Eine "Mediatorin" soll’s richten

NEUERBURG. Das Ringen um den Erhalt des St. Josef-Krankenhauses ist in eine neue Phase getreten: Die Marienhaus GmbH hat die Juristin Vera Bers zur Wahrung ihrer Interessen nach Neuerburg geschickt.

Rund 80 Interessierte waren der Einladung des Fördervereins St. Josef-Krankenhaus zur Mitgliederversammlung gefolgt. Von Vera Bers, der neuen Mediatorin der Marienhaus GmbH, erhofften sie sich neue Erkenntnisse zum Stand um den Erhalt des Krankenhauses. Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Träger die Schließung des Krankenhauses angekündigt und eine eventuelle Umwandlung in ein Pflegeheim angeboten. Dagegen waren der Förderverein und viele Gemeinden und Bürger des Neuerburger Landes Sturm gelaufen. 6617 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses hatte eine Delegation aus Neuerburg kürzlich der Generaloberin Basina Kloos in Waldbreitbach überreicht.Was ein Krankenhaus zum Krankenhaus macht

Willi Hermes, erster Stadtbeigeordneter, informierte bei der Mitgliederversammlung: "Die Generaloberin hat einen neuen Begriff geprägt: Medizinisches Versorgungszentrum. Unstrittig ist, dass die Chirurgie erhalten bleibt. Sicherlich ist eine Änderung des Vertrags notwendig." Der Vertrag ist der Übernahmevertrag, den die Stadt Neuerburg mit Wirkung zum 1. Januar 1981 mit der Marienhaus abgeschlossen hat. Darin verpflichtet sich der Träger im Passus IV: "die vorübertragenen Krankenhausgrundstücke sowie das zum Krankenhausbetrieb zählende Anlagevermögen, soweit es nicht durch Eigenmitteln finanziert ist, für den Fall an die Stadt zurück zu übertragen, dass die Marienhaus GmbH den Krankenhausbetrieb im Krankenhaus St. Josef in Neuerburg aufgibt, soweit nicht dort in Übereinstimmung beider Vertragsteile durch die Marienhaus GmbH andere soziale Zwecke zum Wohle der Bevölkerung in Neuerburg erfüllt werden sollen." Eine entsprechende Vormerkung ist seinerzeit in das Grundbuch zu Gunsten der Stadtgemeinde Neuerburg eingetragen worden. Borrelbach: "Die Marienhaus GmbH sieht den sozialen Zweck bereits als erfüllt an, wenn Arbeitsplätze erhalten werden. Doch damit sind wir nicht einverstanden. Wir gehen bei einer Neuformierung von der Frage aus: Kann noch von unserem Krankenhaus gesprochen werden?" Bisher hatte Schwester Basina, wie sie in Neuerburg genannt wird, immer ihre schützende Hand über das Neuerburger Haus gehalten. "Wenn alle Hürden auf diesem sensiblen Weg genommen sind, wird Neuerburg zustimmen können - und es wird in Neuerburg und in der Region zufriedene Menschen geben", zitierte der Vorsitzende eine Aussage der Generaloberin. Nun hat die Generaloberin die Juristin Vera Bers nach Neuerburg geschickt. Auf der Suche nach den Ursachen des Defizits

Im Gepäck hatte die Vermittlerin wenig Konkretes. "Es ist alles noch im Fluss", sagte sie. Zum Schluss gab es dann auf Druck von Borrelbach doch noch ein paar Fakten. "Wir haben mit der Cura-Med das Krankenhaus besichtigt. Die untere Etage bleibt von der Cura-Med unberührt. Wir bemühen uns, die Innere Abteilung einer Möglichkeit zuzuführen, damit sie erhalten bleibt." Sie versprach, die Ursachen ausfindig zu machen, die seit drei Jahren für das Defizit der "Inneren" verantwortlich sind. 2001 war das Neuerburger Krankenhaus mit dem Bitburger Clemens-August-Krankenhaus fusioniert zu den "Südeifel-Kliniken". Als neuen Kooperationspartner hatte die Marienhaus GmbH in den vergangenen Monaten die "Cura-Med" ins Gespräch gebracht. Die Cura-Med betreibt in Grossrosseln (Saarland) ein Zentrum für neurologische Langzeit-Rehabilitation und Intensivpflege sowie eine Reha-Klinik für Erkrankungen mit respiratorischer Insuffizienz (Atemnot). "Bei der Cura-Med besteht in diesem Bereich eine starke Unterversorgung an Betten", sagte Bers. Die Planung bezeichnete sie noch als "Grobgerüst". Ob dies eine Lösung für Neuerburg ist, ließ Borrelbach offen. Leicht werden die Verhandlungen sicherlich nicht. "Wir sind eine ernstzunehmende Gruppierung, wenn es um unser Krankenhaus geht", sagte er. Die Beiträge für 2005 hat der Förderverein noch nicht bei seinen Mitgliedern abgerufen. Der derzeitige Kontostand beträgt gut 2000 Euro. Seit der Gründung vor sechs Jahren hat der Förderverein rund 50 000 Euro in medizinische Geräte investiert. Selbst Vera Bers war beeindruckt von dem "Neuerburger Engagement". "Ich versuche, was möglich ist", versprach sie, ließ aber keinen Zweifel daran, dass "alle Bestrebungen unter dem Wirtschaftlichkeitsgebot stehen."

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