Ende des Schweigens

BITBURG. Noch ist nicht klar, ob und wann die Amerikaner ihre Wohnblocks in Bitburg aufgeben. Bisher hatten die städtischen Gremien nur hinter verschlossenen Türen über dieses Thema gesprochen. Nun soll die Debatte offensiver geführt werden.

In Bitburg ist man vorsichtig im Umgang mit den Amerikanern. Zu hoch ist nach wie vor die wirtschaftliche Bedeutung der in der Stadt lebenden rund 2800 Amerikaner, zu mächtig sind die Probleme, die drohen, wenn die US-Air-Force die Housing im Westen der Stadt aufgeben wird und ein neues Konversionsprojekt zu bewältigen ist. "Das wird schwieriger als die Umwandlung der Airbase", meint CDU-Fraktionschef Hermann Schlösser und spricht damit die Sorgen vieler Bitburger Kommunalpolitiker aller Fraktionen aus. "So etwas breit zu treten, empfinde ich als negativ", erklärt Peter Berger, Chef der Stadtratsfraktion der Liste Streit. Auch damit umreißt er eine unter den politisch Verantwortlichen der Stadt verbreitete Auffassung: Keiner will Öl ins Feuer gießen, keiner schlafende Hunde wecken und sich dem Vorwurf aussetzen, er habe die Housing "wegegeredet". Genau das werfen viele dem CDU-Kreischef und Landtagsabegeordneten Michael Billen vor, der das Thema aus der Versenkung geholt hat (der TV berichtete). Die Informationen, von denen Billen im Februar Wind bekommen hatte, scheinen sich zumindest in weiten Teilen zu bestätigen, auch wenn an der Schlussfolgerung, dass die Haltung der Bundesregierung in der Irak-Frage den möglichen Rückzug der Amerikaner provoziert habe, nichts dran sein dürfte. Nun soll auch die Zeit des vorsichtigen Schweigens in den städtischen Gremien zu Ende gehen. Einen genauen Termin für einen möglichen Rückzug aus den insgesamt 50 Wohnblocks mit 1200 Unterkünften, die zusammen mit Kirche, Schulen, Kinderhort, Warenhäusern, Sportanlagen, Kino, Hospital und Zahnklinik auf mehr als 76 Hektar verteilt sind, hätten die Amerikaner zwar ihm gegenüber nicht genannt, sagt Bürgermeister Joachim Streit. Amerikanische Schule eröffnet Option in der City

Dennoch will er die etwas unverhofft entstandene Diskussion um die Zukunft der Amerikaner in der Stadt aufgreifen. "Wir sollten das zum Anlass nehmen, um uns ein Bild vom Status Quo in der Housing-Area zu verschaffen", sagt Streit, der am Montag bereits mit dem Ältestenrat, in dem die Fraktionschefs aus dem Stadtrat vertreten sind, über das Thema gesprochen hat. Am Mittwoch wurde der Bauausschuss informiert. Ziel ist eine Debatte in den Gremien. "Die städtischen Nutzungmöglichkeiten auf dem Areal sind heute nicht anders als sie in zehn Jahren sein werden. Deshalb können wir uns auch schon heute Gedanken machen", sagt Streit. Einen Vorschlag bringt er derweil schon in die Diskussion: "Außer den Gebäuden, die denkmalgeschützt sind, sollte man alle Wohnblocks abreißen", sagt Streit. Für die Stadt könnten einzig die Grundstücke interessant sein. Mit einer solchen Lösung könnte auch eine von vielen Mitgliedern des Stadtrats befürchtete - wenn auch bisher nicht offen angesprochene - Ghettobildung vermieden werden. Eine weitere Option war schon im vergangenen Jahr im Gespräch: die Nutzung der auf dem Housing-Areal vorhandenen Schulgebäude. Diese Idee war im Zusammenhang mit der Sanierung der Südschule ins Spiel gebracht worden. Damals wurde überlegt, die mitten in der Stadt liegende Schule nicht zu sanieren, sondern abzureißen und das Grundstück zu verkaufen, um mit dem Erlös einen Neubau der Schule zu finanzieren. Obwohl das Krankenhaus Interesse am Schulareal gezeigt hatte und bereits ein Entwurf für ein Patientenzentrum vorlag, wurde der Plan schließlich zugunsten einer sparsamen Sanierungsvariante aufgegeben. Hintergrund: Verkaufserlös und Landeszuschuss hätten bei weitem nicht für eine neue Schule gereicht. Bei der Entscheidung für die günstigere Sanierungsvariante war bereits darauf verwiesen worden, dass möglicherweise mittelfristig auch die Schule der Amerikaner genutzt werden könne, so dass das innerstädtische Filetstück auf elegante Art doch noch frei werde. Parallel zur Debatte über Nutzungsmöglichkeiten der Housing, hat Streit einen Brief an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) geschrieben und darum gebeten, auf höherer Ebene für Klärung der Angelegenheit zu sorgen, die seine Gespräche mit dem Kommandanten der Airbase Spangdahlem offenbar nicht herbeiführen könnten.

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