Ein Maler entdeckt die Eifel: Fritz von Wille starb vor 75 Jahren

Bitburg/Kerpen · Burgherr und Maler der Eifel: Am Dienstag jährt sich der Todestag von Fritz von Wille zum 75. Mal. Ein Blick auf Leben und Werk.

Ein Maler entdeckt die Eifel: Fritz von Wille starb vor 75 Jahren
Foto: (e_eifel )

10. November 1940. Fritz von Wille schreibt an die Familie Wirz im Eifelort Kerpen: "Ich danke Ihnen besonders herzlich für Ihr Paket an uns in Düsseldorf. Nun kann man sich ja mal wieder Butter aufs Brot schmieren. Ich werde mir erlauben, mich im nächsten Jahr ,in Oel' zu revanchieren."

Dazu kommt es nicht mehr: Der Maler stirbt etwa drei Monate später, am 16. Februar 1941, im Alter von 80 Jahren in seiner Düsseldorfer Wohnung bei der Arbeit an einem "Totenmaar" - so ist es zumindest überliefert.

Der erste war er nicht, der die Schönheit der Eifel entdeckt hat - dieser Titel gebührt Carl Friedrich Lessing, dem Großneffen des Dichters Gotthold Ephraim Lessing -, aber Fritz von Wille war der wohl bedeutendste unter den Malern, die den Liebreiz dieser Landschaft auf der Leinwand festhielten und in die Welt trugen.

Zumindest quer durch das Rheinland, von Koblenz bis Düsseldorf: Denn seine Bekanntheit sei doch eher eine regional begrenzte, wie die Kunsthistorikerin Margot Klütsch sagt, aber für die Eifel habe Fritz von Wille eine herausragende Rolle gespielt: "Er hat gezeigt, dass es dort noch etwas anderes gibt als nur karge Landschaft."

Als Maler der Eifel hatte er sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts fest etabliert. Dabei war Fritz von Wille gar kein "Kind der Eifel", sondern Düsseldorfer. "Nur durch Zufall wurde er in Weimar geboren, weil sein Vater August von Wille dort gerade Hofmaler war", erzählt Margot Klütsch. Malerin war auch seine Mutter, Clara von Wille, und auch der Sohn, der eigentlich die Offizierslaufbahn hätte einschlagen sollen, ging an die Düsseldorfer Kunstakademie.

Doch Fritz von Wille tauschte bald das Zeichenzimmer gegen freien Himmel ein: Es zog ihn in die Natur. Er reiste durch ganz Europa, nach Italien, nach Norwegen, in die Schweiz. Margot Klütsch: "Und was er gesucht hat, hat er in der Eifel gefunden."

Wahrscheinlich sah er sie zum ersten Mal im Jahr 1885. Sie sollte ihn nie wieder loslassen: Mit Pinsel und Palette zog er durch die Landschaft, vom Venn im Norden bis zur Mosel im Süden, und malte ihre vielen Gesichter. "Er datierte seine Skizzen meist auf den Tag genau, so dass nachvollziehbar ist, wo er sich wann aufgehalten hat", sagt Margot Klütsch. Nur wenige Jahre später hatte er schon Zweitwohnungen in Reifferscheid und Kall-Urft angemietet und kehrte nur noch im Winter nach Düsseldorf zurück.Verspäteter Romantiker

Wenn überhaupt. Denn nach Meinung von Margot Klütsch habe er auch viele fantastische Winterbilder gemalt, und eines der schönsten sei im Fritz-von-Wille-Museum im Bitburger Haus Beda, mit fast hundert Gemälden die größte existierende Sammlung (siehe Extra), zu sehen: "Der klare Tag" - "ein Bild, das einen sofort gefangen nimmt".
Unter dem Einfluss des Realismus der Düsseldorfer Malerschule und trotz einiger impressionistischer Anklänge blieb Fritz von Wille zeit seines Lebens von allen Neuerungen des 20. Jahrhunderts unberührt. "Im Grunde war er ein verspäteter Romantiker", sagt Margot Klütsch, die als Kuratorin im Haus Beda tätig ist.

