. Sie haben beispielsweise marode Eichenbalken, die noch gesundes Holz hatten, zu Fensterbänken, Stürzen für den Stall oder Fußböden umgenutzt. An der Grundstruktur des Hauses haben sie wenig verändert. Der Zuschnitt der Räume ist noch so, wie sie ihn 1990 vorgefunden haben. "Das Haus hat uns so gut gefallen, weil es nicht kaputtsaniert war. Die Böden, die Decken das war alles noch original und hatte eine Patina. Das muss man schleifen wie einen Diamanten. Man soll die Spuren der Geschichte ruhig sehen", erklärt Dr. Richard Hüttel. Das kann man auch am Holzboden erkennen. Der wurde, als die damals dort lebenden Personen nicht das Geld hatten, ihn zu erneuern, einfach geflickt. Und das soll auch so bleiben.
"Wir mussten uns vor einigen gut gemeinten Ratschlägen schützen, beispielsweise bei unserer Treppe. Die sollte rausgerissen werden, weil sie an einer Stelle aus den Fugen ging. Das wollten wir aber nicht. So haben wir zur Verstärkung ein Eisen einziehen lassen, und sie hält", berichtet Dr. Barbara Mikuda-Hüttel. Es war aber nicht nur der Zustand des Hauses, der sie dazu gebracht hat, es zu kaufen. Da war auch der Nussbaum, der zur Atmosphäre beitrug und eine Katze, die den Hüttels gleich das Gefühl vermittelte, dass es sich hier sehr gemütlich und komfortabel wohnen lässt. "Komfort ist immer eine Definitionssache. Wir haben hier viele Jahre nur mit einer Luftheizung gewohnt und im Winter, wenn Schnee liegt, wird er vom Wind unter der Tür durch in den Flur geblasen", erklärt Dr. Richard Hüttel weiter. "Doch was wir hier an Wohnatmosphäre, Individualität und Qualität haben, ist für uns der wahre Komfort."
Seine Frau ergänzt: "Das Schöne an einem Altbau ist, dass man Zeit hat, zu gestalten und dass es die Kreativität in einem weckt. Gerade für junge Leute ist ein Altbau interessant, denn oft sind die Gebäude nicht so teuer und man kann sich einteilen, wie man weiter vorgeht. Oft ist nicht so viel zu tun, wie es auf den ersten Blick aussieht." Und sie weiß, wovon sie spricht, denn bei ihnen war die vorherrschende Farbe im Haus ein grünlicher Nato-Lack der Air Base Bitburg, mit dem in der Nachkriegszeit sämtliche Hölzer und Sandsteinelemente in aller Gründlichkeit gestrichen wurden.
"Vieles, wie das Abschleifen von Treppen, Böden oder Türrahmen, kann man auch ohne handwerkliche Vorkenntnisse selbst machen, so bekommt man eine Bindung zum Haus und spart Geld", so Dr. Richard Hüttel. Freudige Überraschungen hatte das Haus ebenfalls für die Hüttels. Unter einem Schutthaufen in der Scheune fand sich beispielsweise die originale Haustür, die dann restauriert wieder ihren Dienst antrat oder kleine Wachskreuze, die an Maria Lichtmess an den Türrahmen befestigt wurden, zum Schutz vor verschiedenen Krankheiten und Unglücken.
Im sozialen Bereich hat das Haus den Hüttels ebenfalls Dienste erwiesen. Durch die Beschäftigung mit dem Garten hat sich inzwischen ein internationales Gartennetzwerk gebildet, das sich gemeinsam austauscht, informiert und von denen viele zu Freunden der Familie geworden sind. So war der einladende erste Eindruck des Gebäudekomplexes, denn Ställe und Scheune gehören auch dazu, nicht falsch. Es ist ein kommunikatives Haus, was vielleicht auch daran liegt, dass hier, neben vielem anderen, einmal eine Schankwirtschaft war.Extra: AUSSTELLUNG UND BUCH

 Barbara Mikuda-Hüttel mit Ehemann Richard und Sohn Simeon (von rechts) im Flur des ersten Obergeschosses ihres Hauses.

Barbara Mikuda-Hüttel mit Ehemann Richard und Sohn Simeon (von rechts) im Flur des ersten Obergeschosses ihres Hauses.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Die Küche der Familie Hüttel – mit Spülstein, Pumpe, alten Möbeln und Katze. TV-Fotos (4): Christina Bents

Die Küche der Familie Hüttel – mit Spülstein, Pumpe, alten Möbeln und Katze. TV-Fotos (4): Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Mit alten Eifeler Möbeln, den Holztüren und Böden hat das Haus einen rustikalen Charme, der ihm steht.

Mit alten Eifeler Möbeln, den Holztüren und Böden hat das Haus einen rustikalen Charme, der ihm steht.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"


"Schönheit in Stein" ist der Titel der Ausstellung im Kreismuseum in Bitburg, in der Fotos von zehn vorbildlich sanierten alten Häusern in der Südeifel gezeigt werden. In Anlehnung an das gleichnamige Buch von Kuratorin Barbara Mikuda-Hüttel widmet sich die Schau in rund 80 großformatigen Fotografien von Anita Burgard und Heike Matzat der Vielfalt und dem Charme der heimischen Architektur. Öffnungszeiten des Kreismuseums (Trierer Straße 15, Bitburg): dienstags und mittwochs 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis sonntags 14 bis 17 Uhr; ab November: sonntags 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Eintritt: 3 Euro, für Kinder 2 Euro.

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