"Ein Schlag ins Gesicht für Ehrenamtliche"

BITBURG-PRÜM. Der jüngste Bericht des Landesrechnungshofs sorgt für Empörung bei den Feuerwehren im Kreis Bitburg-Prüm. Mit konkreten Beispielen versuchen sie, die Vorwürfe zu widerlegen.

Jürgen Backes ist sauer. Dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land passt die Stellungnahme des Rechnungshofs zum Feuerwehrwesen in Rheinland-Pfalz überhaupt nicht. Vor allem die geforderte Streichung kleinerer Wehren birgt Zündstoff (der TV berichtete). "4300 Aktive in 230 Feuerwehren im Kreis sind die größte Bürgerinitiative und bei der Gefahrenabwehr eine wesentliche Stütze der kommunalen Daseinsfürsorge", sagt Backes. Zwar würden bei Schließungen zunächst Kosten wegfallen, doch der volkswirtschaftliche Schaden wäre ungleich größer. Beim Hochwasser 2003 seien allein in der VG mehr als 500 Wehrleute Tag und Nacht im Einsatz gewesen. Backes legt nach: "Natürlich versuchen wir zu sparen. Aber man muss die Menschen mitnehmen. Wo bleibt die Eigenleistung, wenn Feuerwehren nicht mehr beim Aufbau von Infrastruktur mitwirken? In manchen Gemeinden sind sie zudem einziger Kulturträger." Klemens Mossal, Wehrleiter der VG Irrel, verweist auf die gesetzliche Bestimmung, dass die Feuerwehr bei einem Brand innerhalb von acht Minuten nach Alarmierung vor Ort wirksame Hilfe einleiten muss: "Das wäre mit einer Berufsfeuerwehr nicht zu machen." Eine stille Personalreserve sei wichtig, um die Ablösung im Einsatz zu gewährleisten und genügend Leute vor Ort zu haben. Unersetzbar sei die Ortskenntnis bis hin zur Gebäudestruktur.Lange Liste an Kooperationen

GEMEINSAME WEHR: Die Ortsgemeinden Niederstedem und Oberstedem bilden ebenso eine gemeinsame Wehr wie Stockem/Halsdorf/Enzen.GERÄTEHAUS: Kaschenbach und Niederweis bilden einen gemeinsamen Ausrückebereich mit nur einem Gerätehaus.AMTSHILFE: Für Gilzem und Eisenach hat Welschbillig die Funktion einer Stützpunktwehr, obwohl die Kreisgrenze dazwischen liegt. Feuerwehren aus dem Kreis Bitburg-Prüm rücken bei Bedarf zu Bränden in Luxemburg aus - und umgekehrt.AUSBILDUNG: Für die Kreise Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg gibt es zum Beispiel eine gemeinsame Atemschutzausbildung.HILFSORGANISATIONEN: Beim Rettungsboot für den Stausee Bitburg arbeiten Feuerwehr und DLRG zusammen. Brandneu ist der gemeinsame Auftritt der Hilfsorganisationen (siehe Extra).AUSRÜSTUNG: Die VG Bitburg-Land nutzt die Drehleiter der Stadt Bitburg mit. Im Beschaffungsprogramm für die Stützpunktwehr Dudeldorf standen zwei Fahrzeuge. Durch technische Neuerungen reichte eines aus. Das verringert Aufwand und Kosten bei Anschaffung, Unterhaltung, Unterbringung und Besatzung. Moniert hatte der Rechnungshof unter anderem die freihändige Vergabe bei der Anschaffung von Material. "Eine öffentliche Ausschreibung ist bei uns selbstverständlich", wundert sich Backes über den Vorwurf. "Etwas anderes würde der Rat gar nicht mitmachen." Mossal ergänzt: "Zuschüsse gibt es als Festsumme, nicht als Prozentanteil. Wir kämpfen darum, dem Träger Kosten zu sparen." Edmund Schlöder, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands: "Feuerwehren tragen aus Eigenmitteln erheblich zur Verbesserung der Ausstattung bei." Die ebenfalls kritisierten Überschneidungen von Ausrückebereichen seien in der dünn besiedelten Eifel kaum vorhanden, zumal die Topografie berücksichtigt werden müsse. Kreisfeuerwehrinspektor Berthold Reichertz sieht mögliche Schließungen als Aufgabenverschiebung mit Folgen: "Andere Wehrleute müssten entsprechend öfter zum Einsatz. Dadurch drohen Probleme mit Arbeitgebern wegen der Freistellung." Wenn Wehren nicht richtig ausgestattet würden, seien die gesetzlichen Vorgaben nicht mehr zu gewährleisten. Backes' Fazit: "Der Rechungshofbericht ist für Ehrenamtliche ein Schlag ins Gesicht."

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