Ein Tag nur für Weiber

BITBURG-PRÜM. (js) Männern die Schlipse abschneiden, Rathäuser stürmen und Gebäck unters Volk bringen - das sind Privilegien der Frauen am Fetten Donnerstag. Die Beteiligung der Möhnen am Fastnachtsgeschehen reicht bis in 19. Jahrhundert zurück.

Die jecken Möhnen, die gestern die Städte und Dörfer unsicher machten, wissen oft wenig über die Tradition der Weiberfastnacht. Und auch die Jecken, die "Helau", "Jupphüü", "Juchhei" oder "Dajöö" rufen, machen sich wohl eher übers Feiern Gedanken als über die volkskundlichen Wurzeln der Fastnacht. Wissenschaftler vermuten, dass die "Fasischt" ein Relikt aus heidnischer Zeit ist. Einleuchtend ist die Deutung des Wortes Karneval "Carne vale", da die Fastnacht der früher völlig fleischlosen Fastenzeit voraus geht. So wollte man in der Haus- und Dorfgemeinschaft noch einmal vor den entbehrungsreichen 40 Tagen nach Herzenslust feiern. Gesicherte Quellen über ein "lustiges Treiben" gibt es erstmals aus dem Jahr 1696. Tuchreste wurden für bunte Umzüge zusammengenäht oder auf einen alten Anzug aufgebracht. Gruppenweise zogen Jung und Alt durch die Straßen der Städte und Dörfer. Triangel und Gitarre waren die Begleitinstrumente. Die Eifel orientierte sich weitgehend an den Bräuchen des Rheinlandes. Kappensitzungen dienten ursprünglich der Persiflage auf die Behörden. Der Büttenredner gab humorvoll, satirisch, offen oder versteckt seine närrischen Absichten kund. In der Bütt genoss er Immunität und konnte nicht belangt werden. Erste Rosenmontagszüge gab es Ende des 19. Jahrhunderts. Prinzen traten nur in Sälen auf. Frauen hatten bis dahin keine Chance, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Aus diesem Grund gestalteten sie ab 1850 ein eigenes Fest: den Weiberdonnerstag. Die Frauen hatten sich diesen Festtag auch verdient, mussten sie doch jedes Jahr im Frühling die Dorfbrunnen reinigen. Hierfür zahlte ihnen die Gemeinde den Erlös aus der Versteigerung eines Baumes aus dem Gemeindewald. Mit diesem Geld hielten die Frauen ihre eigene Feier am Donnerstag vor der Fastnacht ab. Der Weiberdonnerstag war geboren. Bis zum Ersten Weltkrieg gingen in der Westeifel Frauen an diesem Donnerstag in fremde Dörfer heischen. Später ging dieser Brauch im Kinderbrauch des Heischens auf. Dieses Heischen war nie nur eine Sache der sozial schwachen Kinder, sondern ein integratives, gemeinsames Tun. Das Kerngebiet der Kinderheischzüge war der Islek. In der Stadt Prüm gingen die Kinder am Fastnachtsmontag von Haus zu Haus. Bis heute steht das dörfliche und städtische Straßenbild am Fetten Donnerstag im Zeichen bunter Kinderheischgänge.

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