Elch, Kanzler & Co.

BITBURG. (kah) Mal nicht durch den Äther: 1000 Zuschauerkamen nach Bitburg, um SWR3-Comedy-Star Andreas Müller live zu erleben.

Wenn man ihn kopfüber hält und langsam wieder aufrichtet bis die Spitzen seines roten Geweihs in die richtige Richtung zeigen, dann gibt er ein quäkendes Röhren von sich. Die Rede ist vom SWR 3-Elch. Beim Auftritt von Stimmenimitator Andreas Müller in Bitburg ging das Ding weg wie warme Semmeln. Mitschuld am Erfolg des Elchs trägt Stimmenimitator Andreas Müller. 1000 Zuschauer waren nach Bitburg gekommen, um seinen Auftritt in der ausverkauften Sporthalle der Edith-Stein-Hauptschule zu erleben. Offensichtlich hatte sie der etwas einfallslos klingende Titel "SWR3 macht Spaß - Comedy-Star Andreas Müller live" nicht abgehalten. Der aus dem Radio bekannte Stimmenimitator war einer Einladung der Kulturgemeinschaft Bitburg gefolgt. Müller hatte für einen Sketch Verstärkung aus dem Publikum. Rolf Fuxen aus Wolsfeld wurde dazu mit einer verstrubbelten, straßenköterblonden Perücke mit Pagenschnitt verziert. Die Nase von Petra Nievelstein aus Trier zierte eine überdimensionierte, eckige Stoiber-Brille. Die beiden Gewinner der vom TV verlosten Gastrollen erhielten die Anweisung, auf Handdruck Müllers den Mund zu bewegen. Das taten sie. Um den Rest kümmerte sich der Mann mit den vielen "Ichs": "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Claudia Schiffer", fragt kurz darauf Edmund Stoiber Angela Merkel. "Nein, das hat mir noch nie jemand gesagt", antwortet Angela pikiert. In die dunkle, feuchte Hitze der voll besetzten Turnhalle mischt sich das Lachen von 1000 Menschen. Allerhand Neuigkeiten erfahren die Zuschauer bei den SWR 3-Nachrichten. "PARIS. Eine französische Studie hat ergeben, dass Ehepaare zwei Mal die Woche Sex haben. Sie montags, er freitags", liest Müller vor seinem viel zu niedrigen Nachrichten-Plastik-Tischchen sitzend. Das scheint gut anzukommen. "Hallo iss bin der Boris", sagt er und das Publkum lachte. Was Boris zu erzählen hat, versteht nur, wer regelmäßig Boulevardblätter liest. Zum Beispiel, dass er sich von seiner langbeinigen Freundin Caroline Rocher getrennt hat, die dafür bekannt ist, im Playboy ihre Kugeln zu zeigen. "Iss bin ein Trottel, doch ssie ssiet gut auss", singt Boris. In rasantem Tempo lässt Müller unterschiedliche Persönlichkeiten sprechen. Dazwischen gibt es Gesangseinlagen: eigenwillige Cover-Versionen aktueller Hits. "Wir sind Helden" mussten für einen Merkel-Song herhalten: "Ach bitte gib' mir diesen Job, ich mach' ihn gerne diesen Job", singt sie flehend. Klassiker und Highlight ist das "Reformhaus Schröder". Erneut gleiten die Augen der verwirrten Zuschauer suchend über die Bühne. Doch so lange sie auch suchen - da ist kein über Doris ("den romantischen Knochen") plaudernder Kanzler. Nur der unscheinbareMann in dunkler Jeans und hellem Schlabber-Hemd, der eben noch Boris war.

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