Eingetütet, durchgewunken

PRONSFELD. Fette Zahlen: Die Milch-Union Hocheifel (Muh) hat im Jahr 2003 ihr Geschäftsergebnis erneut verbessert. Und auch den umstrittenen Vertragsabschluss mit dem Einzelhandel haben die Vertreter am Freitag eingetütet und abgesegnet.

Der "Aldi-Kontrakt" der Milch-Union - Preisbrecherei oder fürsorgliches Handeln? Für Muh-Geschäftsführer Rainer Sievers ist die Sache klar, und nach langem Schweigen spricht er Klartext: Der umstrittene Vertrag (der TV berichtete) sei die einzig richtige Entscheidung im immer brutaleren Milchmarkt gewesen: "Natürlich hätten wir gerne davon berichtet, dass die Preise steigen. Aber in diesem Frühjahr 2004 geht das nicht.""Absolut realistisch abgeschlossen"

Stattdessen "sind wir der Auffassung, dass der Kontrakt hundertprozentig in Einklang steht mit dem Aufsichtsrat, mit dem Vorstand und mit den Vertretern. Wir haben absolut realistisch abgeschlossen". Und für alle, die es immer noch nicht kapiert haben, legt der Chef des größten deutschen H-Milch-Herstellers noch einmal nach: "Jedes Unternehmen kommt einmal an einen Punkt, da hat es für sich zu entscheiden. Dann geht es links herum oder rechts herum. Wir haben für unser Haus richtig entschieden. Nicht egoistisch, sondern realistisch und im angemessenen Rahmen. Und wir sehen uns in keiner Weise veranlasst, irgendwelche Vorwürfe gelten zu lassen." Die heftige Kritik, insbesondere vom Bauernverband, bezeichnet Sievers als Kampagne, mit der die Muh "diffamiert, denunziert und in nie dagewesener Form an den Pranger gestellt worden" sei. Wie allerdings der "angemessene Rahmen" aussieht, zu welchen Bedingungen der Vertrag geschlossen wurde, und wie er sich auf den Auszahlungspreis für den Liter Rohmilch auswirken wird, darüber schweigen die Muh-Chefs. Vertriebsleiter Winfried Meier: "Was die Bauern 2003 bekommen haben, das hat Herr Sievers vorgetragen. Was sie 2004 bekommen, das sagen wir Ihnen nächstes Jahr." Erheblich auskunftsfreudiger gab man sich zuvor beim Geschäftsbericht: Der weist nämlich erneut blitzblanke Werte auf. Mehr als eine Milliarde abgesetzter Einheiten, Umsatzzuwachs auf 431 Millionen Euro und mittlerweile 2705 Lieferanten. Kurz: "Die Muh gehört mit einer täglichen Anlieferung von rund drei Millionen Kilo Milch zu den größten Betriebsstätten in Europa." Das alles, natürlich, bei Spitzenqualität. Und die werde den Bauern immerhin mit einem Kilopreis von 31,83 Cent satte 3,3 Cent über dem Deutschland-Durchschnitt vergütet. Dabei ist Sievers schnuppe, wo die Muh in der Rangliste der größten Unternehmen steht: "Ranking ist relativ. Mich interessiert nur, ob wir bei der Milchpreis-Auszahlung an erster Stelle stehen." Kein Wunder, dass da immer mehr Bauern bei den Eifelern unterkommen wollen. Ob das die gleichen sind, die den Pronsfeldern vor kurzem noch Preisbrecherei unterstellt haben, war am Freitag nicht zu erfahren. Es ist auch egal, denn zurzeit herrscht Aufnahmestopp. Das Motto: Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis. Auch in der Fläche wächst die Muh indessen weiter: Sieben Hektar Land sind neu gekauft, rund neun Millionen Euro sollen dort im kommenden Jahr verbaut werden, unter anderem für eine neue Verpackungs-Materialhalle. Fazit Sievers: Ein "außerordentlich erfolgreiches Jahr. Was sollte uns im Moment veranlassen, mit irgendwem oder irgendwas zu fusionieren?" Zum Schluss eine Personalie: Peter Dahmen hat den Vorsitz im Aufsichtsrat wie angekündigt aufgegeben ("Mit 60 ist Schluss"). Sein designierter Nachfolger ist Klaus Land aus Dingdorf.

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