Neben Motiven wie Burgruinen und Ginsterblüten malte er auch "Die blaue Blume" - eine Ansicht von der Kapelle am Totenmaar, vermutlich zumindest: Das Originalwerk ist bis heute verschollen. Aber dessen Verkauf im Jahr 1908 machte den Künstler dann so richtig berühmt: Kaiser Wilhelm II. erwarb das Gemälde auf der Großen Berliner Kunstausstellung und nahm es mit in sein Jagdschloss Cadinen nach Ostpreußen. Und die Eifel, dort verschrien als "rheinisches Sibirien", wurde in ein ganz anderes Licht gerückt.Kaiserbild wird Verkaufsschlager

Etliche Wiederholungen des kaiserlichen Bildes fertigte Fritz von Wille an. Der Erfolg bescherte ihm lukrative Aufträge, er stattete die Kreishäuser in Daun und Wittlich mit Großgemälden aus. "Ich habe noch mit Otto, einem seiner beiden Söhne, sprechen können, und der sagte: Mehrere Tausend Werke habe sein Vater hinterlassen", erzählt Margot Klütsch.

Wie umfangreich sein Werk wirklich ist, weiß so genau niemand. Unter Sammlern sind seine Bilder heute heiß begehrt: Bei einer Auktion in Bonn, bei der im vergangenen Jahr 22 Bilder von Fritz von Wille versteigert wurden, kam ein mittelformatiges Bild des Weinfelder Maars für 11 000 Euro unter den Hammer.

Es gab eine Zeit, in der Fritz von Wille daran selbst wohl nicht mehr geglaubt hatte: Die Inflation brachte ihn finanziell in Schwierigkeiten, während zugleich seine Bilder immer weniger gefragt waren, er aber malen musste, um zu überleben. "Er tauschte sie später oft gegen Naturalien ein", erzählt Manfred Kottmann, Leiter des Hauses Beda. Hatte Fritz von Wille 1911 die Burg Kerpen bei Hillesheim gekauft, wurde sie für ihn immer mehr zu einem Rückzugsort, als der politische Wandel nach dem Ersten Weltkrieg auch sein Leben zu verändern begann.

Stilistisch entwickelte er sich jedoch nicht mehr weiter, versuchte stattdessen, sich in einst beliebte Motive zu retten. Vielleicht suchte er auch Halt in seiner Kunst und in seiner geliebten Eifel, in Bildern, die heute mit dem alten Rezept neu zu faszinieren wissen: ein bisschen Sehnsucht, gepaart mit der eigentümlichen Schönheit der Eifel.Extra

Ein Maler entdeckt die Eifel: Fritz von Wille starb vor 75 Jahren
Foto: (e_eifel )
 Fritz von Wille kaufte 1911 die Burg Kerpen und verewigt sie auch in seinen Gemälden. Sein Grab befindet sich in der Familiengruft hinter der Burg, ein großer Stein erinnert an den Eifelmaler. Fotos (2): Archiv Haus Beda/TV-Archiv

Fritz von Wille kaufte 1911 die Burg Kerpen und verewigt sie auch in seinen Gemälden. Sein Grab befindet sich in der Familiengruft hinter der Burg, ein großer Stein erinnert an den Eifelmaler. Fotos (2): Archiv Haus Beda/TV-Archiv

Foto: (e_eifel )
Ein Maler entdeckt die Eifel: Fritz von Wille starb vor 75 Jahren
Foto: (e_gero )

Ursprünglich wollte Hanns Simon, damals Seniorchef der Brauerei, ein Museum aufbauen, das Werke von Künstlern aus Eifel und Ardennen versammeln sollte. Doch schon kurz nachdem die Kulturstätte 1976 eröffnet worden war, änderte sich mehr und mehr das Konzept: "Er konzentrierte sich auf den besten Maler der Eifel", erzählt Michael Dietzsch, Vorsitzender des Stiftungsrats der 1968 gegründeten Dr. Hanns Simon Stiftung, die das Haus Beda betreibt. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Fritz von Willes frühen Werken, wenngleich all seine Schaffensperioden vertreten sind. Öffnungszeiten: dienstags von 14 bis 17 Uhr oder nach Terminabsprache, Führungen nach Vereinbarung. Kontakt: Telefon 06561/96450, www.beda-haus.de eib

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort