Er gab Deutschland in der Welt ein Gesicht

PRÜM. Gelungene Premiere: Erstmals verlieh der Geschichtsverein Prümer Land den Werner-Blindert-Preis. Prominenter Empfänger des Historikerpreises war der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

"Die Auszeichnung nehme ich mit großer Dankbarkeit an", sagte Hans-Dietrich Genscher, Ehrenvorsitzender der FDP und früherer Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, im Prümer Konvikt - Haus der Kultur. Dort überreichten ihm Volker Blindert, Vorsitzender des Geschichtsvereins Prümer Land, und Reinhold Maas, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, den Werner-Blindert-Preis. Viele waren gekommen, um den Mann zu sehen, der gemeinsam mit Helmut Kohl als Architekt der deutschen Einheit gilt. In seiner Begrüßung sprach Blindert von der rasanten Entwicklung einer kleinen Historiker-Gruppe, die sich in den vergangenen 24 Jahren mit mehr als 2200 Mitgliedern zu einem Verein beachtlicher Größe gemausert hat. Die Geschichte im Kleinen wie im Großen habe sich der Verein auf die Fahne geschrieben. Deshalb werde der Preis auch abwechselnd in den Kategorien "Geschichte überregional" und "Geschichte regional" verliehen. "Historikern, die sich vor Ort bemühen, fehlt oft die Anerkennung. Ihnen wollen wir eine Plattform bieten", betonte Blindert. Ein Ansatz, der Genscher gefiel und ihn spontan zu einer Zusage bewegte. Für die Wertschätzung des Preises sei das ein großer Erfolg, sagte der Sohn des verstorbenen Vereinsvorsitzenden Werner Blindert, nach dem der Preis benannt worden ist. "Werner Blindert hat viel bewegt", sagte Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen in seinem Grußwort. Er habe 1982 den Geschichtsverein gegründet, der sich zum viertgrößten Verein seiner Art in Deutschland entwickelt hat. Die regionale und überregionale Geschichte sei Blindert immer ein Anliegen gewesen. So wie Hans-Dietrich Genscher, mit dem der Geschichtsverein einen "deutschen Politiker und Staatsmann auszeichne, der wie kein anderer für die Verdienste um die jüngere deutsch-deutsche Geschichte steht", sagte Parteikollege und Bundestagsabgeordneter Edmund Geisen in seiner Laudatio. Geschichte geschrieben habe Genscher schon als Innenminister, als er das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre herabsetzte.Genscher: "Ebenbürtig zusammenarbeiten"

Es folgten 18 Jahre als Außenminister, "schon das ist eine historische Leistung", in der er Deutschland in der Welt ein Gesicht gegeben habe. Geisen erinnerte an den 30. September 1989, als Genscher vom Balkon der Prager Botschaft aus die Ausreisegenehmigung für DDR-Flüchtlinge verkündete. "Erst seit der Zeit, die Sie geprägt haben, sind auch die Schlagbäume zu den westlichen Nachbarn gefallen, und diese Region hat ihre Chance bekommen", sagte Geisen. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wer nicht weiß woher er kommt, auch nicht weiß wohin er will", sagte Genscher zu Beginn seines Vortrags über die Deutsche Einheit. Er erinnerte daran, dass viele sich damals schon damit abgefunden hätten, dass Deutschland nicht mehr eins werde. Doch die Teilung Deutschlands sei die Teilung Europas, ja der ganzen Welt gewesen. 2006 dürfe man darüber nachdenken, wie es weitergehe. Ob es ein asiatisches oder ein amerikanischen Jahrhundert werde. Die Botschaft Europas müsse sein, eine Zusammenarbeit auf der Grundlage von Ebenbürtigkeit zu leisten. Die Weltordnung sollte in allen Teilen der Welt als gerecht empfunden werden. Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro spendete Genscher der Deutschen Herzstiftung, deren Vorsitzende seine Frau ist.

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