Ein Wald ohne Wild

Unterhalb des Gondorfer Eifelparks liegt die "grüne Hölle", ein 50 Hektar großes Waldgelände, das komplett eingezäunt ist. Früher diente dieser Bereich als Gatter für jagdbegeisterte Menschen aus dem Ruhrpott. Heute gibt es hier weder Rehe noch Wildschweine. Dafür aber unzählige junge Eichen, die sonst keine Chance hätten.

 Revierförster Burkhard Pickan aus Röhl erklärt und zeigt den Vorschulkindern des Dudeldorfer Kindergartens, was im Wald so alles wächst. TV-Foto: Uwe Hentschel

Revierförster Burkhard Pickan aus Röhl erklärt und zeigt den Vorschulkindern des Dudeldorfer Kindergartens, was im Wald so alles wächst. TV-Foto: Uwe Hentschel

Gondorf. "Mein Name ist Burkhard Pickan, und ich bin hier der Förster", sagt der Mann mit dem Jagdhorn. "Hier kann ich alles ausprobieren", erklärt Pickan, der eigentlich ein wenig auf seinem Jagdhorn üben könnte. Denn das kann der Förster, wie er selbst sagt, nicht besonders gut. "Im Zeitalter des Handys wird das Horn kaum noch genutzt", erklärt er. Und dann klingelt auch schon das Handy. Ein kurzes Gespräch, ein paar Instruktionen, und das mobile Hightech-Hörnchen verschwindet wieder in der Tasche. Mit dem Jagdhorn wäre dieser Informationsaustausch nicht so einfach gewesen. Dennoch erfüllt das Horn an diesem Morgen seinen Zweck. Bläst der Revierförster hinein, so bedeutet das: Alle herkommen und zuhören! Gemeint sind damit die 13 Vorschulkinder des Kindergartens Dudeldorf, die mit ihren Erzieherinnen und einigen Eltern zu Pickan in den Wald gekommen sind, um etwas über das Leben zwischen den Bäumen zu erfahren.Damit die Kinder auch Tiere sehen, hat der Förster aus Röhl vor der Exkursion einige Exemplare, wie beispielsweise Fuchs, Eule oder Hase, versteckt. Alle Tiere, die entdeckt werden müssen, sind ausgestopft. Und dass die Kinder bei der Suche von einer Rotte Wildschweine gestört werden, ist sehr unwahrscheinlich. Das 50 Hektar große Gelände, das in der Nähe des Gondorfer Eifelparks liegt und das Pickan die "grüne Hölle" nennt, ist nämlich komplett eingezäunt. Früher diente der Waldabschnitt als Gatter für Wildtiere des Eifelparks. "Für Leute aus dem Ruhrpott", erklärt der Förster, die dann hier unter vereinfachten Bedingungen auf die Jagd gegangen seien. Mittlerweile hat sich das geändert. Denn seit sechs Jahren gibt es hier weder Jäger noch Gejagte. Es sei denn, ein Tier gelangt unerlaubt in das Gatter. "Das muss dann natürlich gejagt werden", sagt Pickan. Allerdings dürften die letzten Stunden eines Rehwilds innerhalb des Zauns die vielleicht schönsten seines Lebens sein. Schließlich gedeihen auf diesem Gelände Eichen und andere Laubbäume im Überfluss. Überall aus dem Boden sprießen kleine Triebe. "Hier wächst die nächste Generation", sagt Pickan, was ohne den Zaun gar nicht möglich wäre. Dann wären spätestens in 200 Jahren keine Eichen mehr da, ist sich der Förster sicher. Alles weg gefressen oder zertrampelt.Etwas abseits, zwischen den jungen Eichen, steht der ausgestopfte Fuchs, den die Kinder bereits entdeckt haben. Der wird gestreichelt und begutachtet. Dann geht es wieder zurück auf den Weg, wo die Kleinen bei einem Baumstamm unzählige Spinnen entdeckt haben.

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