Ein einfacher Mann mit feinem Gespür

"Ich will so etwas wie Heiterkeit, Frohsinn, Sonne, vielleicht auch etwas Liebe in unsere Stadt bringen, damit die immer größer werdende Distanz zwischen Wissen und Weisheit gemildert werde", sagte Hanns Simon, als er 1968 seine Pläne für die Dr.-Hanns-Simon-Stiftung vorstellte. Der Brauereibesitzer sah Bitburg als Europastadt im Drei-Länder-Eck, kultur- und weltoffen. Er begeisterte sich für Kunst und Wissenschaft sowie die Frage danach, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Bitburg. "Wer immer von dieser Stelle über Hanns Simon sprechen muss, hat es nicht einfach", sagte Stadthistoriker Peter Neu bei der Gedenkfeier anlässlich des 100. Geburtstags von Bitburgs Ehrenbürger Hanns Simon im Haus Beda, dem in den Jahren 1974 bis 1976 nach den Plänen des Bitburger Architekten Bert Emmerich errichteten Herzstück der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung.

"Um einen Menschen dieser Größe zu beschreiben, reicht ein Vortrag nicht", sagte Neu, dem es dennoch gelang, die bis heute inspirierende Strahlkraft, dieses vorbildlichen, der Tradition seiner Familie verpflichteten Lebens deutlich zu machen. Einfühlsam zeichnete Neu Facetten dieser großen Bitburger Persönlichkeit nach:

"Hanns Simon war ein Grandseigneur im besten Sinne. Wer das Glück hatte, ihm zu begegnen, traf auf einen Menschen, in dem man zunächst nicht den Chemiker oder Wirtschaftsfachmann erkannte; er war ein Mann des Geistes, der für alle Wissensgebiete ein feines Gespür hatte. Er konnte sich für Malerei ebenso begeistern, wie für gute Musik, für Philosophie wie für Geschichte oder Naturwissenschaften. Dabei blieb er zeitlebens ein einfacher Mensch, der sich mit seinen Arbeitern ebenso unterhielt wie mit einem Hochschulprofessor. Vielleicht war es seine Religiösität, die ihm die innere Sicherheit und Ausgeglichenheit verlieh - vielleicht aber war es auch sein umfangreiches Wissen und eine gewisse Weisheit, die ihm dazu verhalfen, sich selbst zurücknehmen zu können."

Vielfach geehrt - unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik und Comturkreuz des Großherzogtums Luxemburgs - wäre es dem großzügigen Stifter sicher eine Freude, zu sehen wie seine Idee einer besseren, friedlichen Welt, in der sich die Menschen offen und mit Interesse an geistigem Austausch begegnen, in seinem Werk fortlebt. Ebenso rührt und freut, wie Bitburg das Andenken an seinen Ehrenbürger und die Weitsicht seiner Visionen wachhält. EXTRA

 „Wir verneigen uns vor Dr. Hanns Simon, der heute 100 Jahre alt geworden wäre", sagte Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit bei der Kranzniederlegung am Grab des verstorbenen Ehrenbürgers auf dem Friedhof in der Erdorferstraße. Zu Ehren des verstorbenen Jubilars und Kulturmäzens der Stadt Bitburg legte auch Werner Pies für die Kulturgemeinschaft einen Kranz nieder. Unter musikalischer Begleitung von Elnaz Salehi und Dominique Theis sowie dem Brauereichor nahm auch die Familie von Hanns Simon an der Zeremonie teil. TV-Foto: Lydia Vasiliou

„Wir verneigen uns vor Dr. Hanns Simon, der heute 100 Jahre alt geworden wäre", sagte Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit bei der Kranzniederlegung am Grab des verstorbenen Ehrenbürgers auf dem Friedhof in der Erdorferstraße. Zu Ehren des verstorbenen Jubilars und Kulturmäzens der Stadt Bitburg legte auch Werner Pies für die Kulturgemeinschaft einen Kranz nieder. Unter musikalischer Begleitung von Elnaz Salehi und Dominique Theis sowie dem Brauereichor nahm auch die Familie von Hanns Simon an der Zeremonie teil. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Festakt-SplitterEin Herz für Bitburg: Für Fußball konnte sich Hanns Simon nach Erzählungen von Stadthistoriker Peter Neu nicht wirklich begeistern. Aber dass Speicher regelmäßig die Bitburger Mannschaft besiegte, schmerzte ihn so sehr, dass er kurzerhand dem besten Speicherer Stürmer Arbeit in der Brauerei anbot, ihn so nach Bitburg abwarb und der Niederlagen-Serie damit ein Ende bereitete. Neue Ideen fürs Bier: Simon war der Mann für die Technik in der Brauerei. Als er 1951 die üblichen Bügelverschlüsse durch Kronkorken ersetzte, stieß das damals nach Jan Niewodnieczanski nicht auf ungeteilte Zustimmung der Biertrinker. Dazu gab Hanns Simons Bruder Theo die Devise aus: "Geöffnete Bierflaschen sind zum Austrinken und nicht zum Wiederverschließen gedacht." Der Luxus einer eigenen Meinung: Obgleich Simon während seiner Studienjahre bei vier Nobelpreisträgern "in die Lehre ging", verzichtete der Chemiker, der 1935 sein Doktor-Examen mit "sehr gut" ablegte, auf eine akademische Laufbahn. Er weigerte sich, dafür in die NSDAP einzutreten. Vorreiter Eifeler Selbstbewusstseins: Die Eifel schätzte Simon sehr, wovon auch die beachtliche Fritz-von-Wille-Ausstellung im Haus Beda zeugt. Auch die Eifeler Küche hatte es ihm angetan. Eingekehrt wurde nach den Wanderungen in einfachen Gaststätten, wie auch bei der Eröffnung des Haus Beda Eifeler Spezialitäten wie hausgemachte Blutwurst gereicht wurden.

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