Ein Jahr Dreck und 40 Jahre Ruhe

GEMÜND. Die Hauptstraßen in Gemünd (Verbandsgemeinde Neuerburg) werden abschnittsweise ausgebaut. Beginn ist voraussichtlich nicht vor 2007. Der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) will jedoch zügig Baurecht schaffen.

Dicht gedrängt sitzen die Einwohner von Gemünd im Gasthaus Schares. Die erste umfangreiche Information über das voraussichtlich auf Jahrzehnte hin größte Bauprojekt im Grenzort steht an. LSV-Mitarbeiter Helmut Bell erklärt in Wort und Grafik, was 2007/08 passieren soll: der Ausbau von L 10 und K 48. "Die Straßen sind erneuerungsbedürftig. Das Projekt hat Priorität, weil die Verbandsgemeinde wegen des Kanalbaus ohnehin viel aufreißen muss", sagt Bell. Außerdem will das Land den weiteren Ausbau der L 10 zwischen Gemünd und dem Anschluss an die L 1 in Angriff nehmen.Beim Felsen bleibt es eng

Doch zunächst geht es um die Ortslage von Gemünd. Hubert Thomas vom Planungsbüro Scheuch aus Prüm stellt den Planentwurf vor. Der Ausbau auf 620 Metern Länge beginnt nach der Ourbrücke mit sechs Metern Fahrbahnbreite. In der ersten Kurve sind es sogar sieben. Im weiteren Verlauf gilt eine Regelbreite von fünf Metern. Bei der Hauptzufahrt zum Campingplatz "Ourtal" wird die Fahrbahn leicht verschwenkt, um die Gefahrensituation zu entschärfen. Neben die Fahrbahn kommen Rundborde oder gepflasterte Rinnen. Von allen Häusern und Mauern am Rand hält die Straße einen Mindesabstand von 50 Zentimetern. Alle Hofeinfahrten und Einmündungen von Gemeindestraßen werden entsprechend angepasst. Die abzweigende K 48 wird auf 180 Metern Länge ausgebaut. "Dabei müssen wir einige Zwangspunkte beachten", betont Thomas. An der Bergseite ist der Raum durch den Fels begrenzt, an der Talseite durch Häuser. Deshalb verringert sich die Fahrbahnbreite an einer Stelle sogar auf 3,50 Meter. Den Felsen teilweise abzubrechen, wäre sehr aufwändig und teuer. Direkter Begegnungsverkehr wäre auch dann kaum möglich. In jedem Fall wird geprüft, ob der Einbau eines Fangzauns notwendig ist, um den Verkehr vor herabfallenden Gesteinsbrocken zu schützen. Die Planer rechnen mit insgesamt einem Jahr Bauzeit. Dabei müssen die Straßen abschnittsweise gesperrt werden. "Während der Erntezeit wird aber eine Baustraße zu befahren sein", kündigt Bell an. Auch Anlieger sollen meist zu ihren Häusern fahren können. Die beiden Hauptstraßen in Gemünd wurden zuletzt 1956 ausgebaut. "Man hat ein Jahr Dreck vor der Tür, aber dann auch 40 Jahre Ruhe", wirbt Bell um Verständnis. Die Kanalplanung der VG steht noch nicht. Im Bereich der Kreisstraße wird der Schmutzwasserkanal voraussichtlich unterhalb der Häuser im Tal verlegt, damit Anschlüsse trotz der Hanglage überhaupt möglich werden. In diesem Fall wäre ein zusätzlicher Kanal speziell zur Entwässerung der Straße nötig. Der Gemeinderat wird darüber diskutieren, wie die Seitenräume gestaltet werden. Will die Gemeinde keinen Gehweg bauen und Seitenflächen nicht durchgängig gepflastert haben, kommen dafür auch keine Kosten auf die Bürger zu. Sie werden dann nur zur Finanzierung des Kanalbaus herangezogen. Eine Kostenschätzung für den Straßenbau, den Land und Kreis bezahlen, gibt es noch nicht. LSV-Mitarbeiter werden im Abstimmungsverfahren mit jedem Anlieger sprechen und eine Bauerlaubnis zur Unterschrift vorlegen. Dabei geht es auch um Grunderwerb an einigen Stellen. "Wir werden versuchen, das so gering wie möglich zu halten", verspricht Bell. So soll zügig Baurecht geschaffen werden. 2007 oder 2008 sollen die Bagger in Gemünd rollen.

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