Eine Baustelle in der Sackgasse: In Schankweiler wird seit anderthalb Jahren an Kanälen gearbeitet

Schankweiler · Wer in die Schaarenstraße will, muss sein Auto über eine Schotterpiste lenken. Der Grund: In der Sackgasse wird am Kanal gearbeitet - und das schon seit Sommer 2015. Das ärgert die Anwohner. Der TV hat nachgefragt, woran es liegt, dass dort scheinbar nichts voran geht.

 „Seit anderthalb Jahren leben wir im Dreck“, sagen die Bewohner der Schaarenstraße.TV-Foto: Christian Altmayer

„Seit anderthalb Jahren leben wir im Dreck“, sagen die Bewohner der Schaarenstraße.TV-Foto: Christian Altmayer

Foto: (e_eifel )

Ein Bagger rollt über den Schotter. Bordsteine liegen am Straßenrand, Paletten und Rohre in Vorgärten. Die Fassaden der Häuser sind bedeckt mit Staub und Schlamm, die Straße, zerfressen von Löchern.
"Seit anderthalb Jahren leben wir im Dreck", sagt Oliva Schoder. Ihr Haus steht in der Schaarenstraße in Schankweiler, jener Sackgasse, die seit einigen Monaten eine Baustelle ist. Schoder hat sich an den Volksfreund gewandt, weil ihre "Schmerzgrenze langsam erreicht ist" - der Lärm, der Schmutz, die Verkehrsbehinderungen. All das begann schon Anfang 2015: Eine neue Kläranlage und neue Kanäle sollten her. Ihnen, den Anwohnern, sei natürlich klar gewesen, dass so etwas immer mit Unannehmlichkeiten verbunden ist. Aber mit dem, was folgte, hatten sie nicht gerechnet:
Immer wieder wurde die Straße aufgerissen - neue Kanäle verlegt, alte stillgelegt, neue repariert. Und inzwischen hat sie das Gefühl, dass sich überhaupt nichts mehr tut vor ihrem Fenster. Mit dem Krach, mit dem Dreck - damit komme sie klar, sagt sie. Das Schlimmste sei, dass die Straße immer mal wieder gesperrt sei. Wenn in der Sackgasse gearbeitet wird, dann müssen die Anwohner den Weg durch den Wald nehmen - über einen Wanderweg. Was sie besonders ärgert: Die Verantwortlichen beschuldigten sich gegenseitig. Doch woran liegt es denn nun, dass es so lange dauert?

Das sagen die Bauarbeiter: Polier Horst Ringer kann bestätigen, dass in Schankweiler einiges nicht glatt läuft. Das Hauptproblem sei, dass die Schaarenstraße eine Sackgasse ist. Weil es nur einen Weg hinein gibt, könne hier nicht mit großen Gruppen gearbeitet werden und immer nur auf einem Teilstück - "wenn wir zwei Löcher aufmachen würden, dann kämen die Leute ja gar nicht mehr in ihre Häuser." Und warum wurde die Straße immer wieder aufgerissen? Ist das normal? Dass man wegen Reparaturarbeiten mal nachbaggern muss, sei nicht ungewöhnlich, sagt er. "Da findet die Druckprüfung irgendwelche Lecks, die das bloße Auge übersieht." Drei Anschlüsse habe man in der Schaarenstraße tauschen müssen. Das koste Zeit.

Das sagen die Planer: Im Ingenieurbüro Scherf sieht man die Gründe für die Verzögerung an anderer Stelle - zum Beispiel beim Bauunternehmen "Universal Bau". Zu Anfang habe man in der Schaarenstraße sehr wohl noch mit einer größeren Kolonne gearbeitet. Später habe man dann einige Männer abgezogen, nur noch mit "abgespeckter Besetzung" gearbeitet, sagt Arno Frideres, der mit der Bauleitung in Schankweiler betraut ist. Doch der Ingenieur sieht auch andere Schuldige, nämlich die Schankweilerer selbst. Immer wieder hätten die Arbeiten unterbrochen werden müssen, weil beispielsweise Landwirte die Straße mit ihren Traktoren passieren mussten. Außerdem habe es Probleme mit neuen Bordsteinen gegeben, die sich die Ortsgemeinde gewünscht, aber lange Zeit nicht hatte bezahlen können. Währenddessen hätten Bagger und Schaufeln ruhen müssen.

Das sagen die Auftraggeber: Vom Problem mit den neuen Bordsteinen spricht man auch bei den Südeifelwerken in Irrel. Das sei einer der Gründe, warum die Schaarenstraße nun aussehe, wie sie eben aussieht. Die Arbeiten an den Kanälen selbst seien indes schon im Juni abgeschlossen gewesen. Zugegeben, diese hätten sich ein wenig hingezogen, aber für all das, was seit dem Sommer in der Schaarenstraße passiere, trügen die Werke keine Verantwortung mehr. Sondern, und da ist man sich in Irrel sicher, "die Gemeinde Schankweiler." Und was sagt Ortsbürgermeister Gerhard Schmalen dazu? "Dass die uns jetzt den schwarzen Peter zuschieben, ist ja mal wieder typisch", findet er. Der Dorfchef, der selbst in der Schaarenstraße wohnt, gibt zu, dass die Finanzierung der Bordsteine anfangs ein Problem war - inzwischen sei das Geld aber da. Außerdem hätten die Zahlungsschwierigkeiten der Gemeinde ja überhaupt nichts mit der Verzögerung der Arbeiten zu tun. "Arbeit hatten die in Schankweiler immer", sagt er. Wenn's nicht an der Gemeinde lag, an wem dann? Das wisse er auch nicht genau, vermutlich an den Auftraggebern oder an der Baufirma.

Ein Ende in Sicht? Doch bei all der Aufregung gibt es immerhin eine gute Nachricht. Und zumindest hier scheinen sich alle Beteiligten einig zu sein: Bis spätestens Anfang nächsten Jahres, wahrscheinlich aber schon Ende November, soll die Schaarenstraße wieder frisch asphaltiert werden. Wenn alles glatt geht, werden die Schotterpiste und die Bagger vor Oliva Schoders Fenster also bald verschwunden sein.Meinung

Keiner will es gewesen sein
Wer trägt denn nun die Schuld an dieser endlosen Baustelle? Fest steht: Keiner will es gewesen sein, jeder beschuldigt jeden - einer macht das Bauunternehmen verantwortlich, ein anderer die Auftraggeber. Alles in allem bleibt nach den Anschuldigungen niemand übrig, der in dieser Sache keinen Fehler gemacht hat. Am Ende gibt es für das Schlamassel von Schankweiler wohl nicht nur einen Sündenbock, sondern eine ganze Herde. Tipp fürs nächste Mal: Zusammen arbeitet es sich besser als gegeneinander. c.altmayer@volksfreund.de

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