Wilsecker. "Meinst du, wir passen alle aufs Bild?", fragt ein älterer Herr seine Begleiterin skeptisch und guckt sich den Trubel an. Überall stehen Menschen, halten Schwätzchen. Kinder spielen, alte Damen im Rollstuhl sonnen sich. Noch immer treffen weitere Bürger am Wilsecker Gemeindehaus ein. Auch sie wollen mit aufs Dorf-Foto. Und das, obwohl es Samstagnachmittag ist, die beste Zeit für Hausputz oder Wochenend-Einkäufe. Wie viele mögen es wohl sein: 80, 100, 120?

Jedenfalls so viele, wie TV-Fotograf Klaus Kimmling noch selten auf einem Dorfportrait festgehalten hat. Sie sind bei strahlendem Sonnenschein zum Gemeindehaus gekommen, um sich mit ihren Nachbarn, Verwandten und Freunden ablichten zu lassen. Mit dabei sind auch der jüngste Dorfbewohner, Louis Tebeck, gerade einmal elf Tage alt, und die Dorfälteste, Therese Gutzeit, im stolzen Alter von 94 Jahren. Sie leben mit weiteren 210 Menschen in dem idyllisch am oberen Rand des Kylltals gelegenen Wilsecker (Verbandsgemeinde Kyllburg).

Lange Liste der Vereine und Projekte

Dass der kleine Ort lebendig ist, zeigt sich nicht nur an den rund 20 tobenden Kindern: Die Liste der Vereine, gelebten Brauchtümer und Dorf-Verschönerungsaktionen ist lang. Mit ihr will Wilsecker 2009 beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" starten. "Wir haben einen guten Zusammenhalt - generationenübergreifend", sagt Ortsbürgermeisterin Edeltrud Hilden. Sie schätzt an ihrem Dorf nicht nur die schöne und verkehrsgünstige Lage, sondern auch das rege Vereinsleben. Neben der Feuerwehr gibt es eine Kindergruppe, eine Frauen- und eine Singgemeinschaft.

Die Feste wie Fastnacht, "Scheefsundisch" (Burgsonntag), Ostern, das Aufstellen des Maibaums oder St. Martin feiern die Dorfbewohner gemeinsam ihrer eigenen Tradition folgend. Zudem haben sie, wie die lange Liste veranschaulicht, in den vergangenen Jahren einiges angepackt. Sie haben das Feuerwehrgerätehaus, das Gemeindehaus, die Filialkirche und den Spielplatz renoviert - das meiste davon in Eigenleistung. Sie haben ein Wildbienenhaus gebaut und die Partnerschaft mit einer amerikanischen Einheit aus Spangdahlem ins Leben gerufen.

Doch vor dem Gemeindehaus in der Sonne stehend haben die Wilseckerer eine ganz andere Aufgabe: gut sichtbar sein. 100 Menschen, das hat Klaus Kimmling inzwischen gezählt, sind zur TV-Dorffoto-Aktion gekommen. Sie alle auf ein Bild zu bekommen, ist zwar (wie man oben sieht) generell möglich, aber es ist knifflig. Die Großen nach hinten, die Kleinen nach vorne, der Herr mit den wenigen Haaren ein Stückchen nach rechts, das blonde Mädchen in die Lücke und dann recht freundlich bitte. Klick. Dorfgemeinschaft festgehalten. Für die Wilsecker Wohnzimmer, die Ortschronik oder wer weiß - vielleicht gar für die Ewigkeit.