Ein barocker Traum

Schloss Niederweis erstrahlt nach der Renovierung in neuem Glanz. Der Garten soll es bis 2012 tun. Das Grundmuster steht: Die für barocke Anlagen kennzeichnenden Achsen durchziehen bereits das Gelände. Erste, strukturgebende Hecken und Spaliere sind gesetzt. Nun geht es mit der Bepflanzung sukzessive weiter.

Niederweis. Eine Flurkarte von 1856 "über die in Loco angetroffenen und nach dem Kataster bewirkten Aussteinung der Güter von der Heyden und Schütz-schen Stiftung zu Niederweis" ist das einzige schriftliche Zeugnis der Anlage. Was für ein Glück, dass sich ein 90-jähriger Niederweiser noch an den Schlossgarten erinnern konnte. Detailliert zeichnete er den neuen Besitzern Matthias und Petra Schneider auf, was er von seinen Großeltern über die barocke Anlage wusste. Auf seine Skizze hin fand man die Bodenanalysen des eigens dafür engagierten Spezialisten bestätigt.

Der Architekt für historische Gärten fertigte einen Plan an. Ehepaar Schneider schulte den Blick im Ursprungsland barocker Gartenkunst. "Wir haben uns die Schlösser an der Loire mit ihren Anlagen angeschaut", erzählt Petra Schneider. In fünf Jahren soll der barocke Garten fertig sein. Dann wird man aus den Flügeltüren des vorbildlich restaurierten Schlosses treten und beim Durchschreiten des Ehrenhofes, dem "Cour d'honneur", den Küchengarten links liegen lassen.

Natürlich nur rein geografisch: Der "Potager", wie man den Nutzgarten im Französischen nennt, wurde im Barock kultiviert. Er hatte den Hofstaat zu verköstigen. "Auf diesem Hofgut lebten zeitweilig 40 bis 50 Personen", erzählt Matthias Schneider, "da war der Nutzgarten sehr wichtig".

Das Schloss beherbergte einst eine Ackerbauschule



Dem Nutzen ist Schloss Niederweis zudem durch seine Geschichte verbunden: Mitte des 19. Jahrhunderts beherbergte es die "Erste Preußische Ackerbauschule". "Von hier gingen wichtige Impulse moderner Ackerbaumethoden aus", berichtet der Geschichtsinteressierte.

Im Schneider'schen Zeitplan begann man vor zwei Jahren mit der Pflanzung von Hochstamm-Äpfeln, die bis zur endgültigen Fertigstellung des Gartens das erste Tafelobst liefern werden. Wie es sich für eine barocke Anlage gehört, gehorchen sie den Gesetzen der Geometrie. "Kaiser Wilhelm" streckt seine Äste nach der "Goldparmäne". "Roter Berleppsch" reicht "Ontario" die Hand. Für die Birnbäume hat man den geschützten Platz vor der Mauer auf der Westseite gewählt.

Die östliche Flanke des Parterres, dem eigentlichen Schmuckhof, schließt mit einer meterhohen Hainbuchenwand ab. Mit den fächerartig an Stäben gezogenen Heckenelementen "haben wir uns sozusagen Zeit gekauft", sagt Matthias Schneider.

1000 kniehohe Hainbuchen, die die Struktur des Geländes markieren, setzten die beiden Gartenliebhaber als Wurzelware. "1000 weitere pflanzen wir im Herbst", berichtet er. Im Laufe der Jahre wird so ein "Boskett" aufwachsen, das den dritten Teil der Gartenanlage bestimmt. Kennzeichnend für dieses barocke Element eines Parkwäldchens sind aus Hecken geformte Freiluftzimmer.

Man darf gespannt sein, was sich die engagierten Schlossherrschaften hier an Events einfallen lassen. Tenne und Scheune werden bereits für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Räume des Schlosses für Hochzeiten und andere Festivitäten zur Verfügung gestellt. Von Barockgärten ist dokumentiert, dass ihre Grundidee die einer Bühne ist.

Der Garten ist zu den Öffnungszeiten der Kaffeerösterei und des neuen Cafés "Mondo im Schloss" ab Samstag, 27. September, jeden Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Auf Wunsch sind auch Schlossführungen zu diesen Zeiten möglich. In Tenne und Scheune findet am Sonntag, 28. September, eine Hochzeitsmesse statt und am 31. Oktober eine Salsa Night mit "Cuba Vista". Infos unter www.schloss-niederweis.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort