Einstein, Zweistein, Dreistein

BITBURG. Im Auftrag des DRK-Bildungswerks fördert Eberhard Kirchhoff aus Bitburg spielerisch hoch begabte Kinder. Der TV stellt diese Individualförderung vor.

Eberhard Kirchhoff hat in seiner Wohnung in Bitburg-Stahl selbst gemalte Bilder aufgehängt und -gestellt. An diesem Tag hat er wieder Besuch von einigen Kindern. Sie beschreiben phantasievoll, was sie auf den Gemälden erkennen können. Danach sollen sich die Sieben- bis Zehnjährigen Titel zu Kirchhoffs Ölbildern einfallen lassen. Dann dürfen sie sich ein Lieblingsbild aussuchen und sich dazu eine Geschichte ausdenken. Der beim Europäischen Berufsbildungswerk arbeitende Gymnasiallehrer bietet in seinem Programm "Einstein, Zweistein, Dreistein", das im Rahmen der Familienförderung des DRK-Bildungswerks angeboten wird, keinen strengen Unterricht an. Es gleicht eher einer lockeren, spielerischen Zusatzunterhaltung. Mal lernen die Schüler fremde Sprachen und Kulturen kennen. Ein anderes Mal denken sie sich Phantasiegeschichten aus, beschäftigen sich mit Mathematik und Physik oder malen Bilder mit Ölfarben. Das Interesse ist groß: Die Kinder kommen auch aus Gerolstein oder Prüm. "Weitere Angebote fehlen einfach. Die Förderung von hoch begabten hat sich noch nicht durchgesetzt", sagt Kirchhoff. Aber was ist Hochbegabung? "Kluge Kinder beantworten Fragen. Hoch begabte Kinder aber stellen Gegenfragen", sagt Kirchhoff. "Von Hochbegabung spricht man ab einem Intelligenzquotienten ab 130." Kirchhoff rät den Eltern, einen Test bei Psychologen der "Deutschen Gesellschaft für das hoch begabte Kind" machen zu lassen. Dieser sei seriös und genau. Danach wüssten die Eltern und das Kind, woran sie seien. Kirchhoff befürwortet diese Gewissheit: "Bleibt Hochbegabung unentdeckt, kann dies sehr traurig enden. Die Kinder ziehen sich zurück, fühlen sich unverstanden." Dabei ist eine Stärkung der Selbstsicherheit unerlässlich für eine glückliche Entwicklung. Für die Eltern ist es jedoch sehr schwierig zu erkennen, ob sie ein hoch begabtes Kind haben. Zeigt das Kind Langeweile, überhöhte Neugierde, manchmal sogar Aggressionen oder zieht sich zurück, sind viele Eltern erst mal ratlos. Weitere Anzeichen für Hochbegabung können auch ein früher großer Wortschatz, eine Neigung zum Perfektionismus, eine erhöhte Sensibilität oder soziale Isolierung sein. Hoch begabte Kinder lernen zwar schnell und leicht, haben aber nicht automatisch gute Noten. "Es gibt auch hoch begabte, die wegen Unterforderung in der Sonderschule gelandet sind", sagt Kirchhoff. "Man kommt an hoch begabte Kinder sehr schwer ran. Sie leben und denken in einer ganz anderen Welt", sagt Kirchhoff und spricht aus Erfahrung: Sein Sohn ist ebenfalls hochbegabt und studiert inzwischen Physik und Philosophie. Bei Jungen sei eine Hochbegabung leichter als bei Mädchen erkennbar, da sie sich viel verhaltensauffälliger zeigen. Kirchhoff verwirklichte die Idee mit seinem Förderprogramm auch, um den Eltern der hoch begabten Kinder zu helfen: "Die meisten Eltern wollen 'normale' Kinder haben und sind überfordert." Sie bräuchten Ansprechpartner für ihre Alltagsprobleme. "Sind Kinder im Sport oder in der Musik gut, ist die Freude groß. Sind sie aber hochbegabt, lässt man diese Guten alleine", bedauert Kirchhoff.

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