Einfach(e) gute Architektur

SCHÖNECKEN. Wie keine andere setzt sich die Architektin Marie-Luise Niewodniczanska für die regionale Baukultur in der Eifel ein. In Schönecken stellte sie die neue Broschüre "Kulturlandschaft Eifel - Bauen in der Westeifel" vor.

Einmal mehr will Marie-Luise Niewodniczanska wach rütteln und die Verantwortlichen in Planung und Politik, aber auch die Bevölkerung zu einem bewussteren Umgang mit der dörflichen Bausubstanz aufrufen. Als Kämpferin für die Dörfer und Autorin zahlreicher Publikationen zum regionalgerechten Bauen ist sie seit langem bekannt. Nun hat Niewodniczanska eine neue Broschüre mit dem Titel "Kulturlandschaft Eifel - Bauen in der Westeifel" vorgestellt. Auf Einladung des Geschichtsverein "Prümer Land" und Bitburg-Prümer des Landrats Roger Graef fanden sich Interessierte aus Politik, Handwerk und Bevölkerung in der Alten Kirche in Schönecken-Wetteldorf zusammen, um sich Anregungen für das regional- und dorftypische Bauen zu holen. Warum hatten sich die Verantwortlichen ausgerechnet Schönecken als Ort der Präsentation ausgewählt? "Schönecken hat es nötig", sagt Werner Blindert, Vorsitzender des Geschichtsvereins "Prümer Land". Es gebe zwar einige positive Beispiele im Ort, wie das Alte Amt, doch gibt es auch noch viel zu tun. Auch Niewodniczanska ist dieser Meinung: "Man kann nicht immer nur Weihrauch streuen. Man muss auch tadeln." Tadel verteilt sie aber nie, ohne auch Hilfestellung für eine positive Veränderung und Weiterentwicklung der Dörfer zu geben. Bereits 1983 brachte der Geschichtsverein "Prümer Land" in Zusammenarbeit mit Niewodniczanska die Bauernhausfibel heraus. Die Broschüre "Bauen in der Westeifel" soll eine Art Fortsetzung sein und an die heutige Zeit angepasste Ratschläge für ein bewussteres Bauen geben. Neben der behutsamen Renovierung von Altbauten stellt der Ratgeber besonders das neue Bauen in den Vordergrund. Das Kapitel "Regionales Bauen zwischen Tradition und Moderne" meint aber kein historisierendes Nachbauen von Altem, sondern zeitgemäße Architektur unter Berücksichtigung von regionaltypischen Bauformen und Materialien. Auch Landrat Graef, der in seiner Funktion als Vorsitzender der Regionalen Entwicklungsgruppe Bitburg-Prüm/Eifel sprach, warnte davor, regionaltypisches Bauen als altmodische Heimattümelei abzustempeln, sondern es als Ausdruck der regionalen Identität zu betrachten. "Neue Architektur im Dorf ist dann gelungen, wenn man ihr ansieht, dass sie neu ist, ohne den Stil des jeweiligen Dorfes zu verändern oder das Gesamtbild zu stören", schreibt Niewodniczanska in der Broschüre. Jedes Haus sei Bestandteil der Dorfgemeinschaft und soll sich harmonisch ins Ganze einfügen - egal, ob in der Baulücke im Ort oder im Neubaugebiet am Dorfrand. Eine regionaltypische Bauweise zeichnet sich vor allem durch Zweigeschossigkeit, meist Satteldächer mit geringem Überstand, dunkle Dacheindeckung und eine einfache Fassadengliederung mit stehenden Fensterformaten aus. Untypische Formen lassen Gebäude wie Fremdkörper in der Landschaft wirken. Der Grundkonsens lautet: Gute Architektur ist einfache Architektur.Anregungen für positive Ortsentwicklung

Die neue Broschüre bietet viele konkrete Anregungen für eine positive Ortsentwicklung. Beispiele zu den Themen Dorfstruktur, Hauslandschaften, Dorfstraßen, Plätze, Brücken und auch Kirchen und Friedhöfen finden ihren Platz. Für den Bauherrn gibt es detaillierte Ratschläge zur Gestaltung von Dächern, Fassaden, Fenstern und Türen. Die Inhalte und Ideen sollen über Ortsbürgermeister, Architekten und Handwerker als Multiplikatoren den Weg in das Bewusstsein der Bevölkerung finden. "Wir wollen das retten, was noch da ist, und Schlimmeres verhindern", sagt Niewodnizcanska. "Kulturlandschaft Eifel - Bauen in der Westeifel", eine Initiative des Modellvorhabens Regionen Aktiv - Land gestaltet Zukunft. Herausgeber ist der Geschichtsverein "Prümer Land". Konzeption, Texte und Mehrheit der Fotos stammen von Marie-Luise Niewodnizcanska. 80 Seiten mit zahlreichen Farbfotos mit Beispielen. Die Broschüre ist erhältlich bei der Kreisverwaltung, Herman Hermes, Telefon 06561/154130, E-Mail: hermes.hermann@bitburg-pruem.de

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