Einst Alleskönner, heute gefährdet

HERMESPAND. (lk) Zwei Jahrzehnte züchtet Horst Backmann auf dem Hof Hubertusblick in Hermespand bedrohte Nutztierrassen. Der Züchter informierte am "Tag des offenen Hoftors" über das Glanrind als Kulturgut und genetische Ressource.

Als Horst Backmann vor zwei Jahrzehnten mit der Zucht begann, war das Glanrind bereits fast ausgestorben. Seitdem entstand auf dem Hof Hubertusblick, etwas abgeschieden auf einer Anhöhe bei Hermespand und nur über einen schmalen Feldweg erreichbar, eine der letzten Zufluchtsorte für vom aussterbenden bedrohte Haustierrassen. Rundgang mit ausführlicher Tierkunde

Zur Zeit weiden 50 Glanrinder, daneben Galloways und Fuchsschafe unter Backmanns Obhut auf den Wiesen rund um den Betrieb. Zusätzlich hält Backmann einige vom Aussterben bedrohte Hühnerarten. Der Hof Hubertusblick zählt zu 73 Arche-Höfen, die sich in der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) für den Artenschutz stark machen und sich zudem mit ihren landwirtschaftlichen Produkten dem Wettbewerb stellen. Mit einem "Tag des offenen Hoftors" warb der Arche-Hof nun für die Sicherung der Artenvielfalt in Europa und feierte gleichzeitig 20-jähriges Betriebsbestehen. Neben einem Rundgang mit ausführlicher Tierkunde gab es eine Ausstellung historischer landwirtschaftlicher Geräte und Eselreiten für Kinder. Wer vom vielen Schauen hungrig wurde, für den gab es Glanrind auch gegrillt. Auch bei der Diskussionsrunde drehte sich alles um das Nutztier. Als regelrechter Alleskönner wurde die Rinderrasse im 18. und 19. Jahrhundert sowohl für Milch- und Fleischproduktion sowie als Arbeitstier gehalten, bis es schließlich von anderen spezialisierten Rassen abgelöst wurde. Heute gehört die ehemals weit in Europa verbreitete Rasse zu den gefährdeten Arten. Die starke Spezialisierung der einzelnen Rinderrassen auf Milch- und Fleischproduktion steigerte nicht nur den Ertrag, sondern führte zudem zu einem Verlust der Vielfalt unter den Rinderarten, was zunehmen als Problem begriffen wird. "Betriebe wie der Hubertushof bilden eine wichtige genetische Ressource, damit die Viehzucht nicht in eine Sackgasse gerät", erklärte Josef Dissen vom Verein Fleischrinder Herdbuch Bonn (FHB). Nächstes Zuchtziel schon festgelegt

Antje Feldmann, Geschäftsführerin der GEH unterstrich die Bedeutung des Tiers als "Kulturgut". Das Glanrind habe lange Zeit die Landwirtschaft und Landschaft geprägt. "Der Einsatz von Medikamenten ist in der extensiven Viehzucht minimal und bedeutend geringer als bei Hochleistungsbetrieben", stellte Roland Labohm fest, Leiter der Tierseuchenkasse Rheinland-Pfalz. Backmann setzt in seinem Betrieb auf artgerechte Mutterkuhhaltung. "Mein nächstes Zuchtziel ist eine zunehmende Auswilderung der Tiere", sagte Backmann und plant damit einen weiteren Schritt in Richtung artgerechte Tierhaltung.

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