"Ein echter Solitaire"

Für Ruanda, das Partnerland von Rheinland-Pfalz, setzen sich viele Schulen im Land ein. Das Engagement der Bitburger Theobald-Simon-Schule (TSS) geht jedoch weit über das übliche Maß hinaus und hat sich sogar bis zur Landesregierung in Mainz herumgesprochen.

 Die Theobald-Simon-Schule hat ein Dankeschön für ihr außergewöhnliches Engagement für Ruanda vom rheinland-pfälzischen Innenminister Bruch ausgesprochen bekommen. TV-Foto: Denise Juchem

Die Theobald-Simon-Schule hat ein Dankeschön für ihr außergewöhnliches Engagement für Ruanda vom rheinland-pfälzischen Innenminister Bruch ausgesprochen bekommen. TV-Foto: Denise Juchem

Bitburg. (dj) Ruanda ist weit weg. Die Augen vor den Problemen zu verschließen, die in dem afrikanischen Land herrschen, fällt meist nicht schwer. Die Schüler der Bitburger Theobald-Simon-Berufsschule haben zu diesem Thema jedoch einen ganz anderen Zugang gefunden: Sie arbeiten, damit Gleichaltrige in Ruanda eine ähnliche Chance wie sie bekommen und sie eine Berufsschule besuchen können. "Doch hier fängt das Problem schon an. Die schulische Ausbildung in Ruanda ist gar nicht mal so schlecht. Es gibt allerdings keine echte berufliche Perspektive, da das Fachwissen fehlt", erklärt Winfried Reichert, Lehrer an der Theobald-Simon-Schule. Vom Trierer Berufsschullehrer und Ruanda-Aktivisten Gottfried Nyssen auf dieses Defizit im rheinland-pfälzischen Partnerland aufmerksam gemacht, reifte in Bitburg ein Gedanke: Wir helfen dabei, eine Berufsschule in Rwesero, im Norden Ruandas, aufzubauen. Das war im vergangenen Jahr. Seitdem ist viel passiert. Die Sozialkundelehrer haben sich im Unterricht mit Ruanda, den Problemen des Genozids 1994 und den Folgen, den Kriegswaisen und -witwen, beschäftigt. Im Sommer 2006 haben die Schüler dann im Rahmen der bundesweiten "Aktion Tagwerk" in zwei Etappen Geld für ihre Altersgenossen in Afrika gesammelt. Autos wurden gewaschen, Wellness wurde in Form von Massagen, Schminken und Haareschneiden angeboten. In der zweiten Etappe arbeiteten die Schüler einen Tag in ihrem Ausbildungsbetrieb, statt in die Schule zu gehen. Den erarbeiteten Betrag spendeten die Arbeitgeber wiederum. 15 000 Euro haben die Berufsschüler eingenommen. Eine Summe, mit der sie sogar im rheinland-pfälzischen Innenministerium auf sich und ihr Projekt aufmerksam gemacht haben. An der "Aktion Tagwerk" für Ruanda haben etliche Schulen teilgenommen, doch keine hat so viel eingenommen wie die Theobald-Simon-Schule. "Damit sind wir absoluter Spitzenreiter in Rheinland-Pfalz", betont Reichert. Mit diesem Geld trägt die TSS den Großteil der Finanzierung der Berufsschule in Rwesero. In zwei Jahren soll die Aktion wiederholt werden und dann regelmäßig alle drei Jahre stattfinden. 15 000 Euro und dieses enorme Engagement - diese außergewöhnliche Leistung hatte auch kürzlich den Innenminister Karl-Peter Bruch veranlasst, von Mainz nach Bitburg zu reisen und sich persönlich zu bedanken (der TV berichtete). "Diese Schule ist ein echter Solitaire", schwärmte Bruch. Solitaire heißt bekanntlich allein stehend. Doch das könnte sich ändern. A ndere Berufsschulen in der Region wollen dem Vorbild der TSS nacheifern. Alle mit demselben Ziel: eine Berufsschule für Ruanda aufzubauen. In der Schule, die bereits im Bau ist, werden zurzeit die Fachklassen für Maurer, Schreiner und Schneiderinnen aufgebaut. Die Schule soll "Saint Simon" heißen - in Anlehnung an die Theobald-Simon-Schule.

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