"Ein Wildschwein-Gebiet wäre schlecht für die Stadt"

PRÜM. Der Prümer Stadtrat hat die Entscheidung über die künftige Bebauung des ehemaligen Bahnhofsgeländes verschoben. In der Sitzung am Dienstagabend präsentierte Städteplaner Harald Heinz drei Varianten unter den Arbeitstiteln "Städtebaulich angemessen", "Vermarktung" und "Kompromiss".

Mit Spannung erwartet wurde die erste Sitzung des Prümer Stadtrats nach der Sommerpause. Erstmals stand der Bebauungsplan "Bahnhofstraße II" auf der öffentlichen Tagesordnung. Rund zwei Jahre zuvor hatten die Ratsmitglieder in nichtöffentlicher Sitzung über einen Rahmenplan diskutiert."Der ehemalige Bahnhof ist eine der wichtigsten Freiflächen, die Prüm so nahe an der Innenstadt noch hat", stellte Harald Heinz vom Aachener Planungsbüro Heinz & Jahnen die Bedeutung heraus. Die langen Verhandlungen mit der Bahn um das Gelände hätten einen unglücklichen Aufschub bewirkt. Als glücklich bewertete Heinz dagegen die Entscheidung vor Jahren, an das historische Bahnhofsgebäude einen zweigeschossigen Anbau zu setzen. Dort sind ein Plus-Discountmarkt und die Arzfelder Wohnwelt untergebracht. Besitzer des bestehenden Gebäudekomplexes ist der Prümer Alois Bartz.Qualität statt Allerwelts-Architektur

Doch wie soll es weitergehen entlang der Prüm? "Gewerbe ja, aber mit Qualität gestaltet", empfahl Heinz. Das bedeute Minimum zwei Geschosse, besser drei. Es solle keine "Allerwelts-Architektur" sein, wie sie etwa Betreibern von Supermarkt-Ketten vorschwebe. Das Büro habe Entwürfe potenzieller Investoren weiterentwickelt. Textlich festgesetzt werden soll unter anderem Folgendes:mindestens ein Drittel der Gebäude zumindest zweigeschossigmindestens zwei Drittel an der Straße entlang gebaut (Parkplätze an der Rückseite)Fenster in der Straßenfronteine maximal acht Meter breite Zufahrt je GrundstückArt der Bepflanzung.Die erste von drei präsentierten Varianten bezeichnete Heinz als "städtebaulich angemessen". Sie sieht im Bereich direkt neben dem bestehenden Bahnhofsgebäude ein Mischgebiet mit zwei- bis dreigeschossiger Bebauung und ähnlicher Nutzung wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Postgebäude mit Büros und Wohnung) vor. Ein Einkaufsmarkt wäre dort nur unter erheblichen Auflagen zu bauen. Auf der weiteren Fläche Richtung Niederprüm könnten sich Gewerbebauten anschließen.Standort der Kletterhalle unklar

Bei der Variante II ("Vermarktung") schließt sich an den Bahnhof ein Gewerbegebiet mit ein- bis dreigeschossiger Bebauung ohne viele Vorgaben an. "So ein ,Wildschwein‘-Gebiet wäre das einfachste für Planer und Investoren, aber schlecht für die Stadt", warnte Heinz. Kernstück der Variante III ("Kompromiss") ist ein schmales, acht bis 15 Meter hohes Gebäude neben dem Plus-Markt, direkt an der Straße. In diesem Turm könnte zum Beispiel eine Kletterhalle eingerichtet werden, für die es einen Interessenten gibt."Ein dreigeschossiges Gebäude an dieser Stelle würde den bestehenden Betrieb gefährden", wandte Walter Braus (Prümer Bürgerbewegung) ein. Im Vorfeld hatte sich Alois Bartz gegen ein solches Gebäude an dieser Stelle gewehrt, weil sein Plus-Markt vor allem aus Richtung Niederprüm dann erst sehr spät sichtbar wäre. Außerdem müssten die Kunden einen weiteren Weg zum Parkplatz hinter dem Markt in Kauf nehmen. Wie SPD-Fraktionssprecher Markus Fischbach schlug er statt des Einzelgebäudes einen Anbau an das bestehende Gebäude vor, um einen Platzcharakter zu schaffen. Der Turm solle besser am Stadteingang platziert werden.Beigeordneter Dirk Kleis (FWG) wünschte sich Vorschläge zur Gestaltung des Bahnhofvorplatzes. Willi Heck (CDU) sähe gerne auch dreidimensionale Grafiken der Gebäude, um sich das Gebiet besser vorstellen zu können. Monika Rolef (FWG) kritisierte, der Fluss komme zu kurz: "Das ist ein sensibler Bereich. Er sollte als Erholungsraum für Spaziergänger und Radfahrer erhalten bleiben."Auf Vorschlag von Stadtbürgermeister Hansgerd Haas beauftragte der Rat Heinz & Jahnen, die Anregungen einzuarbeiten und den Fraktionen die Varianten zukommen zu lassen.

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